Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung: Band 3 (German Edition)
Handflächen, mit denen sie über die Verletzungen fuhr, so wie sie es bei Lucas und Sara gemacht hatte. Blut, Ellies Blut, klebte ihr an den Händen. Sie weinte stärker und konzentrierte sich noch mehr, aber sosehr sie sich auch bemühte, ihre Hände wurden nicht warm.
Plötzlich saß Ellie neben ihrem Körper. »Es ist zu spät. Sieh nur.« Ellie zeigte gen Himmel. Die Abendsonne war ein großer orangefarbener Ball. »Ich kann meine Mutter schon dort oben sehen. Sie wartet auf mich.«
»Nein«, rief Kylie. »Geh nicht. Ich versuche, dich zurückzubringen.«
»Aber ich will mit ihr gehen. Ich vermisse sie.«
»Nein!«, schrie Kylie verzweifelt.
Ellies Geist stand auf. »Derek lebt.« Sie zeigte in Dellas Richtung, die weiter Steine aus dem Weg räumte. »Aber ich muss gehen. Danke, Kylie Galen. Danke, dass du meine Freundin warst. Danke, dass du mir beigebracht hast, über mich hinauszuwachsen. Danke für alles.«
»Bitte nicht«, flehte Kylie sie an. Aber es war zu spät. Ellies Geist flog in Richtung untergehende Sonne, und Kylie wusste, dass es hoffnungslos war.
»Ich hab ihn«, rief Della. »Derek ist hier.«
Kylie sprang auf und rannte zu ihnen. Er war bewusstlos, aber er atmete. Sie fand die Wunde an seinem Kopf und drückte ihre Hand darauf. Blut floss ihr über die Finger, aber es war ihr egal. Ihre Hände wurden warm, und sie spürte, wie sich die Hitze ihrer Handflächen auf Dereks Kopf übertrug.
»Hast du Ellie retten können?«, fragte Della.
»Nein. Es tut mir leid.« Kylie starrte Derek an, auf der Suche nach einer Reaktion.
»Holiday und die anderen kommen«, sagte Della mit gepresster Stimme, und als Kylie sie ansah, war Dellas Gesicht tränenüberströmt.
»Ich hab versucht, sie zu retten«, erklärte Kylie. »Ich hab es wirklich versucht.«
Derek setzte sich ruckartig auf. »Was ist passiert?«
Kylie stand auf. Derek sah sie an, und sofort verfinsterte Sorge seinen Blick. »Ellie?«
Kylie hielt sich die Hand vor den Mund und weinte.
Derek rannte nach draußen und fand Ellies toten Körper. Er kniete sich neben sie, und Kylie sah, wie sich seine Augen mit Tränen der Wut füllten. »Wer war das?«
Kylie empfand Schuldgefühle. »Es war der alte Vampir, der hinter mir her ist.«
Holiday und etwa ein Dutzend Jugendliche kamen um die Ecke gebogen. Kylie sah sich nach Lucas um und wünschte, er wäre hier, um sie zu trösten, aber dann fiel ihr ein, dass er seine Großmutter besuchen war.
Sie wandte sich ab, ihre Gefühle übermannten sie. Einige der Jugendlichen schrien auf, andere weinten. Zweifellos hatten sie Ellies Leiche gesehen.
Holiday kam zu ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
Tränen strömten ihr übers Gesicht; sie hielt ihre blutigen Hände vor sich ausgestreckt und schaute Holiday fragend an. »Was soll ich denn mit dieser Gabe, wenn ich diejenigen, die ich retten will, nicht retten kann?«
Holiday versuchte gar nicht erst zu antworten; sie legte einfach die Arme um Kylie und hielt sie fest.
»Wir müssen zurück, bevor es dunkel wird«, sagte Holiday schließlich.
Derek hob Ellies toten Körper auf, als wäre sie eine Puppe. Dann bückte er sich noch einmal nach ihrer Little-Vamp-Kappe, klemmte sie sich unter den Arm und ging los.
Sie gingen schweigend den steilen Pfad hinab. Derek verlor Ellies Kappe, und der Wind wehte sie weiter, an Kylie vorbei, die ganz hinten in der Gruppe lief. Kylie hörte, wie er jemanden bat, sie aufzuheben, und wie betäubt wandte sie sich danach um. Aber die Mütze war schon weitergeweht. Kylie ging ihr hinterher und hatte sie schon fast erreicht, als eine heftige Windböe die Kappe an den Rand einer Klippe trieb.
Kylie ging ein paar Schritte darauf zu. Der Wind hob die Mütze abermals an und trug sie noch ein Stück näher an die Kante. Dort blieb sie hängen, halb auf der Felskante und halb darüber hinausragend.
Erst da bemerkte Kylie die Unnatürlichkeit der Windböe.
Sie war nicht allein.
Das Geräusch eines knackenden Zweiges hatte noch nie unheimlicher geklungen. Jemand stand hinter ihr. Und nur einen Meter vor ihr war … der Tod. Sie hatte keine Ahnung, wie tief die Schlucht war, aber sie nahm an, dass der Fall tödlich sein würde.
Sie hielt den Atem an und rechnete jeden Augenblick damit, dass ihr jemand den tödlichen Stoß versetzte. Dann drehte sie sich herum. Mario, der alte Vampir, und zwei ebenfalls ältere Übernatürliche starrten sie aus kalten, berechnenden Augen an. Alle drei trugen eine Art
Weitere Kostenlose Bücher