Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung: Band 3 (German Edition)
Familie sein, so wie es schon immer hätte sein sollen.«
Der Schmerz, den ihre Großmutter hatte ertragen müssen, übermannte plötzlich Kylie. Dass sie Heidi sagen musste, dass Daniel tot war, tat ihr furchtbar weh.
Aber sie musste es ihr sagen, oder?
»Er wird ihn nicht finden«, sagte Kylie schließlich.
»Woher weißt du das?«
Kylie wischte sich die Tränen aus den Augen. »Er ist nicht in Irland.«
»Warum sonst sollte Malcolm dann nach Irland fahren?«
»Er will die Brightens treffen.«
Heidi setzte sich wieder aufs Bett und sah aus, als versuchte sie zu verarbeiten, was Kylie gesagt hatte. »Ja, das war ihr Name. Sie haben meinen Jungen adoptiert.«
Kylie nickte. »Aber dein Sohn ist nicht bei ihnen.«
»Wo ist er?« Sie sprang vom Bett auf. »Bring mich zu ihm. Ich will ihn sehen.«
Kylie hielt die Luft an. »Er ist schon vor längerer Zeit gestorben.«
»Nein!« , rief sie. »Er hat gelebt. Ich hab ihn noch einmal besucht, bevor sie mich und Malcolm für die Tests abgeholt haben. Das war ein paar Monate nach seiner Geburt. Meinem Sohn ging es gut, er war sehr gesund.«
»Er ist nicht als Baby gestorben«, erklärte Kylie. »Er ist groß geworden, hat eine Frau getroffen, in die er sich verliebt hat, und ist zur Armee gegangen. Er ist mit einundzwanzig Jahren gestorben, als er bei einem militärischen Einsatz eine Frau retten wollte. Er war ein Held. Du solltest stolz auf ihn sein.«
Heidi ließ sich wieder aufs Bett sinken. »Bist du dir sicher?«
»Ja.« Kylies Augen füllten sich wieder mit Tränen. »Ich wette, er wartet schon auf dich auf der anderen Seite.«
Sie sah nach oben, als könnte sie durch die Zimmerdecke direkt in den Himmel sehen. »Hast du ihn gekannt?«
Kylie nickte. »Aber nur als Geist.« Sie spürte, wie ihr die Tränen über die Wangen kullerten. »Er ist mein Vater.«
Heidis Augen wurden groß. »Das bedeutet ja, dass du …« Sie streckte die Hand aus und berührte Kylies Wange. »Ich hätte es wissen können. Du siehst Malcolm ähnlich. Blonde Haare statt rote, aber diese Augen …« Eine Träne tropfte von ihrer Wange. »Ich glaube … irgendwie hab ich es gewusst.«
Kylie blinzelte. »Ich hab so viele Fragen an dich, so viele Sachen, die ich wissen will. Vor allem: Was sind wir?«
»Wie meinst du das?«
»Wir sind Übernatürliche, richtig?«
Sie zögerte, als müsse sie darüber nachdenken. »Ja. Deshalb haben sie diese schrecklichen Tests an uns durchgeführt.«
»Also, was sind wir?« Kylie hielt die Luft an und wartete auf die Antwort.
Heidi runzelte nachdenklich die Stirn. »Ich … kann mich nicht erinnern. Tut mir leid. Aber …« Sie zeigte auf das Foto. »Malcolm kann sich garantiert erinnern. Der Mann vergisst nie etwas.«
Heidi stand auf. »Ich muss jetzt zu meinem Sohn gehen. Ich muss ihm sagen, dass ich ihn liebe. Nur aus diesem Grund bin ich noch hiergeblieben. Um ihm zu sagen, dass es mir furchtbar leidtut, dass ich ihn weggeben musste.«
»Warum hast du es dann getan?« Kylie hoffte, Heidis Erinnerung würde ganz zurückkommen. »Warum hast du ihn weggegeben?«
Sie legte den Kopf auf die Seite. »Weil sie die Kleinen noch mehr wollten als uns.«
»Wer? Die FRU?«
»Ja. Es war der einzige Weg, um ihn vor den Tests zu bewahren. Wenn ich mit ihm weggerannt wäre, hätten sie uns gefunden. Also habe ich ihn weggegeben. Malcolm habe ich gesagt, ich hätte das Baby bei der Geburt verloren. Ich musste es tun. Er hat denen vertraut. Er meinte, sie würden unserem Baby nicht weh tun und ihn nur für eine Weile beobachten. Aber ich habe ihnen nicht geglaubt. Deshalb hab ich das Baby zur Adoption freigegeben und Malcolm angelogen. Aber ich bin zurückgekommen, weil ich Malcolm so sehr geliebt habe.«
»Warum wollten sie Tests mit meinem Vater machen?«, fragte Kylie.
»Ich weiß es nicht mehr … Oder doch, es war, weil wir anders waren und sie das nicht mochten.«
»Wieso wart ihr anders?«
Sie schüttelte den Kopf und zog die Augenbrauen kraus. »Alles ist so durcheinander. Ich erinnere mich an manche Sachen und an andere gar nicht. Malcolm wird es wissen.«
Sie lehnte sich nach vorn und legte Kylie eine Hand an die Wange. »Ich gehe jetzt zu meinem Jungen. Und du, Kylie Galen, bist genau so, wie ich mir meine Enkelin gewünscht hätte. Jetzt muss ich gehen.«
Kylie wollte schreien und sie anflehen, hierzubleiben. Sie hatte noch so viele Fragen. Aber es war zu spät. Heidi war bereits verschwunden.
Eine Viertelstunde später saß
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