Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen: Band 2 (German Edition)
Handys im Raum an zu klingeln. Na ja, alle außer Kylies. Ihr Telefon quakte kläglich wie ein erkälteter Frosch. Und da vorher alle Handys ausgeschaltet worden waren, ging ein Raunen durch die Gruppe.
Doch die Reaktion war noch gar nichts gegen den allgemeinen Aufschrei, der folgte, als der Kronleuchter auf den Tisch hinuntersauste und die Spaghetti in alle Richtungen verteilte.
Celeste, die professionelle Geisterseherin und C-Prominente, fiel in Ohnmacht. Kylie hatte nicht gewusst, dass sich Leute mit Rollatoren so schnell fortbewegen konnten. Allerdings noch nicht schnell genug für ihre Mutter. Kylie dachte für einen Moment, ihre Mom würde sich gewaltsam an die Spitze durchboxen, um als Erste aus dem Essenssaal zu gelangen.
Kylie kniete neben Celeste nieder. Als sich die letzten durch die Tür schoben, hörte Kylie noch, wie jemand sagte: »Wer ist eigentlich Trey Canon?«
Kylie schaute den älteren Mann verdutzt an.
»Keine Ahnung«, erwiderte eine Dame. »Aber der hat mich auch angerufen.«
Kylie schnappte sich ihr Telefon und tatsächlich hatte sie eine Mailbox-Nachricht von Trey.
Warum hatte der Geist jedem im Raum Treys Nachricht geschickt?
Kylie schaute den Geist an, der in der Mitte des Raums stand, das blutbesudelte Nachthemd jetzt auch noch voll mit Spaghetti und Sauce. Eins war sicher, so schnell würde Kylie keine Nudeln mehr essen können. »Es geht um Trey? Ich soll Trey helfen? Aber du hast gesagt … ›sie‹ braucht Hilfe.«
Der Geist verblasste langsam.
»Wehe, du verschwindest jetzt einfach!«, schrie Kylie.
»Es tut mir so leid, Schatz. Ich dachte, du bist direkt hinter mir«, rief ihre Mutter aus dem anderen Zimmer. Ein paar Sekunden später kam sie wieder angerannt und ließ sich neben Kylie auf die Knie nieder. »O Gott, ist sie etwa tot?«
Die Frau riss die Augen auf und schrie los.
Zwanzig Minuten später, als Kylies Mom gerade mit dem Sanitäter sprach, der Celeste und einen der Gäste, der über Schmerzen in der Brust klagte, im Krankenwagen begleiten würde, nahm Kylie heimlich das Handy ihrer Mutter und löschte Treys Nachricht. Das Letzte, was Kylie gebrauchen konnte, war, dass ihre Mutter jetzt misstrauisch wurde. Sie hoffte nur, dass ihre Mom nicht vorher schon Treys Name bei den anderen gehört hatte.
Kylie hörte sich auf ihrem Handy seine Nachricht an. Er sagte nur, dass sie ihn anrufen sollte. Das tat sie auch sofort, erreichte aber nur seine Mailbox. Na ganz toll!
Als Kylie am nächsten Morgen um neun Uhr aufwachte, machte sie zwei Entdeckungen.
Erstens: Sie war nicht im Morgengrauen vom Geist geweckt worden. Hatte das etwas zu bedeuten? War das ein gutes Zeichen? Oder ein schlechtes?
Zweitens: Und das war der größere Schock. Sie war nicht allein. Neben ihr, ganz ins Laken eingewickelt, lag jemand. Ob tot oder lebendig, da war sich Kylie nicht so ganz sicher.
Sie unterdrückte einen Schrei und berührte die Person neben sich. Oder eher, sie pikste sie. Der Körper war nicht kalt. Er gab sogar ein murrendes Geräusch von sich. Der Kopf ihrer Mutter tauchte aus dem Laken auf. Als sie Kylies Gesichtsausdruck sah, schoss sie hoch. »Was ist passiert?«
Kylie blinzelte. »Was tust du in meinem Bett?«
»Oh.« Sie fuhr sich mit der Hand durch ihre neue Frisur, die ihr wirklich gut stand. »Ich hab noch mal bei dir reingeschaut, ob alles okay ist. Ich nehme an, dann bin ich … wohl eingeschlafen.«
Kylie kicherte. »Du hast Angst gehabt.«
Ihre Mutter verdrehte die Augen so übertrieben, dass es sogar Sara neidisch gemacht hätte. »Neeeein.« Sie brach lachend zusammen. »Okay, ja. Es war zu gruselig. Ich konnte gar nicht fassen, wie gut du schlafen konntest.«
»Es war doch nur ein Geist.« Kylie grinste.
»Du sagst das, als wäre es für dich die normalste Sache der Welt.« Ihre Mutter streichelte Kylies Wange. »Ich bin so froh, dass du zu Hause bist. Wir haben doch Spaß zusammen, oder? Du musst nicht ins Internat gehen.«
Kylie blieb die Luft weg. »Aber ich will wirklich dorthin, Mom.«
Das Leuchten in den Augen ihrer Mom erstarb. »Lass uns nicht mehr darüber reden. Wir haben doch einen so schönen Tag vor uns.«
Trotz des schlechten Starts mit dem Internatsthema und der Tatsache, dass Kylie immer noch nicht Trey erreicht hatte, blieb ihre Stimmung positiv. Der Geist hatte offensichtlich entschieden, ihr eine Pause zu gönnen. Oder sie war der Meinung nach der vorherigen Nacht, genug Ärger gemacht zu haben. Einen Anruf bei der
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