Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung: Band 3 (German Edition)
aufzuschieben. Mit all den anderen Punkten meinte Kylie ihre neuen Fähigkeiten, wie das Heilen, das Einreißen von Betonmauern und die Möglichkeit, dass sie ein Protector sein könnte. Mit dem Heilen und dem Mauern-Einreißen könnte sie noch irgendwie umgehen. Aber die ganze Protector-Mutter-Teresa-Sache? Auf keinen Fall. Das konnte ruhig noch eine Weile unbesprochen bleiben.
Und es war nicht so, dass sie sich davor drückte, wie Holiday ihr so oft vorwarf. Sie setzte nur Prioritäten. Und ihre oberste Priorität waren im Moment Derek und die verwirrenden Signale, die er ihr sendete. Wie konnte er sie plötzlich beschatten wollen, wo er sie vor zwei Wochen nicht einmal angeschaut hatte? Hatte er es sich anders überlegt? Wollte sie, dass er es sich anders überlegt hatte?
Sie dachte darüber nach. Dachte daran, wie nah sie sich ihm gefühlt hatte, als sie sich einmal gemeinsam davongeschlichen hatten. Er hatte sie mit seinen Küssen in den siebten Himmel gebracht. Sie vermisste auch, wie er es immer schaffte, dass alles um sie herum sich in eine Märchenwelt verwandelte. Sie hätte alles dafür gegeben, jetzt in einem Märchen zu sein und sich nicht um den ganzen Mist kümmern zu müssen.
Aber bedeutete das, dass sie bereit war, ihm zu vergeben, wenn er sich entschuldigen sollte? Sie drehte noch ein paar Runden in ihrem kleinen Zimmer und kam dann zu dem Entschluss, dass ihr Herz zu verwirrt war, um zu wissen, was es wollte.
Und wie um diesen Punkt zu verstärken, schoss ihr eine Erinnerung an den Kuss mit Lucas in den Kopf. Das war zwar keine Märchen-Illusion gewesen, aber sie konnte und wollte nicht bestreiten, dass es verdammt gut gewesen war.
Richtig, richtig gut!
Kylie warf sich aufs Bett. Sie war so durcheinander. Sie versetzte dem Kissen einen kräftigen Schlag und schrie dann in die Daunen.
Einen tiefen Atemzug später stand sie wieder auf. Sie hatte etwas zu erledigen. Auch wenn es vielleicht nicht richtig war. Sie schlüpfte in ihre Sportschuhe und schnappte sich ihre Haarbürste. Sie fuhr sich ein paarmal damit durch das blonde Haar, zog sich ein frisches weißes Trägertop an und stürmte aus der Tür.
Della hob den Kopf vom Sofa. »Hey.«
»Hey.« Kylie ging schnurstracks auf die Tür zu, weil sie keine Lust hatte, zu erklären, wo sie hinwollte. Außerdem hatte sie Angst, es laut auszusprechen, weil sie es sich dann vielleicht anders überlegen würde. Und das wollte sie vermeiden; sie hatte es sich ja eigentlich gar nicht richtig überlegt. Aber sie musste etwas tun. Sie hatte diesen elenden Schwebezustand satt.
»Wo gehst du hin?«, fragte Della.
»Raus.« Kylie griff nach der Türklinke. Stattdessen bekam sie aber Dellas Arm zu fassen, weil ihre Vampirfreundin wie der Blitz durchs Zimmer geschossen war und jetzt die Tür blockierte.
»Darf ich mal durch.« Kylie bemühte sich, ihre schlechte Laune nicht zu zeigen. So launisch, wie Della selbst war, so wenig Geduld hatte sie, wenn jemand anderes schlechte Laune hatte. Und sich mit Della und ihren Launen anzulegen passte gerade nicht in Kylies Pläne.
»Wo gehen wir denn hin?«, fragte Della.
» Wir gehen nirgendwohin. Ich gehe wohin.«
»Und ich gehe mit.«
»Nein, tust du nicht.«
»Doch, das tut sie.« Miranda kam aus ihrem Schlafzimmer. »Kylie Galen, darf ich Ihnen ihren ersten Schatten vorstellen: Della Tsang.«
»Zu Ihren Diensten.« Dellas Stimme triefte vor Sarkasmus. Sie machte sogar einen kleinen Knicks.
»Ach, verdammt!«, rief Kylie aus. »Ich werde das Camp nicht verlassen. Mir passiert schon nichts.«
Dellas Blick war unnachgiebig. »Du wirst die Hütte nicht verlassen, wenn du mich nicht mitnimmst.« Sie stützte die Hände in die Hüfte, um ihre Aussage zu unterstreichen.
Kylie atmete tief ein und versuchte, sich zu beruhigen. »Also, passt auf: Ich will zu Derek gehen, um mit ihm zu reden, okay? Und es tut mir leid, aber ich möchte nicht, dass du da mitgehst. Das ist meine Privatsache.«
Dellas genervter Gesichtsausdruck verschwand augenblicklich, sie sah beinahe mitfühlend aus. Sie wandte sich an Miranda: »Und du glaubst immer noch, dass es das Beste ist, es ihr nicht zu erzählen?«
»So ein Mist.« Miranda ließ sich aufs Sofa plumpsen. »Vielleicht hast du recht. Aber sag es ihr nicht einfach, sondern zeig es ihr.«
Kylie fiel wieder ein, wie ihre Freundinnen so geheimnisvoll getan hatten, kurz bevor Burnett in die Hütte gestürmt war. »Mir was nicht zu erzählen? Was denn zeigen?«
Della zog ihr
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