SGK342 - Das Echsengezücht greift an

notwendig, unschuldige Opfer
unheimlichen Experimenten zu unterziehen ?« stieß Larry
angewidert hervor.
    Der andere grinste unverändert. »Ohne Opfer
kein Fortschritt, gleich in welcher Lebenslage man diese Erkenntnis auch anwenden mag... Hier das Gehirn oder was immer es darstellt.
Angefangen hat es mit einer einzigen, einer bestimmten Zelle aus dem Schädel
des ersten Opfers, das mir in die Hände fiel. Der Mann starb, aber eine Zelle
aus seinem Organismus lebt noch heute. Im Zellenverband mit den anderen, die im
Lauf vieler Jahre hinzukamen. Aber nicht nur das. Die Zellen selbst vermehrten
sich, und entstanden ist jene graue Masse, die du unter der Folie siehst. Von
allen Operierten, die dich jetzt umstehen, ist mindestens eine Zelle in diesem
neuen Hirn enthalten. Dadurch ist ein geistiger Brückenschlag erfolgt zu den „Spendern“.
In dem Behälter existiert jetzt gewissermaßen ein zweites Bewußtsein außerhalb
der Körper jener, die dich jetzt umstehen. Nur so war es möglich, sie so rasch
hierher zu beordern. Das „Hirn“ hat dich bemerkt und einen Hilferuf
losgeschickt. Wie diese geistige Brücke funktioniert, erkennst du selbst. Ich
muß noch viel forschen - das ist meine Bestimmung. Dieses neue Hirn -
zusammengesetzt aus vielen verschiedenen Zellen - und die Geschöpfe, die dich umringen,
sind Meilensteine auf diesem Weg. Ich weiß, daß ich jeden Menschen verändern
kann. In meinem Sinn, denn in jedem Individuum stecken die Entwicklungsstufen
aller Lebewesen. Bevor der Mensch so aussah, wie er heute auftritt, machte er
eine Millionen Jahre währende Entwicklung durch. In
jeder einzelnen Hirnzelle ist dieses Programm aus der Vergangenheit noch heute
verankert. In jedem Menschen steckt etwas von einem Fisch, einem Vogel, einer
Echse. Die Echse ist das Geschöpf, dem ich mich eigenartigerweise am meisten
verbunden fühle. Doch das hat sicher seinen Grund. Die Echse ist
widerstandsfähig, die Gattung der Reptilien beherrschte viele
Jahrhunderttausende lang die Oberfläche der Erde. Die Reptilien gab es schon,
als die jungfräuliche Erde noch unter einer besonders intensiven kosmischen
Strahlung stand .«
    Er redete sich in Rage, und Larry Brent
überlief es bei dem Gedankengut, das ihm auf diese Weise vermittelt wurde,
abwechselnd heiß und kalt.
    Solche Dinge hatte er schon mal gelesen!
    Fernand Mundei, ein französischer
Wissenschaftler, hatte vor vielen Jahren darüber ein Buch verfaßt. Jetzt fiel
es ihm schlagartig wieder ein, in welchem Zusammenhang der Name Mundei ihm
schon mal begegnet war.
    Die Bücher eines schizophrenen
Wissenschaftlers! Genialität und Wahnsinn sprachen aus den Zeilen, die Mundei
verfaßt hatte, Genialität und Wahnsinn aus den Worten, die X-RAY-3 jetzt zu
hören bekam!
    Höhepunkt dieser schizophrenen Ausführungen
war gewesen, daß er behauptet hatte, er könne sich kraft seiner Gedanken in
eine Echse verwandeln, weil er die entsprechende „ Mutterzelle „ in seinem Hirn
entdeckt hätte. Wenn die Zelle von ihm durch seinen Geist beeinflußbar wäre,
könnte man dies auch durch einen mechanischen oder chemischen Reiz bei anderen
Personen ebenfalls bewirken. Viel Gelächter und Ablehnung hatte der Mann erfahren ...
    »Mundei...« murmelte Larry Brent, und plötzlich
fiel es ihm wie Schuppen von den Augen - Fer - nand Mu - ndei...«, zog er den
Namen absichtlich in die Länge.
    Fernand Mundei und - Fermu waren ein und
dieselbe Person!
     
    *
     
    Aber das war noch nicht alles.
    Während er wie in Trance den Namen über die
Lippen brachte, ging mit seinem Gegenüber eine Veränderung vor.
    Der grüne Schimmer auf Fermus Gesicht nahm
zu. Die Zellen schienen sich zu vergrößern. Das Gesicht wurde spitzer und nahm
deutlich den Ausdruck einer Echse an.
    Das war der Echsenmann, den Peter Marossa in
jener Nacht zu Gesicht bekam - und der ihm den Tod brachte!
    »Durch sezierende Gedanken«, erscholl es aus
dem Echsenmaul, »habe ich mich selbst entdeckt. Und mit Hilfe des Skalpells und
chemischer Substanzen will ich auch anderen dazu verhelfen, ihr wahres Ich zu
finden - und zu überleben ... Denn die Reptilien »verdautem die harte Strahlung
einer fernen Vergangenheit und vertrugen hohe Dosen radioaktiver Strahlung,
ohne zugrunde zu gehen. In jedem von uns ist ein Teil der Echsengene enthalten,
sie müssen nur zu neuem und intensivem Leben angeregt werden. Ich bin in meiner
Entwicklung schon einen großen Schritt vorangekommen, wie du siehst. Und
Marossa ist der Beweis dafür,