SGK272 - Lift in Luzifers Höllenwelt
gelangen.
»Und Sie?«
»Ich sehe mich hier noch ein wenig um«, entgegnete
Kunaritschew auf die Frage.
»Nur Neugier - oder steckt mehr dahinter ?«
»Das erkläre ich Ihnen später . ..«
Der Taxifahrer warf einen bedeutungsvollen Blick auf
die Waffe, die Kunaritschew noch immer in der Hand hielt und setzte sich dann
langsam in Bewegung.
Als er sichhalbumdrehte ,sahX -RAY-7
es.
Die linke Schulter der Jacke war aufgerissen, die
bloße Haut war zu sehen.
»Einen Moment mal«, sagte der Russe.
»Ja?« Der Fahrer blieb stehen.
Kunaritschew humpelte einen Schritt nach vorn und betrachtete die Stelle genau.
»Ist was ?«
»Das weiß ich noch nicht«, sagte X-RAY-7 rauh. Er ließ
sich nichts anmerken. Die Stelle an der Schulter wies eine tiefe Fleischwunde
auf. Doch die war nicht rot, nicht wund und blutete nicht. .. das Gewebe war
weißlich- gelb, sah aus wie vereist. Das Fleisch glich der Substanz, aus der
der schlangengleiche, gewundene Leib bestanden hatte, der aus dem Wrack des Buick auf sie zugeschnellt und
dann auf geheimnisvolle Weise im Boden versickert war!
*
Zwei Gedanken kamen Kunaritschew gleichzeitig.
Durch die Umklammerung war entweder das Gewebe derart
verändert worden - oder das unheimliche, seine Form und Konsistenz wechselnde
Wesen hatte sich den Taxichauffeur als Wirtskörper ausgesucht. In diesem Fall
aber war der Mann nicht mehr der, der er zu sein vorgab. Er war eine
hochexplosive Zeitbombe, die jeden Augenblick zünden und auch Kunaritschew ins
Verderben schicken konnte.
Im ersten Fall jedoch war die Konsequenz eine andere.
Wenn der mutige und hilfsbereite Fahrer bei dem Zusammenstoß mit dem
Monsterwesen einen Schaden davongetragen hatte, musste er so schnell wie
möglich in ärztliche Obhut, um einer eventuellen weiteren Verschlimmerung
seines Zustandes vorzubeugen.
»Bleiben Sie in meiner Nähe, Mister ... ich komme am
besten gleich mit Ihnen. Aber ich fürchte - da wir beide angeschlagen sind -
werden wir nicht weit kommen. Ich rufe Hilfe herbei...«
»Das kann ich doch erledigen. Ich fühle mich wieder
okay .«
»Es ist besser, wenn Sie in meiner Nähe bleiben. Sie
haben eine Wunde, die gefällt mir nicht .«
Er tastete sofort danach. »Aber - ich spüre nichts.
Sieht's schlimm aus ?« fragte er besorgt.
»Kann ein Arzt besser beurteilen als ich. Ich gebe
Bescheid .«
Iwan Kunaritschew hatte die Situation geschickt
gewendet. Mit der Absicht, den Fahrer in seiner Nähe zu halten, schlug er zwei
Fliegen mit einer Klappe.
Nun würde sich schnell herausstellen, ob er
tatsächlich eine Verletzung davongetragen hatte oder seine Chance nutzte, den
Russen anzufallen und ebenfalls von seinem Körper Besitz zu ergreifen.
Iwan war auf der Hut. Er wusste nur zu gut, wie
riskant das Spiel war, das er bereit war zu spielen.
Er aktivierte den PSA-Ring und setzte sich mit Larry
Brent in Verbindung.
»Hallo, Towarischtsch! Ich hoffe, ich habe dich nicht
aus dem Tiefschlaf geholt ?« fragte er mit dem Anflug
eines Lächelns.
»Nein, ich kann dich beruhigen, Brüderchen. Ich bin
putzmunter und lese gerade noch ein bisschen .«
Kunaritschew hob leicht die Augenbrauen. »Ah, so nennt
man das heutzutage? Wieder etwas dazu gelernt, alter Schwerenöter. Ich nehme
an, Morna leistet dir dabei Gesellschaft ?«
»Hast du Röntgenaugen, Brüderchen ?«
»Nein. Aber ein Gespür für bestimmte Dinge.«
»Um andere Leute zu ärgern rufst du mitten in der
Nacht an? Das ist nicht die feine englische Art. Auch Leute, die der PSA treu
dienen, haben ein Recht auf Entspannung .«
»Ich schlage dir als guter Freund und Berater vor, die
Entspannung zu verschieben, Towarischtsch. Hier geht's nämlich recht spannend
zu. Um die ganze Sache voll genießen zu können, ist es unerlässlich, dass du
aus den Federn steigst .« Er sagte kurz, was sich
ereignet hatte.
»Ich mache mich sofort auf den Weg«, entgegnete Larry
Brent mit ernster Stimme.
»Ich warte auf dich, Towarischtsch. Um weiteren
Zeitverlust zu vermeiden, möchte ich dich bitten, mit einem Helikopter zu
kommen und am besten gleich einen Arzt mitzubringen. Wir haben möglicherweise
einen Patientin hier, der aufs höchste gefährdet ist. Und noch ein Tip! Vergiss
nicht, die Zeitung zusammenzufalten...«
»Welche Zeitung?«
»In der du eben gelesen hast, Towarischtsch ...«
»Die bring' ich mit. Sie hat die ganze Zeit mitgehört
und lässt sich nicht davon überzeugen, hier zu bleiben .«
*
X-RAY-7 unterbrach den Kontakt.
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