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Sexualität - ein natuerliches Beduerfnis

Sexualität - ein natuerliches Beduerfnis

Titel: Sexualität - ein natuerliches Beduerfnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fried-Guenter Hansen
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um eine ganz eigene innere Erregung entstehen zu lassen. Es kann dabei
zu Orgasmen kommen, die nicht einmal der körperlichen Vereinigung bedürfen und
die auch viel länger anhalten und nachwirken, weil keine Notwendigkeit besteht,
sofort wieder in gewohnte angstbedingte Kontroll-Mechanismen zurückzufallen.
Sexualität wird auf diese Weise zu einer intensiven Meditation.

 
    Ich
möchte ein Beispiel von etwas Ähnlichem geben: Vielleicht kennt ja der eine
oder andere die Erfahrung. Man liegt mit dem Gefährten im Bett, liegt
nebeneinander, so kurz vor dem Einschlafen, wo man merkt: Irgendwie ist gerade
keine Energie für Sexualität da. Man schläft ein, und eine halbe Stunde oder
zwei Stunden später wird man wach, und im Halbschlaf nimmt man eine körperliche
Erregung wahr, eine körperliche Erregung, die nicht nur auf meiner Seite ist. Sondern
ich nehme eine uns umfassende erotische Energie wahr. Ich werde gar nicht
richtig wach, sondern unsere Körper finden sich irgendwie. Am nächsten Morgen
erinnert man sich an etwas Wunderbares, ohne genau zu wissen, wie es eigentlich
geschah.
    Jede
andere Form ist eigentlich Manipulation bzw. nicht Sexualität in ihrer
natürlichen Form. Wenn wir wirkliche Sexualität als heiligen und heilenden
Moment erleben wollen, müssen wir uns erst einmal von dem Zustand der
Bedürftigkeit, von Anspannung, von innerer Ruhelosigkeit und von Verleugnung
befreien.

 
    Wenn
ein Mann und eine Frau das erste Mal einer Anziehung folgen, sich im Bett oder
einem anderen geeigneten Ort befinden, bei diesem ersten Mal ist auf jeden Fall
Angst mit im Raum, Angst vor körperlicher oder seelischer Verletzung, Angst,
an alte Wunden erinnert zu werden, Angst, nicht wahrgenommen zu werden. Wie
damit umgehen? Wenn ich diese Angst aushalten würde, mich so stark öffnen
könnte, dass es mein Denken zur Seite schieben würde, nur noch durch Angst
gesteigerte Wahrnehmung bliebe, wohin könnte mich das führen?
    Es
führt mich genau dahin, wo der andere auch ist. Du fühlst seine Ängste und
Bedürfnisse, als wären es deine eigenen, und er oder sie fühlt deine Ängste und
Bedürfnisse, als wären es seine, bzw. ihre eigenen. Und jede Berührung erfolgt
in Achtsamkeit und spontaner Erfüllung von Wünschen und Bedürfnissen.

 
    Was
ich meine Töchter, die jetzt fünf und sieben Jahre alt sind, lehren werde, wenn
sie in die Pubertät kommen, ist: „Lass dich auf keine sexuelle Begegnung mit
einem Mann ein, der beim ersten Mal nicht deinen Genitalbereich ganz bewusst
willkommen heißt, ihn anschaut und durch seine Berührungen dich spüren lässt,
wie sehr er deine Empfindlichkeit, deine Angst und deine Unsicherheit fühlen
kann und ehrt!" Meinen Söhnen würde ich es ebenso sagen. Aber auch jedem
Erwachsenen rate ich dies für bestehende und für zukünftige Beziehungen. Nehmt
eure eigene Angst und Unsicherheit wahr, bringt sie in die Begegnung mit
anderen Menschen hinein! Das heilt. Alles was früher gewesen ist, auch an
traumatischen Begegnungen, an Missbrauch, kann geheilt werden.

 
    Danke
für eure Aufmerksamkeit!

Fragen

 
    Zuhörer:
Ich habe noch eine Frage. Ich sehe da noch einen Widerspruch in der Fixierung
auf das gegengeschlechtliche Elternteil und diese biologische Hemmung, von der
du vorhin gesprochen hast. Ist das ein Widerspruch oder ist das keiner? Wofür
ist denn diese Fixierung überhaupt gut? Sie ist ja voll überflüssig.

 
    Jedenfalls
ist es nicht gut, so zu tun, als gäbe es dieses Phänomen nicht. Es ist eine
biologische, vor allem aber auch eine spirituelle Tatsache. Es hat auch was mit
Dankbarkeit für das Geschenk des eigenen Lebens zu tun.

 
    Zuhörer: Aber was wäre denn,
wenn dieses Inzest-Tabu nicht in der Gesellschaft da wäre?

 
    Dann
könnte man diese Anziehung thematisieren. Dann würde man in dem Moment, wo es
zwischen Mutter und Sohn knistert, nicht wegschauen, sondern sagen: „So, das
ist der Moment, bei dem es darum geht, diese angeborene Lebenskraft zu einer
gemeinschaftsfördernden Kraft zu transformieren.“ Ohne diese Umwandlung bleiben
wir in dem falschen Bild von Liebe stecken, das mit der Behauptung einhergeht,
Lieben wäre das Gleichgewicht von Geben und Nehmen. In Wahrheit ist das die
Schutzbehauptung von Menschen, die in der Haltung leben: Erst einmal muss ich
bekommen, bevor ich selbst geben will, bzw.: Alles was ich jetzt gebe, gebe ich
in Wahrheit nur, um etwas zu bekommen.

 
    Zuhörer :
Aber selbst, wenn dieses Ritual vollzogen

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