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Shadow Touch

Titel: Shadow Touch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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dann nahm er ihr Gesicht in seine großen, warmen Hände. »Ich habe eine gute Frau gesehen. Ein gutes Herz. Was seltener ist, als du glaubst. Du brauchst nichts vor mir zu verbergen, Elena Baxter.«
    »Ich weiß nicht, ob ich überhaupt etwas vor dir verbergen könnte«, erwiderte sie, wich nun aber nicht mehr vor ihm zurück. Die Vorstellung, dass dieser Mann ihr ganzes Leben aufnehmen konnte, war beunruhigend, wenn auch nicht mehr als all das, was sie in den letzten Tagen erlebt hatte. Wenigstens wollte Artur sie nicht umbringen.
    »Ich würde dir niemals etwas antun«, sagte er.
    Elena schloss die Augen. »Es wäre mir wirklich sehr lieb, wenn die Leute endlich aufhörten, meine Gedanken zu lesen.«
    »Entschuldige. Aber wir sind noch ... wir berühren uns noch.«
    Elena runzelte die Stirn. »Wir berühren uns nicht wirklich. Ich meine, ich kann es ertragen, dass wir beide uns über unser Bewusstsein miteinander verständigen, auch wenn sich das ziemlich unmöglich anfühlt, aber das ist nicht dasselbe, als wenn wir es physisch täten.« Obwohl es sich genauso anfühlte.
    Artur zuckte die Achseln. »Ich verstehe das auch nicht, aber ich nehme an, dass diese Verbindung in unserem Geist beginnt. Wir waren auf einer sehr ... tiefen Ebene miteinander verbunden, als du mich geheilt hast. Sehr tief.«
    »Wunderbar.« Elena sah sich in der Küche um. Die Enten begleiteten mittlerweile Huey Lewis und spreizten ihre Federn. »Wir müssen diesem Ort entkommen, Artur. Ich meine jetzt nicht den Traum.«
    »Das wird nicht leicht. Ich habe zwar schon einiges über diese Einrichtung in Erfahrung gebracht, aber es genügt wohl nicht.«
    »Wenn du genug weißt, lass es mich wissen.«
    »Selbstverständlich.« Artur schlang seine Arme um Elena, glitt ihren Rücken hinauf über ihre Schultern, bis er wieder ihr Gesicht umfasste. Elena hielt den Atem an. Klar, sie sollte ihm sagen, dass er sie nicht anfassen sollte. Logisch, es gab keinen denkbaren Grund, aus dem er mit einem solchen Verhalten davonkommen sollte, aber ...
    »Bist du sicher, dass das hier nicht real ist?«, murmelte er an ihrem Ohr. »Wirklich? Vielleicht befinden sich unsere Körper ja nah beieinander. Vielleicht sind wir ihnen entwischt.«
    »Der Verstand spielt uns Streiche«, murmelte sie und berührte seine Lippen sanft mit ihren Fingerspitzen. Artur schloss die Augen. Die Enten hörten auf zu singen. Das Radio verstummte. Es herrschte vollkommene Stille.
    Er küsste ihre Finger. Elena schluckte. Das war wirklich ein guter Traum. Oder eben kein Traum. Was auch immer. Es war jedenfalls gut.
    Die Enten quakten plötzlich: ein hässliches, tiefes Geräusch, und ganz eindeutig keine Rockmusik der Achtzigerjahre, und dann verschwanden sie flügelschlagend. Das Sonnenlicht, das die Küche erfüllte, verfärbte sich zu einem Grau. Elena hörte Schritte, schwere, bedrohlich hallende Schritte.
    »Elena.« Artur wirkte besorgt.
    »Da kommt jemand«, flüsterte sie. »Lass mich nicht los.«
    Er versuchte es. Obwohl es nur ein Traum war, eine Fantasie, die sie sich teilten, fühlte sie seine starken, harten Arme um ihren Körper, die sie fest an ihn drückten. Aber es reichte nicht aus. Elena wachte auf, schwer atmend, verängstigt. Sie lag für einen Augenblick reglos da und versuchte, sich zu beruhigen. Die weißen Wände schienen sie kalt und steril anzustarren. Elena versuchte, sich an das Sonnenlicht, an Farben und an die Musik zu erinnern. Sie wollte sich an Artur festhalten, suchte ihn. Ihr Herz tat nicht weh, was etwas zu bedeuten hatte, nur wusste sie nicht genau, was.
    Die Tür von Elenas Zelle schwang auf. Der stille Mann trat ein.
    Ach du Heiliger! Ich stecke tief in der Klemme!
    Der stille Mann wirkte vollkommen normal; ein ganz normaler männlicher Weißer mit einem unauffälligen Gesicht. Seine kalten grünen Augen brandmarkten ihn jedoch als etwas anderes: als einen Verrückten, einen gefährlichen Mann. Aber das interessierte Elena nicht. Ihre Seele schrie auf, als sie ihn ansah. Er hätte aussehen können wie Gandhi, und trotzdem hätte sie dasselbe empfunden.
    »Hallo«, begrüßte sie der stille Mann. Er schloss die Tür hinter sich, ohne seinen Blick von ihr abzuwenden.
    »Hallo.« Elena stand auf. »Was für eine Überraschung.«
    »Ich hatte ein bisschen Zeit. Und habe an Sie gedacht.«
    »Ach ja?« Ihr Herz hämmerte gegen ihre Rippen, und sie bekam kaum Luft.
    Beruhige dich. Wenn er dich anfasst, bring ihn um. Friss sein Gesicht. Lass seine Eier

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