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Shadow Falls Camp - Geboren um Mitternacht: Band 1 (German Edition)

Shadow Falls Camp - Geboren um Mitternacht: Band 1 (German Edition)

Titel: Shadow Falls Camp - Geboren um Mitternacht: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.C. Hunter
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Eier«, frotzelte Della.
    Sie lachten alle drei. Und dann klingelte Kylies Handy. Sie schielte aufs Display und sah die Nummer ihres Vaters. Ihr Lachen verwandelte sich in ein Stirnrunzeln. Und dann, einfach weil sie die Stimmung nicht ruinieren wollte, schaltete sie den Ton aus und steckte das Handy wieder in die Tasche zurück.

    Die nächsten anderthalb Tage gingen schnell vorbei. Es half, dass sich keine weiteren Tragödien abspielten – keine Überraschungsbesuche von Trey, keine Auseinandersetzungen mit Fredericka, nicht einmal ein Streit zwischen Della und Miranda. Sie hatten Blut gespendet, und es fühlte sich richtig an.
    Und dann kam die Nacht.
    Kylie erwachte schweißgebadet und fror. Sie setzte sich in ihrem Bett auf. Sie spürte, dass der Geist da war. Dann merkte Kylie, dass sie gar nicht in ihrem Bett war. Sie war nicht einmal im Camp.
    Ihr Herz raste, während sie versuchte, sich ihre Umgebung zu erklären. Sie erkannte, dass sie nicht einmal mehr in Texas war. Nicht einmal in den Vereinigten Staaten. Es fühlte sich fremd an … und doch irgendwie vertraut, wie die Bilder, die sie in den Golfkrieg-Filmen gesehen hatte, die ihre Mutter so gern sah.
    Kylie stand vor einem kleinen Haus auf einem Stück Land, auf dem weder Bäume noch Gras wuchsen. Es war heiß. Nicht texas-heiß, mehr wie Wüstenhitze. Die Sonne war bereits untergegangen, und es dämmerte. Der Geruch von verbranntem Gummi und Holz, von Zerstörung, lag in der Luft. Und es war laut. So laut. Es war, als hätte jemand plötzlich die Lautstärke aufgedreht, der Lärm um sie herum war ohrenbetäubend – sie hörte Schreie und lautes Krachen – Bomben, die in der Entfernung verhallten. Schüsse. Jemand rief ihr zu, dass sie ihnen folgen sollte. »Das ist nicht unser Problem«, schrie die männliche Stimme.
    Was ist nicht mein … Sie hörte ein Wimmern – eine Frau, stellte Kylie fest. Eine Frau, die um Hilfe schrie, die Schmerzen hatte.
    Angst keimte in Kylie auf, und sie wusste, dass das, was auch immer mit der Frau geschah, furchtbar war. Und ungerecht. Kylie wollte kein Teil davon sein. Wollte es nicht sehen, wollte nichts davon wissen. Zu grausam. Nicht mein Problem.
    Was war nicht ihr Problem? Verwirrung machte sich in ihrem Kopf breit.
    Es ist ein Traum. Nur ein Traum. Wach auf. Wach auf. Sie versuchte, sich zu erinnern, wie Dr. Day ihr beigebracht hatte, die Träume zu unterbrechen, aber sie konnte es nicht. Sie schloss ganz fest die Augen und öffnete sie wieder, in der Hoffnung, dass sie jetzt wieder in ihrer Hütte war.
    Sie war es nicht. Sie stand nun dichter am Haus, war den Schreien noch näher. Die Frau war in dem Haus. Irgendjemand tat ihr weh. Wer? Warum? Was bedeutete das alles? Warum war Kylie hier? Warum steckte sie in einem Kriegsfilm fest? Oder war es gar kein Film? Nein, es war ein Traum.
    Ihr Kopf versuchte, die Fragen zu verarbeiten. Es ist keine Zeit zum Nachdenken , mahnte eine innere Stimme, nur Zeit, zu fühlen und zu verstehen .
    Warum musste sie denn verstehen?
    Ihre Fragen verschwanden, und sie war wieder ganz und gar in dem Traum, in dem Chaos, in der Entsetzlichkeit des Kriegs. Sie fühlte eine enorme Schuld, weil sie der Frau nicht helfen wollte, helfen konnte. Wenn sie rannte, wenn sie jetzt sofort losrannte, wusste sie, dass sie die anderen noch einholen und entkommen konnte.
    Alternativen tauchten in ihrem Kopf auf. Sie konnte leben, wenn sie jetzt wegrannte. Aber konnte sie leben, mit dem Wissen, dass sie das, was mit der Frau geschah, zugelassen hatte?
    Nein, das konnte sie nicht. Sie schaute hinab auf ein Sturmgewehr in ihrer Hand. Genau wie die Waffen in den alten Kriegsfilmen. Sie musste denjenigen aufhalten, der die arme Frau verletzte, wer auch immer es war.
    Kylie trat die Tür ein und zielte mit dem Gewehr auf den Mann, der über die Frau gebeugt war. »Aufhören!«, schrie Kylie, aber es war nicht ihre Stimme, die das verlangte. Es war die Stimme eines Mannes.
    Kylie erstarrte für einen Moment, dann sah sie, dass der Mann bei der Frau ein Messer hatte. Die Frau, deren Kleider zerrissen waren, über deren Gesicht und Hände Blut strömte, entfernte sich kriechend von ihrem Angreifer. Der Mann drehte sich zu Kylie um. Er rannte auf sie zu, sein blutiges Messer zum Angriff erhoben. Ihre Finger betätigten den Abzug. Sie sah ihn fallen und verspürte keine Reue, ihn erschossen zu haben. Er war böse, das wusste sie.
    Ein Junge kam zur Tür hereingerannt. Er hatte dunkle Haare und Augen.

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