Sexy, süß und namenlos
angepasste Küchenarbeitsplatten waren nicht billig. Harley hatte nicht herumschnüffeln wollen, aber sie hatte nach einem Telefonbuch und der Nummer der Taxizentrale gesucht. Er finanzierte offenbar den gesamten Umbau des Hauses seiner Großmutter, laut Rechnungsnotiz ein Gebäude im viktorianischen Stil, um 1920 erbaut.
„He, Grandma, hier spricht Grant.“ Er strahlte so sehr übers ganze Gesicht, dass Harley ebenfalls lächeln musste. „Nein, ich bin noch im Büro. Ich bin gerade meine Anrufe durchgegangen.“
Sie hob die Braue bei dieser kleinen Lüge. Er zuckte die Schultern und strahlte unvermindert. „Ja, ich werde Sonntag kommen. Du sagst Mr Ross, dass er die Geländer nicht angleichen soll, ehe ich mir die Arbeit nicht selbst angesehen habe. Ich würde ja früher kommen, aber …“
Anscheinend hatte seine Großmutter ihn unterbrochen, denn er verstummte respektvoll. „Ja, gut. Ich werde es Mandy und Steve ausrichten. Ich rufe dich morgen wieder an.“ Er schwieg erneut. „Gut, dann sehe ich dich am Sonntag.“ Er legte auf, doch sein Gesicht zeigte noch einige Augenblicke lang den jungenhaft fröhlichen Ausdruck.
„Bist du mit Umbauarbeiten beschäftigt?“ Harley täuschte Neugier vor, damit er sie nicht verdächtigte, herumgeschnüffelt zu haben.
„Lil wohnt schon ihr ganzes Leben in dem Haus. Sie wurde dort geboren, nur ein Jahr, nachdem mein Urgroßvater es fertiggestellt hatte. Aber es ist alt und nicht rollstuhlgerecht. Ich versuche das zu ändern.“
„Ganz allein? Hilft Gus dir nicht?“
„Wenn er kann. Aber er muss noch sein Studiendarlehen zurückzahlen.“
„Deine Großmutter kann sich glücklich schätzen, dass sie dich hat.“
„Ich bin derjenige, der sich glücklich schätzen kann“, widersprach Grant. „Ich sehe meine Eltern nur einmal im Jahr, höchstens zweimal, wenn sie in den Weihnachtsferien nicht verreisen. Gus und Lil sind die einzige Familie, die ich habe. Lil ist eine großartige alte Dame, gebildet und voller Südstaatenstolz. Du würdest sie mögen, und sie dich.“
„Nicht, wenn sie erfährt, womit ich meinen Lebensunterhalt verdiene.“
Seine Miene wurde ernst, seine Stimme tief und sinnlich. „Harley, du bist eine faszinierende und charmante Frau.“
Harley umklammerte den Türknauf und räusperte sich verlegen. „Kommst du vor dem Dinner nach Hause?“
Grant zupfte an seiner Krawatte. „Ich glaube kaum. Ich habe noch jede Menge Arbeit zu erledigen. Ich werde gegen neun zu Hause sein. Dann fahren wir nach Tampa.“
Sie verabschiedete sich mit einem zaghaften Winken. Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, atmete sie erleichtert auf. Schon wenige Minuten allein mit Grant in einem Zimmer hatten eine verheerende Wirkung auf sie.
Draußen umgab sie die feucht-schwüle Luft. Mitten im kleinen, aber geschäftigen Zentrum von Citrus Hill erhob sich das Gebäude von First Investment geradezu symbolisch über die Antiquitätenläden, Boutiquen, Juweliergeschäfte und das Rathaus.
Nachdem Harley Mrs Langleys Artikel gelesen und Grant in seinem Büro besucht hatte, wusste sie, wie wichtig sein Job für den Ort war. Und für ihn. Zwischen den Rechnungen für die Renovierungsarbeiten hatte sie einen Brief vom Anwalt seiner Exfrau gefunden. Grant bewegte zwar Millionen, doch er hatte auch hohe Rechnungen zu zahlen. Harley würde es sich nie verzeihen, wenn er ihretwegen seinen Job verlor.
Auf dem Weg zu ihrem Parkplatz blieb sie vor einem Schaufenster stehen und betrachtete ihr Spiegelbild. Wem wollte sie etwas vormachen? Sie gehörte nicht in Designerkleidung, in einen luxuriösen Wagen oder in Grants Haus, wo sie lediglich seine Existenz gefährdete.
Sie stieg in den Wagen und fuhr los, den Blick fest auf die Straße gerichtet. Ganz gleich, was sie und Grant heute Abend herausfinden würden, sie durfte nicht länger als bis morgen früh in seinem Haus bleiben. Grant brauchte eine Frau wie sie nicht. Er brauchte jemanden mit Stil und Klasse, eine Frau, die ihn in seinem Büro besuchte, ohne sich gleich vorzustellen, Sex mit ihm auf seinem Schreibtisch zu haben. Eine Frau, die sich nur für den Mann auszog, den sie liebte.
Grant öffnete die Seitentür seines Hauses und betrat die Küche. „Darling, ich bin zu Hause.“
Harley schlug die Zeitschrift zu, die sie gelesen hatte. „Ich wette, das sagst du zu allen Stripperinnen mit Gedächtnisverlust, die du bei dir beherbergst.“
„Das ist mein üblicher Spruch.“ Er blieb abrupt an der Tür
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