Shades of Grey - Geheimes Verlangen: Band 1 - Roman (German Edition)
eine der Platten und verschwindet.
Das Essen riecht köstlich – Chorizo und Jakobsmuscheln mit gebratenem rotem Paprika und Schalotten, bestreut mit glatter Petersilie. Obwohl mir Christians verschleierte Drohungen, die wiederholten Blicke von Miss Kleinmädchenzöpfe und das Debakel um meine fehlende Unterwäsche auf den Magen schlagen, stelle ich fest, dass ich Hunger habe. Errötend muss ich mir eingestehen, dass mir die körperliche Anstrengung des Nachmittags einen enormen Appetit beschert hat.
Kurz darauf kehrt Grace mit sorgenvoller Miene zurück. Mr. Grey mustert sie mit geneigtem Kopf – dieselbe Geste, wie ich sie von Christian kenne.
»Alles in Ordnung?«
»Nein. Schon wieder ein Masern-Fall.« Grace seufzt.
»O nein.«
»Doch, bei einem Kind. Schon der vierte in diesem Monat. Würden die Leute ihre Kinder doch nur impfen lassen.« Betrübt schüttelt sie den Kopf, doch dann lächelt sie. »Ich bin heilfroh, dass meine Kinder das nie durchmachen mussten. Das Schlimmste, was sie jemals hatten, waren die Windpocken. Armer Elliot.« Sie lächelt ihren Sohn nachsichtig an. Elliot hält mitten im Kauen inne und rutscht auf seinem Stuhl herum. »Christian und Mia hatten größeres Glück. Bei ihnen waren die Symptome so schwach, dass sie so gut wie keine Pusteln hatten.«
Mia kichert, und Christian verdreht die Augen.
»Hast du das Spiel der Mariners gesehen, Dad?«, wechselt Elliot das Thema.
Die Horsd ’œuvres sind ein Traum. Ich konzentriere mich auf mein Essen, während Elliot, Mr. Grey und Christian sich über Baseball unterhalten. Christian wirkt sehr entspannt und gelassen im Kreis seiner Familie, wohingegen mein Gehirn auf Hochtouren arbeitet. Welches Spielchen spielt Kate da, verdammt nochmal? Wird er mich bestrafen? Allein bei der Vorstellung verzage ich. Noch habe ich den Vertrag nicht unterschrieben. Vielleicht werde ich es auch gar nicht tun, sondern flüchte stattdessen nach Georgia und bleibe dort, wo er mich nicht finden kann.
»Und wie leben Sie sich in Ihrer neuen Wohnung ein, meine Liebe?«, erkundigt sich Grace höflich.
Dankbar für die Frage, weil sie mich aus meinen wirren Gedanken reißt, erzähle ich von unserem Umzug.
Nach der Vorspeise erscheint Gretchen, um die Teller abzuräumen. Nicht zum ersten Mal wünsche ich mir, Christian ungeniert anfassen zu können, damit sie merkt, wie der Hase läuft – er mag komplett abgefuckt sein, trotzdem gehört er mir. Sie räumt den Tisch ab, wobei sie ihm für meinen Geschmack eindeutig
zu nahe kommt. Zum Glück beachtet er sie nicht. Trotzdem schäumt meine innere Göttin vor Eifersucht.
Kate und Mia schwärmen indessen in den höchsten Tönen von Paris.
»Warst du auch schon mal in Paris, Ana?«, will Mia wissen.
»Nein, aber ich würde gern mal hinfliegen.« Mir ist bewusst, dass ich die Einzige am Tisch bin, die noch nie aus den Staaten herausgekommen ist.
»Wir haben unsere Flitterwochen dort verbracht.« Grace lächelt Mr. Grey an, der das Lächeln voller Wärme erwidert.
Es ist fast peinlich, den beiden zuzusehen. Sie lieben sich offensichtlich sehr, und für den Bruchteil einer Sekunde frage ich mich, wie es sein mag, in einer intakten Familie aufzuwachsen, in der beide Elternteile noch zusammen sind.
»Es ist eine wunderbare Stadt«, stimmt Mia zu. »Trotz der Pariser. Du solltest mit Ana mal hinfliegen, Christian.«
»Ich glaube, London wäre die bessere Wahl für sie«, erwidert Christian mit weicher Stimme.
Oh, er hat es also nicht vergessen. Er legt mir die Hand aufs Knie und lässt sie nach oben wandern. Augenblicklich spannt sich mein gesamter Körper an. Nein, nicht hier, nicht jetzt. Ich spüre, wie ich rot werde, und verlagere das Gewicht auf dem Stuhl, doch seine Hand legt sich um meinen Schenkel und zwingt mich stillzuhalten. In meiner Verzweiflung greife ich zu meinem Weinglas.
Miss Kleinmädchenzöpfe erscheint wieder auf der Bildfläche und serviert – erneut unter verstohlenen Blicken in Christians Richtung und mit wiegenden Hüften – den Hauptgang: Filet Wellington. Zum Glück stellt sie bloß die Teller hin und verschwindet gleich wieder. Nur als sie Christian seinen Teller reicht, verharren ihre Finger einen Moment länger als unbedingt nötig. Er wirft mir einen fragenden Blick zu, als ich zusehe, wie sie die Tür hinter sich schließt.
»Und was war das Problem mit den Parisern?«, wendet sich
Elliot an seine Schwester. »Konnten sie dich nicht mit ihrem berühmten Charme
Weitere Kostenlose Bücher