Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
bereits gelungen, sowohl Della als auch Miranda gegen sich aufzubringen. Wobei die beiden sie zuerst genervt hatten. Kylie beschloss also, den Tag lieber freizunehmen. Einen ganzen Tag nur für sich. Ohne andere Menschen und Übernatürliche.
Heute sollte es nur sie geben – und ihr Stinktier.
Sie angelte sich eine Wasserflasche aus dem Kühlschrank und klemmte sich Socke unter den Arm. Dann beauftragte sie ihre Mitbewohnerinnen, Holiday Bescheid zu sagen und verschwand wieder in ihrem Zimmer, wobei sie die Tür hinter sich zuknallte – das musste mal sein.
Um neun Uhr klopfte Holiday an ihre Zimmertür. »Ich wollte nur mal nach dir schauen.«
»Ich will meine Ruhe haben«, sagte Kylie, ohne ihre Position auf dem Bauch liegend mit dem Gesicht im Kissen zu verändern. Sie hörte, wie die Tür geöffnet wurde.
»Schlechte Laune?« Über die Bedeutung, die in Holidays Frage mitschwang, wollte Kylie gerade echt nicht nachdenken.
»Ja, eine echt beschissen schlechte Laune.« Kylie rollte sich auf den Rücken.
»Okay.« Holiday kaute auf ihrer Unterlippe. »Wenn du mich brauchst, ich bin für dich da.«
»Ich weiß.«
Um zehn Uhr klopfte es wieder. Diesmal aber an der Hüttentür.
»Verschwinde«, rief Kylie.
Eine Minute später marschierte Derek ohne Einladung in ihr Zimmer. Das verbesserte ihre Laune nicht gerade. Außerdem erinnerte sie sich an noch etwas, das sie geärgert hatte und worüber sie noch nicht geredet hatten.
»Warum hast du mir nichts von der Sache mit dem Gedächtnislöschen erzählt?«, fuhr sie ihn an.
Er setzte sich auf die Bettkante. »Burnett hat mir geraten, es niemandem zu sagen.«
»Auch mir nicht?« Kylie setzte sich auf und zog die Beine an den Körper.
Sie war sich nicht sicher, ob es an ihrem Tonfall, ihrer Frage oder an ihrer Laune lag, die vielleicht ansteckend war, aber Derek sah inzwischen auch genervt aus. Und zwar richtig. »Weißt du, wenn du vielleicht etwas zugänglicher gewesen wärst, anstatt dir nur Sorgen darüber zu machen, ob jemand merkt, dass du mich magst, hätten wir auch ein bisschen mehr Zeit zum Reden gehabt.«
»Dafür habe ich mich doch schon entschuldigt.« Sie umschlang ihre Schienbeine mit den Armen. »Du hast mir aber anscheinend nicht verziehen«, sagte sie leicht vorwurfsvoll.
Er schüttelte den Kopf. »Okay, gut, vielleicht habe ich kein Recht deswegen sauer zu sein.«
Die Betonung des Wortes deswegen ließ sie aufhorchen. »Aber du bist noch wegen etwas anderem sauer, oder?«
Er runzelte die Stirn. »Ich sollte es aber nicht sein.« Er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und schaute sie dann an. Der Schmerz, den Kylie in seinen Augen sah, verscheuchte ihre schlechte Laune und sie machte sich Sorgen um ihn.
»Wegen was solltest du nicht sauer sein?«
Er stand auf und ging im Zimmer auf und ab. »Du hast mich nie angelogen. Nicht wirklich zumindest. Und ich konnte die ganze Zeit sehen, dass du noch Gefühle für ihn hattest. Wenn du ein schlechtes Gewissen hattest, wusste ich, dass du wahrscheinlich an ihn denkst. Ich wusste es, weil ich es fühlen konnte. Und trotzdem war ich so blöd, dir immer noch hinterherzulaufen, auch wenn du nicht richtig mit mir zusammen sein wolltest.«
Sie schüttelte den Kopf. »Das stimmt doch alles nicht.«
Er blieb stehen und atmete hörbar aus. Dann hob er den Blick und seine schönen, grünen Augen schauten sie verletzt an. »Ich kann eigentlich nur auf mich selbst sauer sein.«
»Warum denn?«, fragte sie genervt.
»Aber ich komme einfach nicht darüber hinweg, dass du es mir nicht erzählt hast.«
»Was hab ich dir nicht erzählt?« Kylie war verwirrt und andererseits … auch wieder nicht. Sie spürte, dass er von Lucas redete. Und das war nicht wichtig, denn Lucas und sie gab es nicht. Sie hatte sich entschieden.
Klar, da waren noch die Träume. Und schon meldete sich ihr schlechtes Gewissen wieder.
Er wedelte mit der Hand in der Luft. »Siehst du, so fühlst du dich fast immer, wenn wir zusammen sind. Irgendwie schuldig.« Er schüttelte den Kopf. »Sag mir, dass es nicht wahr ist. Sag mir, dass du nicht die ganze Zeit Briefe von ihm bekommen hast.«
Seine Aufforderung hallte in ihrem Kopf wider. »Ich … ich habe ihm nie zurückgeschrieben.« Sie wollte Derek klarmachen, dass sie nichts Falsches getan hatte. Aber die Wahrheit sickerte durch ihr Bewusstsein und blieb dort kleben, wie Honig am Frühstücksbrötchen. Wenn er von einem Mädchen, das er geküsst hatte, Briefe bekommen
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