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Shadow Touch

Titel: Shadow Touch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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blutig.
    Amiri verschwendete keine Zeit. Licht überzog seine Hände, als sich das Fell in Haut verwandelte. Dann zog er Arturs
    Arm von seinen schmalen Schultern und zerrte ihn durch den Flur zu ihrem Abteil. Zugbegleiterin Gogunov kam ihnen entgegen und brabbelte aufgelöst auf Russisch.
    »Handtücher!«, schnappte Elena. »Handtücher, und Wasser! Bitte.«
    Die alte Frau verstand offenbar doch etwas Englisch. Sie beeilte sich, Elena das Gewünschte zu besorgen. Amiri legte Artur auf sein schmales Bett. Er riss ihm so das Hemd auf, dass die Knöpfe flogen. Elena stieß ihn mit dem Ellbogen zur Seite, hockte sich hin und legte die Hände auf Arturs Bauch. Die Stichwunde sah schlimm aus. Charles Darling wusste, wie man einen Menschen mit einem Messerhieb tötete. Artur sagte nichts. Seine Augen waren geschlossen.
    Elena verströmte sich in seinen Körper, bereitete die Grundlage für seine Heilung, band ihre Stärke an seine. Dabei ging sie nicht sanft oder behutsam vor. Sie behandelte seine Wunde mit aller Macht, ihre Haut glühte so heiß, dass die Männer von ihr zurückwichen. So hatte sie ihre Gabe noch nie eingesetzt; es war immer sanft gewesen, immer aufmunternd, nicht diese Vergewaltigung eines anderen, auch wenn es der Heilung diente. Sie überwältigte die körpereigenen Fähigkeiten und zwang sie, schneller zu arbeiten, schneller, noch schneller. Gewiss, bei Rik hatte sie etwas Ähnliches getan, aber damals hatte sie auch Hilfe gehabt. Und Riks Verletzungen waren längst nicht so schwer gewesen. Artur starb. Schon wieder.
    Es tut mir leid, hörte sie ihn in seinem erlöschenden Bewusstsein.
    Halt den Mund. Spar dir deine Kraft auf.
    Elena.
    Nein. Sie weigerte sich, länger zuzuhören. Sie weigerte sich, sein kostbares Leben wegen einiger Worte zu verschwenden, die bedeutungslos waren, da es jetzt doch nur galt, dass er atmete und die Blutung gestillt würde. Atme und hör auf zu bluten.
    Sie gab sich für ihn auf.

14
    Artur träumte. In seinem Traum saß er unter einem Baum, dessen Zweige sich unter dem Gewicht der vielen reifen Pflaumen senkten. Das Gras war grün, der Himmel blau -und er fühlte sich gut, sicher und warm.
    »Das liegt an Elena.«
    Er sah hoch. Rictor saß neben ihm. Seine Augen glühten.
    »Was tun Sie denn hier?« Artur wollte Rictor nicht in seinem Traum sehen. Elenas Gegenwart wäre ihm viel lieber gewesen.
    »Sie hat zu tun«, erklärte Rictor. »Sie rettet gerade Ihr Leben.«
    Es fiel Artur wieder ein. Charles Darling, das Messer, das in seine Eingeweide drang, Elena in ihm, Elena, die ihn heilte ...
    Er stand auf, als er Angst bekam. »Gut so«, sagte Rictor. »Sie sollten auch Angst haben. Sie bringt sich ja für Sie um.«
    »Was tun Sie dann noch hier?«, fuhr ihn Artur wütend an. »War um helfen Sie ihr nicht?«
    »Weil ich Elena nur Macht geben kann, und das braucht sie nicht. Davon hat sie genug. Was sie aber wirklich braucht, ist, dass Sie endlich aufwachen. Sie ist so in Fahrt, dass sie gar nicht merkt, dass Sie aus dem Schlimmsten raus sind. Sie müssen sie dazu bringen aufzuhören, Artur. Sie müssen sie aufhalten.«
    »Wenn sie mich nicht mehr berührt...«
    »Amiri hat sie längst von ihrem Köper heruntergezogen. Ihre Verbindung reicht aber viel tiefer.«
    Artur zwang sich, wach zu werden, kämpfte mit sich, suchte verzweifelt nach einem Weg aus dem Traum.
    »Sie halten mich hier fest«, beschuldigte er Rictor.
    »Nein«, widersprach der Telepath. »Sie haben sich Ihr eigenes Gefängnis gebaut, Artur. Das hier ist nur ein weiteres Symptom dafür.«
    »Ich verstehe Sie nicht.«
    »Sie wachen nicht auf, weil etwas in Ihnen weiß, was dann geschehen wird. Elena ist so tief in Ihnen, dass Sie sich nur noch an diesem Ort verstecken können. Wenn Sie diese Mauern niederreißen, wird sie alles sehen. Alles.«
    »Rictor ...«
    »Hören Sie auf, Artur. Ich weiß genau, was Sie sagen wollen, aber das ist Unsinn. Sie müssen Elena genauso viel von sich geben, wie sie Ihnen gibt. Sie müssen aufhören, etwas zurückzuhalten, sonst werden Sie niemals mit den Konsequenzen dessen klarkommen.«
    »Ich halte nichts zurück!«, protestierte Artur.
    »Warum lassen Sie sie dann nicht alles sehen?« Rictor beugte sich vor. »Sie nehmen und nehmen und nehmen. Sie nehmen die Erinnerung der anderen, wollen Ihre eigene aber nicht teilen. Wovor haben Sie Angst? Was ist Ihnen mehr wert, Ihr Stolz oder Elenas Leben?« Er lehnte sich zurück und sein Körper verblasste wie Nebel. »Vergessen Sie

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