Sexualität - ein natuerliches Beduerfnis
machen, von dem sie glauben,
dass es das ist, was der andere gerade braucht??? Beide geben sich auch Mühe zu
glauben, dass das, was sie bekommen, auch das ist, was sie haben wollen. Das
wird auf Dauer recht anstrengend und kann Stress in der Beziehung verursachen.
Gut gemeint...
Man
überlege einmal: Warum sind die Rotlichtmilieus immer um den Bahnhof herum
angesiedelt? Meine Antwort: Jeder Mensch ist in fremder Umgebung unsicherer,
ängstlicher. Wenn man Angst hat, welchen Teil seines Körpers will man dann
instinktiv am meisten schützen? Natürlich unsere Scham, den Bereich, in dem wir
physisch wie emotional am verletzlichsten sind. Abgesehen davon, dass ein
Schlag in diese Region tatsächlich tödlich sein kann, gibt es keinen anderen
Körperbereich, in dem so viele Nervenenden zu finden sind. Wenn wir uns in
einer Umgebung bewegen, die uns gänzlich unbekannt ist, stehen wir alleine da,
und Angst und Unsicherheit konzentrieren sich gewissermaßen in unserem
Genitalbereich. Es wird uns nicht direkt bewusst, aber instinktiv und
unweigerlich schaue ich als Mann mich stark nach attraktiven Frauen um. Also
die körperliche Angst, die Angstspannung in meinem Körper sucht nach einem
Ausweg. Sie wird mir nicht bewusst, aber sie ist schon als eine Art Spannung
da, für die ich eine Erlösung suche. Gott sei Dank gibt es heute in jedem Hotelzimmer
auch einen Fernseher, der mir ersatzweise meine Spannung absaugen kann. Aber
ich denke, ihr könnt nachvollziehen, wovon ich gerade rede: davon, dass man,
wenn man an fremden Orten ist, in einer inneren Aufregung ist, in einer Art
Aufgeregtheit und deutlich eine sexuelle Spannung im eigenen Becken wahrnehmen
kann.
Es
gibt natürlich viele andere Anlässe in unserem Leben, in Spannung zu geraten,
in Aufgeregtheit, in Angst. Sexualität ist ein häufig gewähltes Ventil. Viele
Menschen machen ja so Deals miteinander: Mich interessiert nicht unbedingt ein
anderer Mensch, aber ich brauche dringend mal wieder körperliche Entspannung. Dafür
kann ich vorübergehend Interesse an einem anderen heucheln oder mir sogar
selbst vorspielen.
Für
nicht wenige Menschen, Singles wie Verheiratete, ist dies die einzige Form von
Sexualität, die sie kennen. Die Frage ist: Muss dies der Normalfall der
Sexualität sein, oder gibt es auch andere Formen von Sexualität?
Zuhörer:
Mir ist gerade noch etwas eingefallen. Im Film, also im Actionfilm, ist
wirklich immer dann, wenn die Spannung am höchsten ist, kurz bevor man sich
vorstellt, dass einer ermordet wird, dann kommen genau immer die Liebesszenen,
wo sich die Hauptdarsteller vereinigen. Ist das Absicht beim Film, oder ist das
Zufall?
Lebenserfahrung.
Realität. Der Zuschauer empfindet das als natürlich. Da sind ein Mann und eine
Frau, und die stehen beide unter Druck und fallen übereinander her, ge- oder
missbrauchen sich, um Spannung abzubauen.
--- Vortragspause ---
Sexuelle
Wesen sind wir von Geburt an. Wir sind körperlich erregbar von Geburt an. Wir
sind aber noch nicht fähig, diese Erregung selbständig aufrechtzuerhalten,
aufzubauen oder eine körperliche Vereinigung einzugehen. Ein eigener innerer
Impuls dazu entsteht erstmals zu Beginn der Pubertät. Wenn es vorher geschieht,
handelt es sich um Initiation. Ein Kind empfindet es nicht als störend, wenn es
so im Genitalbereich angefasst wird, dass es das Wohlbefinden steigert. Es
steigert das gesamte körperliche Wohlbefinden, und da spricht auch nichts
dagegen. Es sei denn, dass ich als Erwachsener es benutze, um mich selber zu
erregen. Das wäre Missbrauch, und ein Kind würde dies unbewusst auch als
solchen wahrnehmen.
Ich
weiß nicht, wann das hierzulande aufgehört hat, obwohl es in anderen Kulturen
immer noch so ist: Es gibt ein ganz einfaches Mittel, wenn Kinder Einschlaf-
oder Schlafstörungen haben: Man muss nur eine Zeit lang ihre Genitalien ruhig
halten, dann kommen sie zur Ruhe und schlafen ein. Aber nicht Stimulation.
Unsere Genitalien sind der Bereich, wo sich unsere Anspannung, unsere Unruhe,
unsere Ängstlichkeit konzentrieren. Es ist aber auch der zentrale Bereich, wo
ich mit meiner beruhigenden Hand auf einen Schlag den ganzen Körper beruhigen
kann.
Ich
möchte noch einmal die Situation, die ich vor der Pause angesprochen habe,
vertiefen. Diese verstärkte erotische Ansprechbarkeit, wenn man in einer
unvertrauten Umgebung ist,
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