SGK272 - Lift in Luzifers Höllenwelt
Taxifahrer tauchte wie ein Schatten neben dem
Russen auf, der sich trotz heftiger Schmerzen in die Höhe schraubte.
»Sind Sie okay ?« fragte der
Mann am Steuer besorgt. Die Mütze hing schräg in seiner Stirn. »Der Kerl ist
voll wie eine Haubitze - oder total übergeschnappt ...«
»Oder er macht Jagd ... auf Menschen«, presste Iwan
Kunaritschew heiser hervor.
Der andere riss die Augen auf. »Was reden ... Sie denn
da? Kein Mensch käme auf die Idee ...«
»Ist Ihnen denn nichts aufgefallen? Er steuerte den
Wagen direkt... auf mich zu ... Das war kein Zufall! Hätte er ein Zielfernrohr
am Kühler gehabt - er hätte mich garantiert erwischt...«
Der Taxichauffeur legte die Stirn in Falten. »Versteh'
ich nicht. Wieso Zielfernrohr ... hätte ihm doch auch nichts genützt...«
»Versteh' ich selbst nicht. Hört sich nur witzig an -
das ist alles ...«
Der Fahrer blickte den Russen an, als wäre der Mann
nicht ganz richtig im Kopf.
»Aber ich möcht's gern genau
wissen. Heften Sie sich an seine Fersen! Ich zahl' Ihnen den doppelten
Fahrpreis, wenn Sie ihn einholen...«
Er humpelte auf das Taxi zu und stieg ein. Der Fahrer
startete sofort. Aus dem Lokal waren inzwischen zwei Kellner herausgelaufen,
die durch den Krach vor den Fenstern bei ihrer Abrechnung gestört worden waren.
Das Taxi benützte die gleiche Straße, die der
geheimnisvolle Wahnsinnsfahrer eingeschlagen hatte.
In der Ferne waren nur noch winzig und verloren die
roten Rücklichter zu erkennen.
Iwan saß da mit versteinerter Miene.
Sein Blick war wie hypnotisiert auf die Rücklichter
des vor ihnen fahrenden Wagens gerichtet. Der Taxichauffeur fuhr mit hohem
Tempo, um aufzuholen und den anderen nicht aus den Augen zu verlieren.
X-RAY-7 musste an das Gesicht denken, dass er nur für
einen flüchtigen Moment hinter der getönten Windschutzscheibe gesehen hatte.
War es wirklich ein Mensch gewesen? Einer, der eine
Maske getragen hatte, um sein Gesicht unkenntlich zu machen - oder einer, der
in natura so aussah?
Dann allerdings konnte man ihn nicht mehr als »Mensch«
bezeichnen! Es hatte eine Gestalt am Steuer gesessen, die einen dicken,
fahlgelben Kopf auf den Schultern trug. Der Kopf hatte ausgesehen, als wäre er
aus ungezählten schleimigen Beulen zusammengesetzt.
Ein Monster hatte Jagd auf ihn gemacht, um ihn zu
töten!
*
Susan Garons Herzschlag
stockte.
»Janett ?« fragte sie
unwillkürlich. »Aber die Tür - war doch verschlossen gewesen! Wie bist du denn
hereingekommen ?«
»Nicht durch die Wohnungstür, Missis Garon . Ich bin auch nicht, Janett ...«
Die Sprecherin kam jetzt vollends aus der dämmrigen
Zimmerecke. Da sah Susan Garon , dass es sich um eine Frau um die Fünfzig handelte. Nein, das konnte niemals Janett
sein!
Aber wie kam die Fremde in die Wohnung?
Susan Garons Miene
verfinsterte sich.
»Wie können Sie sich unterstehen, einfach hier
hereinzukommen? Wie haben Sie es überhaupt geschafft ?«
»Durch die Wand, meine Liebe ...«
»Nennen Sie mich nicht >meine Liebeuns nicht...«, protestierte die Wohnungs-Inhaberin.
»Das kann man ändern. Deshalb bin ich übrigens
gekommen. Wir werden uns kennenlernen !«
Susan Garon war beunruhigt.
Was war das nur für eine Nacht!
Stimmte etwas nicht mit ihrem Verstand? Konnte es
sein, dass sie Dinge sah und hörte, die überhaupt nicht existent waren?
Vielleicht war die Frau gar nicht wirklich, ebenso wenig wie Janett Erskin es
gewesen war!
Susan Garon musste daran denken, wie alles heute Abend begonnen hatte.
Schwindelgefühl... Unwohlsein ... Sehstörungen. Alles
Anzeichen einer großen, körperlichen Schwäche. Dann hatte sie plötzlich an
Janett Erskin denken müssen. Und seltsam, nur Minuten
später hatte Janett Erskin sich telefonisch bei ihr
zu einem Besuch angemeldet.
Susan Garon schloss drei Sekunden die Augen und ballte ihre Hände zu
Fäusten. Sie versuchte diese neue »Vision« - wie sie meinte - durch ihre Willenskraft
zu verdrängen.
»Ich bin ganz ruhig«, sagte die Frau mit halblauter
Stimme. »Ich fühle mich wohl... bin gesund ... mir fehlt nichts... es ist
niemand außer mir in der Wohnung. Wenn ich jetzt die Augen öffne, bin ich
allein...«
Sie öffnete die Augen.
»Irrtum«, sagte die Frau, die nur wenige Schritte von
ihr entfernt stand. »Sie sind nicht allein. Ich bin auch noch da .«
Susan Garons Augen wurden zu
schmalen Schlitzen. Sie musste sich im stillen eingestehen, dass die Frau
gegenüber ihr nicht ganz
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