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Shadow Touch

Titel: Shadow Touch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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tun sollst. Du willst praktisch vollkommen unbeleckt von allem improvisieren.«
    »Ehm ... ja«, gab er zu. »Es ist nahezu unmöglich, die Situation konkret einzuschätzen, ohne mehr Informationen zu sammeln.«
    »Dich interessiert die Einschätzung der Lage überhaupt nicht. Du willst da einfach nur wie ein Macho hineinplatzen und ihr eine Kugel in den Kopf jagen. Das stellst du dir doch vor, oder? Das wäre aber Selbstmord, Artur.«
    »Aber nur für mich. Außerdem kommt es vielleicht gar nicht dazu. Ich kenne einige dieser Leute. Ich habe früher für sie gearbeitet. Ich kann einfach nicht glauben, dass sie Beatrix vollkommen vertrauen. Ein paar gut platzierte Worte könnten das Treffen vielleicht sogar platzen lassen.«
    »Sehr optimistisch«, wandte Amiri ein. »Da, wo ich herkomme, braucht man mehr als Worte, um die Korrupten umzustimmen. Geld ist ein weit überzeugenderes Argument, und im Augenblick hat Beatrix Weave mehr davon als wir.«
    »Außerdem hat sie die Furcht Gottes auf ihrer Seite«, ergänzte Rik.
    »Ich will sie zwar nicht zu hoch einschätzen«, sagte Elena, »aber das sehe ich auch so.« Sie spielte mit ihrer Bierflasche. »Ich bin im Reich des Übernatürlichen zwar noch neu - da braucht ihr mich gar nicht so anzusehen -, aber wozu sie in der Lage ist, selbst die Art, wie sie einen ansieht, das ist irgendwie nicht ... nicht richtig. Es ist zu viel, zu unnatürlich.«
    »Zu sehr wie ein Gestaltwandler, zum Beispiel? Oder zu unnatürlich - wie ein Mädchen, das heilen kann?« Amiri lächelte. »Glauben Sie wirklich immer noch an Beschränkungen für das, was möglich ist?«
    »Gönnen Sie mir eine kleine Atempause«, meinte Elena. »Sagen Sie mir bitte, dass sie nicht super-allmächtig ist.«
    »Das kann ich zwar nicht. Aber das bedeutet trotzdem auch nicht, dass sie keine Schwächen hätte.«
    »Ich bezweifle, dass sie Kugeln aufhalten kann«, erklärte Rik. »Das kann niemand.«
    »Doch, einige schon«, widersprach Artur. Er klang so ernst, dass niemand es wagte, ihm zu unterstellen, er veralbere sie. »Beatrix hat jedoch keinerlei Anzeichen gezeigt, telekinetisch veranlagt zu sein. Selbst ihre psychischen Fähigkeiten sind auf eine besondere Art beschränkt, obwohl sie weiter sehr stark sind. Laut Rictor und nach meinen eigenen Beobachtungen kann sie keine Gedanken lesen, ohne vorher eine Verbindung durch eine Berührung hergestellt zu haben.«
    »Dann wird sie aber viele Hände schütteln müssen«, meinte Elena.
    »Nein«, widersprach Artur nachdenklich. »Sie ist von den Schultern abwärts gelähmt. Sie kann nur ihre Handgelenke und Finger bewegen.«
    »Seltsam«, sagte Rik.
    »Allerdings.« Artur lehnte sich zurück und sah Elena an. »Deshalb brauchte sie dich so dringend. Abgesehen von dem naheliegenden Grund wollte sie auch, dass du vor dieser Konferenz in Moskau ihre Lähmung heilst. Sie muss voll und ganz beweglich sein, sonst riskiert sie, die Chance zu vergeben, jedermanns Geist dort infiltrieren zu können.«
    »Weil niemand die Hand einer Querschnittsgelähmten ...«
    »Sondern lieber die einer wunderschönen jungen Frau schütteln will, die herumlaufen und alle berühren kann ...«
    »Quatsch!«, erklärte Elena. »Das ist doch Blödsinn!«
    »Ich finde, das sind richtig gute Nachrichten«, meinte Amiri.
    »Es sei denn, Beatrix glaubt, dass ich sie vor dieser Konferenz heilen könnte.« Elena schloss die Augen und schlug die Hände vors Gesicht. »In diesem Fall wird sie wie der Teufel hinter der armen Seele hinter mir her sein. Mist!«
    »Das ändert gar nichts.« Artur berührte Elenas Rücken. »Elena, bitte.«
    Sie ignorierte ihn, während sie angestrengt nachdachte. Das hier war eine ernste Geschichte; sie veränderte die Gleichung. Denn jetzt war es nicht mehr einfach nur ihre Flucht; sondern die Flucht eines Werkzeugs, das Beatrix Weave brauchte, und zwar unbedingt. Und zwar vor einem bestimmten Zeitpunkt. Der Einsatz hatte sich erhöht. Schon wieder.
    »Ich bin eine Gefahr für alle um mich herum«, erklärte sie ein wenig melodramatisch. Trotzdem war sie froh, dass dies ein vollkommen angemessener Augenblick für ein wenig Melodrama war. »Es könnte uns aber zum Vorteil gereichen. Ihr solltet mich in der nächsten Stadt absetzen. Ich spiele das waidwunde Reh - >Diese schrecklichen Männer haben mich einfach an die Luft gesetzt< und sie fangen mich. Das werden sie, wie ihr genau wisst. Aber jetzt kommt’s: Eine Krankheit wie die von Beatrix kann man nicht über Nacht

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