Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung: Band 3 (German Edition)
»Sein Timing ist echt mies.«
»Was meinst du?«
»Ich muss ein paar Tage weg.« Er berührte ihr Gesicht. »Wenn es kein Notfall wäre, würde ich hierbleiben.«
»Was ist denn passiert?« Während sie die Frage stellte, hatte sie schon Angst, er würde es ihr nicht sagen. Werwölfe waren auch dafür bekannt, dass sie ziemlich verschwiegen waren.
»Ich hab dir doch von meiner Halbschwester erzählt. Sie sollte hier auf die Schule gehen, wenn das Camp vorbei ist.«
»Ja?« Kylie freute sich, dass er sich ihr anvertraute.
»Na ja, und jetzt hat mein Dad sie zu seinem Rudel geholt und weigert sich, sie gehen zu lassen. Ich muss da unbedingt hin und versuchen, ihn zu überreden.«
»Ich dachte, du verstehst dich mit deinem Dad nicht gut.«
»Tue ich auch nicht. Aber ich habe keine andere Wahl. Ich bin bestimmt nicht länger als ein paar Tage weg. Ich werde Will beauftragen, ein Auge auf dich zu haben.«
Kylie erinnerte sich, dass Lucas ihr Will vor einer Weile mal vorgestellt hatte. Aber wie die meisten Werwölfe war er nicht sehr zugänglich, und sie kannte ihn kaum. Deshalb fand sie es auch irgendwie nicht so cool, dass er »ein Auge auf sie haben« sollte.
»Ich komm schon klar«, lehnte sie deshalb ab. »Burnett hat mir doch Schatten zugeteilt. Er muss nicht …«
»Ich würde mich aber besser fühlen, wenn ich weiß, dass ein Werwolf dir Deckung gibt.«
Kylie wurde nicht gern daran erinnert, dass Lucas seiner eigenen Art mehr traute als jeder anderen. Aber sie hatte schon genug um die Ohren, als dass sie noch ein weiteres Problem gebraucht hätte.
»Wann fährst du weg?«, fragte sie stattdessen.
»Jetzt gleich. Ich bin Samstag, spätestens Sonntag wieder da.« Er küsste sie. Der Kuss dauerte länger als ein typischer Abschiedskuss, und er war leidenschaftlich.
Als er sich von ihr löste, hörte sie ein leises Summen tief aus seiner Brust.
Sie grinste und sah ihn vorwurfsvoll an. »Du summst schon wieder.«
Er zog eine Augenbraue hoch. »Du weckst eben den Wolf in mir.« Er lehnte sich zu ihr und gab ihr einen schnellen letzten Kuss.
Kurz nachdem er weg war, fiel Kylie auf, dass er gar nichts mehr zu dem Miteinandergehen gesagt hatte.
Hatte er es sich etwa anders überlegt? Sie schloss die Augen und schob die Sorge beiseite, um später darüber nachzudenken.
Holiday kam ins Zimmer und umarmte sie. »Ich denke, wir sollten mal wieder einen Ausflug zu den Wasserfällen machen, was meinst du? Wie wäre es, wenn ich das mit Burnett abkläre, und wir machen das morgen?«
»Das wäre gut«, stimmte Kylie zu. »Wirklich gut.«
Einen Tag später rannten Kylie und Holiday durch den Vorhang aus Wasser und ließen sich auf den Felsbänken hinter dem Wasserfall nieder. Winzige Wassertröpfchen tanzten überall in der Luft und benetzten Kylies Gesicht. Ihre Haare waren bereits nass, und sie hingen ihr strähnig um die Schultern und tropften auf ihre Beine.
Es war ihr egal. Die besondere Atmosphäre durchdrang sie, und das erste Mal seit über einer Woche fühlte sie sich friedlich. Sie wusste, dass das nicht bedeutete, dass ihre Probleme gelöst waren. Ganz und gar nicht. Aber jetzt, in diesem Moment, hatte sie das Gefühl, alles würde gut werden.
Burnett, der nicht sehr glücklich darüber war, dass sie hier waren, stand draußen Wache. Der Vorfall von gestern hatte ihn noch besorgter gemacht. Sie sprachen von dem riesigen Loch, das Perry, Kylie und Ellie beinahe verschluckt hätte, als dem »Vorfall«.
Der Geologe, den sie angerufen hatten, um sich den Schacht anzuschauen, nannte es eine Laune der Natur, ein Sinkloch. Kylie wusste es besser – genau wie die meisten der Jugendlichen im Camp. Erstaunlicherweise war das Loch wieder geschrumpft, bevor der Experte es sich anschauen konnte. Da war Magie, böse Magie, am Werk. So viel war für Kylie sicher, und Miranda hatte das auch bestätigt.
Wegen des Wetters und des dichten Unterholzes hatte das Alarmsystem keine Eindringlinge feststellen können. Burnett war außer sich gewesen vor Wut. Nicht auf jemand Speziellen, sondern auf die allgemeine Situation. Sie hatte gehört, wie er mit der FRU telefonierte und ein besseres Alarmsystem verlangte – und zwar sofort.
Doch das, was auch immer da passiert war, kam von unter der Erde. Kylie fragte sich, ob es überhaupt irgendein Sicherheitssystem gab, das solche Eindringlinge feststellen konnte.
Noch dazu derart mächtige übernatürliche Eindringlinge, die Kylie aus irgendeinem Grund, den sie nicht
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