Shadow Falls Camp - Entführt in der Dämmerung: Band 3 (German Edition)
den Kloß in ihrem Hals hinunterzuschlucken.
Lucas stellte sich neben sie. So nah, dass sie seinen Duft wahrnahm – es roch nach einem Morgen im Wald, wenn der Tau noch in den Blättern glitzert.
Er hob die Hand, als wollte er sie nach ihr ausstrecken, ließ sie aber schnell wieder sinken. Ein Stich der Enttäuschung durchfuhr sie.
Holiday beendete das Telefonat. »Das war Burnett.« Sie ging zu ihnen und legte eine Hand auf Kylies Schulter.
Kylie wollte nicht beruhigt werden; sie wollte Antworten. Deshalb schob sie die Hand der Campleiterin beiseite. »Sag mir einfach, was los ist. Bitte. «
»Derek hat angerufen«, rückte Holiday endlich heraus. »Er ist zu dem Privatdetektiv gegangen, der dir geholfen hat, deine Großeltern zu suchen, und hat ihn bewusstlos in seinem Büro gefunden. Das Handy des Mannes lag auf dem Boden, und es war Blut daran. Kurz gesagt, Derek glaubt nicht, dass es der Privatdetektiv war, der dir die SMS über deine Großeltern geschickt hat. Er hat Burnett angerufen, der jetzt gerade dort ist.«
Kylie versuchte zu verstehen, was ihr Holiday sagen wollte. »Aber wenn mir nicht der Detektiv die SMS geschrieben hat, wer denn dann?«
Holiday zuckte mit den Schultern. »Das wissen wir nicht.«
»Derek könnte falschliegen«, wandte Lucas ein, und in seiner Stimme schwang deutliche Abneigung gegenüber Derek mit, der Halbfee war.
Kylie ignorierte Lucas und versuchte zu begreifen, was Holiday andeutete. »Also … Derek und Burnett denken, dass Mr und Mrs Brighten Betrüger waren?«
Holiday nickte. »Wenn Derek recht hat und die SMS von derselben Person geschickt wurde, die den Detektiv niedergeschlagen hat, dann ist es naheliegend, dass die beiden aus einem anderen Grund hergeschickt wurden.«
»Aber es waren Menschen«, beharrte Kylie. »Ich habe es überprüft.«
»Auf jeden Fall Menschen«, stimmte Della zu.
»Ich weiß«, sagte Holiday, »deshalb hab ich sie auch nicht festgehalten und zur Rede gestellt. Ich will auf jeden Fall vermeiden, dass Shadow Falls noch mehr Aufmerksamkeit erregt. Schon jetzt sitzen uns die Anwohner im Nacken. Aber nur weil sie Menschen sind, heißt das ja noch nicht, dass sie nicht für jemanden arbeiten. Jemand Übernatürlichen.«
Kylie wusste, dass Holiday mit »jemand« Mario Esparza meinte, den Großvater des abtrünnigen Vampirs, der Kylie davon hatte überzeugen wollen, seine Freundin zu werden.
Für den Bruchteil einer Sekunde sah Kylie wieder die zwei jungen Mädchen vor sich, die sie in der Stadt getroffen hatten. Die zwei, die von Red, dem Enkel von Mario Esparza, ermordet worden waren. Wut stieg in ihr auf.
»Aber sie haben mir doch die Fotos mitgebracht.« Sie hielt den Umschlag in die Höhe.
Holiday nahm den Umschlag und schaute die Bilder schnell durch. Kylie hatte das Bedürfnis, sie ihr aus der Hand zu reißen und an sich zu nehmen, als wäre Holidays Handeln irgendwie respektlos. »Da sind gar keine Familienfotos dabei. Man sollte doch meinen, dass die Eltern auf einem der Fotos mit drauf sein sollten.«
Kylie nahm die Fotos und steckte sie wieder in den Umschlag. Sie konnte nicht glauben, was Holiday andeuten wollte. Dann fiel ihr etwas ein. »Aber was, wenn es doch meine Großeltern waren und derjenige, der bei dem Detektiv war, es jetzt auf sie abgesehen hat?« Sie dachte an die Zerbrechlichkeit der alten Frau. Das wenige Leben, das die Frau noch übrig hatte, konnte ihr ganz leicht genommen werden.
Kylie wurde das Herz schwer. Hatte sie Daniels Eltern in Gefahr gebracht, weil sie nach ihnen gesucht hat? War es das, was Daniel versucht hatte, ihr zu sagen? Sie spürte Lucas’ Blick auf sich, als ob er ihr Trost spenden wollte.
Holiday meldete sich wieder zu Wort: »Ich sehe keinen Grund, warum jemand sie da mit hineinziehen sollte. Aber für alle Fälle ist ihnen Perry gefolgt. Wenn jemand versuchen sollte, ihnen etwas anzutun, wird er sich darum kümmern.«
»Ja, Perry kann ordentlich austeilen, wenn er will«, fügte Della hinzu.
»Und ich bin sicher, der Privatdetektiv hat hundert verschiedene Fälle, an denen er arbeitet«, wandte Lucas ein. »Dass er angegriffen wurde, heißt noch lange nicht, dass das etwas mit Kylie zu tun hat. Es könnte auch mit einem anderen Fall zusammenhängen. Privatdetektive bringen dauernd Leute gegen sich auf.«
»Das stimmt«, gab Holiday zu. »Aber Burnett war so besorgt, dass er die Brightens so schnell wie möglich aus dem Camp haben wollte. Wir müssen vorsichtig sein.«
Kylies
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