Shadow Falls Camp - Geboren um Mitternacht: Band 1 (German Edition)
anhatte, stand sie auf und ging los, ohne zurückzuschauen. Die Gefühle überschlugen sich in ihrem Bauch.
Lucas hielt wieder den Zaun, und sie schlüpfte hindurch – diesmal ohne ihn dabei zu berühren.
Sobald sie sicher war, dass Trey sie nicht mehr sehen konnte, hörte sie auf, an ihn zu denken, und dachte lieber an den Kuss. Sie musste dringend auf den Boden kommen und versuchte, das Ganze einzuordnen. Ja, es war ein guter Kuss gewesen, aber es war auch nicht mehr gewesen als ein Kuss.
Oder?
Auf dem Heimweg sprachen sie nur wenig. Und sie schaute ihn kaum an, denn ihn ohne sein Shirt zu sehen … machte es schwer, nachzudenken. Als sie schon fast auf dem Pfad zum Camp waren, fiel Kylie auf, dass sie die eine Antwort, die sie von ihm gewollt hatte, noch nicht bekommen hatte. Erinnerte sich Lucas an sie?
Sie musste versuchen, die Frage so zu formulieren, dass es nicht so klang, als wollte sie, dass er sich an sie erinnerte. Oder so, als würde sie denken, ihre gemeinsame Kindheit würde sie irgendwie verbinden. Das war nicht so.
Wie hätte es so sein können, wo er doch sogar vorgeschlagen hatte, dass sie den Kuss vergessen sollte? Sie verspürte einen Stich. O Mann, warum musste es wehtun, dass er das gesagt hatte?
Sie atmete tief ein. Die Frage konnte sie auf die Liste setzen, die sie seit ihrer Ankunft in Shadow Falls im Kopf angelegt hatte.
Doch während die anderen Fragen warten konnten, konnte es diese Frage nicht.
Sie wollte es einfach wissen – musste es wissen – ob er sich an sie erinnerte.
Einfach raus damit. Einfach raus damit. Vor ihnen lichtete sich schon der Wald, und sie wusste, dass ihr nicht viel Zeit blieb. Vielleicht kam sie nicht mehr dazu, mit ihm zu reden, bevor sie nach Hause fahren würde.
»Weißt du, du erinnerst mich irgendwie an jemanden«, sagte sie vorsichtig.
»Tue ich das?« Er schaute sie nicht an.
»Ja.« Sie wartete darauf, dass er fragte, an wen.
Er fragte nicht. Stattdessen sagte er: »Das passiert mir oft.«
Sie kamen zur Lichtung und betraten den Pfad. Ihre Blicke trafen sich. »Ich muss gehen. Ich führe wieder eine Wanderung.« Er wandte sich zum Gehen.
»Lucas?«, rief sie ihm nach, und er drehte sich um. Sie zog sein T-Shirt aus und gab es ihm. Er nahm es.
Sie zog an ihrem feuchten Top. Es war noch nicht trocken, aber wenigstens nicht mehr durchsichtig.
Jetzt sah er ihr fest in die Augen.
Erinnerst du dich an mich? »Danke, dass du … mir die Dinosaurierspuren gezeigt hast.«
Er nickte. »Gern geschehen.« Er zögerte und sagte dann: »Es tut mir leid, Kylie.«
Sie wusste, dass er sich für den Kuss entschuldigte. Zuerst sagte er ihr, sie solle vergessen, dass es passiert war, und dann entschuldigte er sich auch noch dafür. Sie schluckte.
Dann ging er davon, und Kylie stand da, mit einem Gedanken im Kopf, der sich unablässig wiederholte. Es tat ihr nicht leid. Sie war nicht begeistert, dass Trey sie entdeckt hatte. Aber es tat ihr auch nicht leid.
Kylie hatte sich gerade etwas Trockenes angezogen, als sie jemanden in die Hütte kommen hörte. Sie kam aus ihrem Zimmer und sah Della, die in der geöffneten Kühlschranktür stand und … etwas trank.
Blut. Kylie zwang sich, es zu akzeptieren. Ihre Freundin war ein Vampir, und Vampire tranken eben Blut, ohne konnten sie nicht überleben. Es war an der Zeit, dass Kylie sich damit abfand. »Hey.«
»Ich rede nicht mit dir.« Della schraubte die Flasche wieder zu und verstaute sie im Gemüsefach, als wollte sie sie verstecken.
»Ich kann es dir nicht verübeln. Ich war eine miese Freundin.«
Della drehte sich herum. »Ist das deine Art, zu sagen, dass du doch nicht gehen wirst?«
Kylie überlegte, wie sie am besten darauf antworten konnte. »Ich weiß es noch nicht. Ich habe mit Holiday ausgemacht, dass ich auf jeden Fall zwei Wochen hierbleibe. Also sollte ich vielleicht bis dahin weder ja noch nein sagen.«
Und dann, bevor sie es sich anders überlegen konnte, streckte Kylie ihren Arm aus und rieb sich mit dem Finger über die Adern in der Armbeuge. »Hast du die Instrumente da?«
Della zog die Augenbrauen hoch. »Welche Instrumente?«
»Um mir Blut abzunehmen. Lucas hat gesagt, dass euch das beigebracht wird.«
»Ich hab doch nicht …« Sie schaute sie groß an. »Ich hab nie gefragt …«
»Ich weiß, aber du hast deshalb nicht gefragt, weil du dachtest, dass ich nein sage, stimmt’s?«
»Ja, deshalb auch.« Della beobachtete sie kritisch.
»Und weshalb noch?«, fragte
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