Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung: Band 3 (German Edition)
Burnett. Kylie hätte nicht darauf gewettet, aber sie hatte das Gefühl, dass es das erste Mal war, dass sie ihn lachen sah. »Holiday wird die Geschichte gefallen, oder?«
Kylie grinste. »O ja. Darf ich sie ihr erzählen, bitte?«
»Ich fürchte nicht.« Dann warf er ihr ein zaghaftes Lächeln zu. »Wenn es darum geht, sie zum Lachen zu bringen, muss ich jede Gelegenheit nutzen.«
Sie musterte ihn einen Moment lang und spürte seine Zuneigung zu Holiday. Da fiel ihr noch etwas ein, das sie ihn fragen wollte. »Du und Perry, ihr kennt euch schon länger, oder?«
Er antwortete nicht gleich. Dann sagte er: »Ein bisschen. Warum?«
»Die Art, wie ihr miteinander umgeht.«
Er nickte, rückte aber freiwillig keine Details heraus.
»War es durch das Pflegeeltern-Programm?«, fragte sie. »Warst du da mal Betreuer oder so?«
Burnetts Gesicht zeigte weiterhin keine Regung. »Er hat dir von dem Pflegeeltern-Programm erzählt?«
»Ja.«
Burnett nickte. »Ja. Wir sind uns durch das Programm ab und zu über den Weg gelaufen.«
Da er keine Lust zu haben schien, über seine Vergangenheit zu reden, beschloss Kylie, das Thema zu wechseln – zumindest teilweise. »Perry wird doch deshalb keinen Ärger bekommen, oder?« Sie hatte ein schlechtes Gewissen. »Ich meine, ich habe ihn doch angestachelt. Hätte ich ihn nicht aufgehalten, wäre er einfach gegangen.«
Burnett zog eine Augenbraue hoch. »Um ehrlich zu sein, für seine Verhältnisse hat er sich äußerst … na ja, sagen wir überlegt verhalten.« Er sah sich erneut um. »Du hast ja keine Ahnung, welche Art von Chaos ich schon hinter ihm aufräumen musste.«
Kylie stellte sich vor, wie Burnett einem jüngeren Perry zu Hilfe kam – einem Perry, der niemanden sonst hatte, weil ihn seine Eltern verlassen hatten. Ihre übriggebliebenen Zweifel an Burnett verpufften fast vollständig. Ohne nachzudenken, sagte sie: »Weißt du was, du bist nicht halb so hart, wie du tust.«
Burnetts Blick verfinsterte sich, als missfiel es ihm, dass sie hinter seine Fassade geschaut hatte. »Darauf würde ich nicht wetten. Frag mal Holiday.« Er stand auf. »Komm, ich bring dich zu deiner Hütte. Ich muss mich noch um Clark kümmern, und es wird sonst zu spät.«
»Du musst mich nicht heimbringen, ich komm schon klar.«
»Auf keinen Fall. Du stehst noch unter Bewachung.«
Als sie aus dem rauchigen Speisesaal hinaustrat, atmete Kylie erleichtert die frische Nachtluft ein. Die Erinnerung an ihren Tanz mit Lucas weckte ein Kribbeln in ihr, aber sie schob den Gedanken schnell beiseite. Sie wollte lieber daran denken, wenn Burnett nicht bei ihr war. Besonders, da sie befürchtete, dass Burnett vielleicht ihr privates Gespräch mitgehört hatte.
Sie bogen auf den Pfad zu den Hütten ein. Ein paar Nachtkreaturen raschelten im Unterholz. Burnett schaute nervös von rechts nach links, immer wachsam, immer auf der Hut.
»Du hast nichts Bedrohliches mehr bemerkt, oder?«, fragte er.
»Nein.«
»Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie viel es ausmacht, jemanden beschatten zu lassen.«
Kylie sah in der Dunkelheit zu ihm hoch. »Denkst du, das ist der einzige Grund, dass nichts mehr passiert? Dass jemand – also sehr wahrscheinlich Mario oder sein Enkel – immer noch darauf wartet, mich allein zu erwischen?« Sie überlegte, ob sie ihm von ihrem Traumerlebnis erzählen sollte, entschied sich dann aber dagegen.
»Ich denke, wir können nicht vorsichtig genug sein.«
Kylie spürte eine vertraute Kälte neben sich – sie hatte Besuch. Sie schaute sich um, ob der Geist schon erschienen war, konnte ihn aber nicht entdecken.
Doch das Gefühl der Trauer, das durch ihre Poren zu dringen schien, deutete darauf hin, dass es sich um Jane handelte. Kylie dachte wieder an die Frau und wie sie ihr Kind verloren hatte. Wenn Holiday da wäre, würde sie mit ihr darüber reden. Aber sie glaubte nicht, dass Burnett der geeignete Gesprächspartner in Geisterdingen war. Besonders, wenn es auch noch um einen schwangeren Geist ging.
»Wer beschattet mich denn morgen früh?«
»Della«, antwortete Burnett und sah sich um, als spürte er die Anwesenheit des Geistes.
»Erlaubst du uns, morgen zum Friedhof von Fallen zu gehen?«
Burnett blieb stehen. »Was wollt ihr denn da?«
Kylie rieb sich den Arm, um die Kälte zu verscheuchen. »Es hat mit meinem neuen Geist zu tun.«
»Das ist doch ein Grund, nicht dorthin zu gehen.«
Kylie musste mal wieder feststellen, dass echt alle außer Holiday und
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