SGK324 - Phantomjagd auf Morna U
auf seine
kräftige Hand, die mit dem Bierkrug spielte.
»Okay, weil du’s bist... ich erzähl dir, was
ich gesehen habe... Es liegt ein paar Wochen zurück ... es war spät ... ich war
wieder mal hier. Wie ich nach Hause gekommen bin, weiß ich nicht mehr... da
habe ich die Gestalt gesehen. Du darfst mich jetzt nicht auslachen ... ich
trinke viel, ich weiß, aber ich bin noch nicht so weit, daß ich weiße Mäuse
sehe. Und ’ne weiße Maus war es bestimmt nicht...«
Morna mußte sich weit über den Tisch beugen,
um ihn zu verstehen, obwohl George laut redete.
»... es war viel größer, ein Riese ... die
Gestalt war fahl-grün und sah aus wie ein Monster, das sich aus Nebel bildete
... Ich sah, daß es aus dem Kamin kam - und in der Luft verschwand. Schon
andere haben davon gesprochen, daß es im Haus der Tofflaines spuke. Aber nun
glaube ich es, und die Tofflaines sind oft unterwegs, um sich mit ihren
Geistern zu treffen. Eine verrückte Geschichte, nicht wahr? Aber sie stimmt. Sie
ist genauso wahr wie die, daß Pierre Tofflaine bereits tot war - und nun wieder
lebt...«
»Das ist ja toll!« stieß Morna hervor. »Und
wie kommst du darauf?«
»Ich sagte schon, daß in Tofflaines Haus
merkwürdige Leute aus- und ein- gehen. Sie beten den Satan an, sie treffen
sich, um schwarze Messen abzuhalten ... dann können sie fliegen. Ich habe schon
seltsame Geräusche im Haus erlebt - und Schatten, die sich auch dann bewegten,
wenn Josephine und Pierre überhaupt nicht in der Wohnung waren...«
»Vielleicht waren Freunde zu Besuch, denen
sie die Wohnung überlassen hatten?«
»Nein.«
»Was macht dich so sicher?«
»Es war niemand im Haus. Ich weiß es genau
...«
»Was weißt du über den Tod Pierre Tofflaines,
George?« hakte Morna wieder nach, als ihr Gesprächspartner eine nähere
Erläuterung mißachtete.
»Ich habe ihn selbst als Leiche gesehen ...«
War er so betrunken, daß er nicht mehr wußte,
was er sagte - oder schnitt er auf?
Die Worte des Mannes hatten die Wirkung einer
Bombe.
»Jetzt machst du Witze.« Morna lachte.
Der andere blieb ernst. »Lach nur ... ich
weiß, was ich weiß ... Ich bin nämlich im Haus drüben gewesen, als mich die
Neugier packte. Ist überhaupt kein Problem, da drüben ’reinzukommen. Da braucht
man nicht mal das Schloß zu knacken oder ein Fenster einzuschlagen. Die Tür
steht immer offen ...«
Zumindest hier mußte Morna ihm im stillen
recht geben.
Aber die andere Geschichte, die er dann
ausführlich darlegte, hörte sich doch sehr phantastisch an. Dennoch war Morna
bereit, ihr einen gewissen Wahrheitsgehalt zuzubilligen. Ihr eigenes Erlebnis
im Haus der Tofflaines war nicht minder ungeheuerlich.
»Seit geraumer Zeit schon spielte ich mit dem
Gedanken, mal in das Haus der Tofflaines einzudringen. Da drüben geschah
soviel, und die Tofflaines selbst führten ein Leben, wie ich es auch gern
geführt hätte. Ihnen rann das Geld geradezu durch die Finger. Sie fahren einen
großen Wagen, irgendso ein amerikanisches Supergefährt, einen Cadillac, glaube
ich ... cremefarben, beigegraue Ledersitze ... sie sind reich - aber sie geben
von dem, was sie besitzen nichts ab... da wollte ich mir etwas holen, verstehst
du?«
Es wurden immer größere Gräben aufgerissen.
»Du mußt von jemand anderem reden, George ...
das können die Tofflaines nicht sein.«
»Ich rede von ihnen und von niemand sonst!«
Er war in Rage geraten. »Die Bilder bringen ihm Hunderttausende, verlaß’ dich
drauf’. Und da er soviel zu Hause ’rumhängen hat, hab’ ich mir gedacht, ich
besorge mir eines oder zwei..., fällt ja nicht auf bei den vielen, die er
besitzt.
Ich betrete also die Wohnung - und höre das
leise Gurgeln...«
»Was für ein leises Gurgeln?« schaltete sich
Morna ein, als George sich wieder unterbrach. Sie befürchtete, er würde wieder
auf halber Strecke hängen bleiben.
»Ach, ich sollte vielleicht doch nicht
darüber reden...« Seine Stimme klang plötzlich schwach, Schweiß perlte auf
seiner Stirn. Der Mann gegenüber sah auf einmal aus, als ob er - Angst hätte...
»Oh, bitte, mir zuliebe. Ich bin schrecklich
neugierig...«
»Du solltest es lieber nicht sein. - Ich mache
dir einen anderen Vorschlag. Ich zahl’ jetzt, und du kommst mit mir nach
Hause...«
Morna zog einen Schmollmund. »Nachher«,
versprach sie. »Ich find’s hier gemütlich. Ich komm’ nachher mit,
einverstanden? «
Sie prostete ihm zu, bestellte zwei doppelte
Kognak und goß ihren unbemerkt unter
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