Shadow Touch
Türmchen, den hübschen, runden Kuppeln und dem riesigen roten Schild, das an seiner Front angebracht war. Obwohl der Bahnhof eher kitschig als entzückend wirkte, strahlte er einen gewissen Charme aus.
»Wir sind immer noch in der Nähe des Wassers.« Rik schien fast mit sich selbst zu sprechen.
»Die Zolotoy-Rog-Bucht liegt unmittelbar hinter dem Bahnhof«, bemerkte Artur. »Noch können Sie umkehren.«
Rik sagte jedoch nichts weiter. Ihr Fahrer steuerte den Wagen direkt auf den Bürgersteig, dicht an einigen alten Frauen vorbei, die sich schleunigst in Sicherheit brachten und dabei wie Hühner mit den Armen schlugen. Dann zog der Fahrer die Handbremse an, warf den aufgebrachten Frauen einen gelangweilten Blick zu und scheuchte sie mit einer Handbewegung davon. Beleidigend, herablassend - hätte sich ein anderer Mann ihnen gegenüber so verhalten, er hätte sein Leben vermutlich in einer Blutlache ausgehaucht. Stattdessen jedoch warfen die Frauen nur einen scharfen Blick auf den Fahrer und das Nummernschild des Wagens und gingen weiter. Recht zügig.
Auch wegen des unvorschriftsmäßig geparkten Wagens gab es keine Schwierigkeiten. Elena sah sogar einen Polizeibeamten am Ende der Straße, der sich ostentativ umdrehte und in die andere Richtung davonging. Plötzlich war sie sehr froh, dass Mikhail auf ihrer Seite stand.
Und er half ihnen noch weiter; denn der Fahrer folgte ihnen in den Bahnhof. Es war klar, welche Aufgabe er hatte: die eines Leibwächters. Ein gemieteter Killer, der für ihre Sicherheit sorgen sollte. Etwas, das Artur vertraut sein dürfte. Elena fragte sich, ob ihm diese Umkehrung der Rollen merkwürdig vorkam. Andererseits erschien ihr Artur einfach zu jämmerlich. Früher hatte er einen Auftrag bekommen und ihn erledigt. So wie der Mann, der im Augenblick hinter ihnen ging, seinen Job machte - nicht mehr und nicht weniger. Sobald er sie sicher in den Zug gesetzt hatte, würde er zweifellos zu seiner Freundin oder Familie nach Hause zurückkehren. Nach einem weiteren Tag harter Arbeit.
Rik betrachtete den Leibwächter. »Wovon leben Sie eigentlich, Artur? Sie scheinen viele ... interessante Leute zu kennen.«
Interessant? Elena hätte fast laut herausgelacht.
»Ich arbeite für eine private Detektivagentur in den Vereinigten Staaten«, erwiderte Artur. »Davor allerdings ...«Er zögerte, und Elena stieß ihn sanft mit dem Ellbogen an. Es half nichts, diesen Männern die Wahrheit vorzuenthalten.
»Bei der Mafia«, fuhr er mit einem kurzen Seitenblick auf Elena knapp fort.
»Der Mafia«, wiederholte Rik. »Sie veralbern mich.«
Amiri brummte leise in der Kehle. »Das glaube ich eher nicht.«
»Oh.« Rik musterte erneut ihren Leibwächter, der sie bewundernswert gründlich ignorierte. »Okay.«
Artur wartete, doch Rik sprach nicht weiter. Nach einem Atemzug fragte Amiri: »Wollen wir jetzt weitergehen?«
So viel zum Thema »gehasst und gefürchtet werden«. Elena hätte gern gelächelt. Stattdessen streifte sie jedoch nur kurz Arturs Hand mit der ihren und fühlte, wie er tief Luft holte. Dann betraten sie den Bahnhof.
Der Innenraum war weit moderner, als Elena erwartet hätte, obwohl es auch hier überall von Menschen wimmelte. Die Menge machte sie nervös. Sie rechnete jeden Moment mit einem Angriff, einer fremden Hand, die sie packte und wieder gefangen nahm. Sie wünschte sich, Rictor wäre hier; ein Gedankenleser wäre in diesem Augenblick genau der richtige Freund. Hoffentlich ging es ihm gut. Außerdem hoffte sie, dass er eines Tages zurückkam und ihr einige Dinge erklärte. Warum er ihr zum Beispiel geholfen und nach ihrer Ankunft begonnen hatte, Widerstand zu leisten.
Besser, wenn du es nicht erfährst. Ja, vielleicht. Aber diese unersättliche Neugier konnte eine schreckliche Plage sein.
Die Schlangen vor den Fahrkartenschaltern waren monströs; genau genommen waren es gar keine Schlangen, sondern nur eine ungeheure Menschenmasse, die in eine Richtung wogte. Das dauert doch Stunden, dachte Elena. Es würde Stunden kosten, sich durch diese Massen zu kämpfen. Bis sie einen Schalter erreichten, hatte sie der stille Mann vermutlich bereits auf einem Grill geröstet.
Artur wirkte dagegen überhaupt nicht besorgt. Er bat sie, an der Wand zu warten, hinter dem ersten Pfeiler eines Säulengangs. Der Fahrer blieb bei ihnen. Elena zweifelte nicht daran, dass er bis an die Zähne bewaffnet war, was ihr allerdings auch ganz recht war. Wundervoll. Sie hielt zwar nicht selbst die
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