Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung: Band 3 (German Edition)
sah hoch und erkannte Chris, den Vampiranführer, der auch die Kennenlernstunde leitete. Er stand neben dem Sarg. »Wir haben heute einen der unseren verloren. Es ist unser Brauch, wenn ein Vampir stirbt …«
»Nein«, flüsterte Kylie wieder und stand auf. Ihr wurde plötzlich bewusst, dass sie zurück am Wasserfall war. Die Trauer, die sie spürte, war jetzt etwas gedämpfter, aber sie war immer noch schmerzhaft.
Kylie sah Holiday an, die neben ihr auf dem Felsen saß, die Arme fest um die angezogenen Beine geschlungen. Die Tränen in ihren Augen sagten Kylie, dass sie nicht nur in ihrer Vision vorgekommen war, sondern dass sie sie wirklich miterlebt hatte.
Jemand wird leben … aber jemand anderes muss sterben. Die Worte schienen von den Felsen zu fließen und von den Steinwänden widerzuhallen.
Kylie sah Holiday fragend an. »Was hat das zu bedeuten?«
Holiday blinzelte, und Kylie sah, wie sie sich bemühte, tapfer zu sein. »Was auch immer passiert, wir schaffen das schon.«
»Wir schon.« Kylie versuchte, das Gefühl der Ruhe abzuschütteln und die Trauer zuzulassen. »Aber jemand hier wird es nicht schaffen. Wir müssen etwas tun, um sie zu retten. Oder ihn.«
Es ist unser Brauch, wenn ein Vampir stirbt …
Chris’ Worte nagten an ihr. Wenn ein Vampir stirbt … O Gott. Bitte lass es nicht Della sein – oder Burnett.
Holiday schüttelte den Kopf. »Wir können nichts tun, Kylie.« Sie atmete ein. »Kannst du es spüren? Du musst es akzeptieren.« Ihre Augen wurden glasig. »Es bricht mir das Herz, aber das ist es, was sie uns sagen wollen. Jemand, den wir lieben, wird sterben, und wir müssen es akzeptieren.«
»Aber ich will es nicht akzeptieren.« Kylie wandte sich trotzig ab und ging durch die Wand aus Wasser ins helle Sonnenlicht. In dem Moment, als ihr Blick auf Burnett fiel, verschwand die Ruhe des Wasserfalls. Die Gelassenheit, die sie zuvor gespürt hatte, war nicht mehr als eine blasse Erinnerung.
Bitte nicht Burnett. Bitte nicht Della. Bitte nicht Burnett.
Sie wiederholte die beiden Sätze in ihrem Kopf wieder und wieder, als ob sie damit etwas bewirken könnte. Sie wollte am liebsten zu ihm rennen, seine Hände nehmen und ihn schwören lassen, dass er vorsichtig war und keine unnötigen Risiken auf sich nehmen würde.
Aber noch während sie es dachte, wusste sie bereits, dass nichts und niemand Burnett davon abhalten konnte, so zu sein, wie er war. Und er war nun mal risikofreudig.
Kylie spürte, dass Holiday neben ihr stand. Kylie schielte zu ihr rüber. Holidays Blick war auf Burnett gerichtet, und Kylie wusste, dass sie ähnliche Gedanken wie sie selbst haben musste.
Jemand wird leben … aber jemand anderes muss sterben. Die Worte ließen ihr keine Ruhe.
»Seid ihr zwei so weit?«, rief Miranda am Freitagabend aus dem Wohnzimmer.
Kylie seufzte. Miranda war nervös. Heute Abend war ihr großes Date mit Todd, dem süßen Hexer, und Kylie und Della sollten mit ihr am Tor warten.
»Ja, fast.« Kylie schnappte sich ihre Haarbürste und fuhr sich damit ein paarmal gedankenlos durchs Haar. Es war ihr gerade völlig egal, wie sie aussah.
Die letzten Tage waren wie im Flug vergangen, ohne dass sie wirklich etwas mitbekam. Zu akzeptieren, dass jemand versuchte, sie zu töten, war schon schwer. Aber zu akzeptieren, dass jemand, der ihr nahestand, sterben würde, war unmöglich.
Sie und Holiday waren sich nach wie vor nicht einig darüber, ob sie etwas tun sollten, um zu verhindern, dass die Vision Wirklichkeit würde. Was, wenn es Della war? Hatte Holiday nicht Angst, dass es Burnett sein könnte? Kylie war im Kopf alle Vampire im Camp durchgegangen. Einige kannte sie nur flüchtig, aber keiner verdiente es, zu sterben. Kylie war ganz kurz davor gewesen, Della von der Vision zu erzählen, aber hatte sich im letzten Moment dagegen entschieden. Sie konnte es ihr einfach nicht sagen.
Aus Gründen, die sie selbst nicht kannte, wusste sie einfach, dass es falsch war.
Holiday mahnte sie immer, die zweite Hälfte der Nachricht nicht zu vergessen. Jemand wird leben. Aber was war mit demjenigen, der sterben sollte? »Du kannst das Schicksal nicht ändern«, beharrte Holiday.
Kylie wollte sich damit nicht zufriedengeben. Die Gelassenheit, die Kylie am Wasserfall verspürt hatte, überkam sie noch ab und zu und betäubte ihren Schmerz etwas. Es half – aber nur bedingt.
»Ich warte schon«, rief Miranda ungeduldig.
Ich auch. Kylie sah den Geist an, der auf ihrer Bettkante
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