Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung: Band 3 (German Edition)
Kylie.
»Du starrst mich immer so an, als würdest du durch mich hindurchsehen. Das machst du schon seit zwei Tagen, und es ist ganz schön gruselig.«
»Tut mir leid.«
»Das liegt wahrscheinlich daran, dass sie ihren Werwolf-Hottie vermisst.« Miranda legte sich eine Hand auf die Brust. »Sie hat Liebeskummer. Ihre Aura ist schon ganz grau. Schon zwei Tage musste sie auf seine Küsse verzichten.« Dann öffnete Miranda die Hüttentür und scheuchte die beiden mit einer Handbewegung nach draußen.
»Armes Ding«, sagte Della gespielt mitleidig.
Kylie verdrehte die Augen und folgte ihnen nach draußen.
Sie waren noch auf der Veranda, als Ellie mit ein paar anderen Vampiren vorüberging.
Ellie winkte Kylie zu. »Wie geht es den Kratzern?«
»Sind weg.« Kylie hielt den Arm in die Luft.
»Cool.« Die Situation begann irgendwie ein bisschen unangenehm zu werden, und Ellie bemerkte es offensichtlich. »Dann mach’s gut.«
»Du auch«, sagte Kylie, und Ellie wandte sich zum Gehen. Da dämmerte es Kylie, dass die Person im Sarg auch Ellie gewesen sein könnte. »Ellie?«
Ellie drehte sich herum, und Kylie wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie wollte nicht, dass Ellie den Eindruck hatte, sie sei unhöflich. »Danke«, blubberte es aus Kylie heraus.
Ellie sah sie verwundert an. »Wofür denn?«
»Dafür … dass du so nett warst, nach meinem Arm zu fragen.« Okay, das klang echt bescheuert.
»Oh. Gern geschehen.« Ellie winkte ihr zum Abschied und rannte dann den anderen hinterher.
»Was sollte das denn?«, wollte Della wissen, als Ellie außer Hörweite war und sie sich zu dritt auf den Weg gemacht hatten.
»Das wüsste ich auch mal gern«, stimmte Miranda ein. »Ich meine, wenn ich wüsste, dass jemand mit meinem Freund geschlafen hat, wäre ich aber nicht so nett.«
»Derek war doch nicht mein Freund«, widersprach Kylie.
»Ja und Bären tun es nicht im Wald«, meinte Della grinsend.
Kylie hielt beide Hände in die Höhe. »Hört sofort auf, ja? Es ist mir vollkommen egal, was zwischen Ellie und Derek passiert ist.«
Della formte das Wort »Lügnerin« lautlos mit den Lippen und sagte dann: »Ehrlich gesagt kann ich die Frau nicht ausstehen. Ich hasse es, wie sie die ganze Zeit zu allen so nett und freundlich ist. Das schadet dem Ruf meiner Art.«
Kylie sah Della scharf an. »Behandle sie ja nicht schlecht wegen der Sache. Ich meine es ernst, Della. Sie wusste ja nichts von mir, als es passiert ist.«
»Na gut«, räumte Della ein. »Dann ist sie eben nicht hinterhältig. Aber eine Schlampe ist sie trotzdem.«
Miranda lachte, und Kylie stöhnte auf. »Ich glaube nicht, dass sie so ist.« Kylie zögerte und fügte dann hinzu: »Sie ist immerhin in das Erdloch gesprungen und hat ihr Leben riskiert, um Perry und mich zu retten.«
»Ja, das stimmt natürlich«, überlegte Miranda. »Aber das ändert noch nichts an der Tatsache, dass sie …«
»Verdammt! Können wir einfach nicht mehr darüber reden«, brauste Kylie auf.
»Mann«, meinte Miranda, »es muss schon wieder Zeit für diese Mond-PMS sein. Della hat schon recht, du warst echt nicht ganz du selbst in den letzten Tagen. Du bist mega leicht reizbar.«
Kylie wünschte sich, dass Miranda recht hatte. Dass ihre miese Laune auf nichts anderes zurückzuführen war, als dass sie ein Werwolf war – und nicht auf die lange Liste anderer Probleme.
Und wenn sie ein Werwolf wäre, würde sich Lucas freuen. Wirklich freuen.
»Shit!«, murmelte Miranda eine halbe Stunde später.
Sie warteten immer noch auf Todd, der sich verfahren und Miranda gerade deshalb angerufen hatte. Jetzt musste er jeden Moment bei ihnen ankommen.
»Was denn, shit?«, fragte Della, stimmte dann aber gleich ein. »O shit.«
»Was?« Kylie war offensichtlich die Einzige, die keinen Plan hatte.
Dann sah sie es, oder besser ihn und kam zu demselben Ergebnis. »O shit.«
»Hey«, sagte Perry, während er auf sie zukam. Kylie fiel auf, dass er eine andere Frisur hatte und ein engeres Shirt und andere Jeans trug als sonst. Irgendwie ließ ihn der neue Haarschnitt älter wirken, mehr wie einen Mann und weniger wie einen Teenager. Das enganliegende Shirt betonte seine breiten Schultern. Seine Augen waren blau, und er zwinkerte Miranda zu, dass es zum Dahinschmelzen war. In seinem Lächeln lag ungewöhnlich viel Selbstvertrauen. Auch seine Körperhaltung strahlte eine Gelassenheit aus, wie sie es noch nie bei ihm gesehen hatte. Zum ersten Mal glaubte Kylie zu wissen, was
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