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Shadow Touch

Titel: Shadow Touch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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sie nicht an. Sie sah zu den anderen hin. »Zieht jetzt die Glasscherbe aus seinem Körper.«
    »Schnell«, sagte Rictor. »Es sind noch mehr Wissenschaftler im Anmarsch.«
    Der andere Gestaltwandler wartete nicht; er packte zu und zog die lange Glasscherbe aus der Seite des Delfins. Die
    Kreatur stieß einen schrillen Schrei aus, Blut spritzte aus der Wunde. Rictor zog sein Hemd aus und stopfte es dagegen.
    Elena arbeitete schnell. Sie hatte keine Zeit, sanft vorzugehen. Der Delfin kreischte wieder, rührte sich jedoch nicht. Elena erzwang die Mitarbeit seines Körpers, weiße Blutkörperchen schwärmten zu der Wunde, verklumpten das Blut, aber es ging zu langsam, der Schnitt war zu groß. Sie brauchte ein schnelleres Ergebnis.
    »Artur«, sagte sie. Er zögerte nicht, sondern legte seine gebundenen Hände auf ihren Nacken. Elena fühlte, wie die Verbindung zwischen ihnen sofort aufflammte, ein weiß glühender Faden, sauber und rein.
    Was brauchst du?
    Mehr Kraft. Ich habe die Blutung verlangsamt, aber die Wunde ist zu groß. Ich muss seinen Körper zwingen, sie schneller zu verschließen.
    Nimm, was du brauchst. Sie fühlte, wie er seinen Geist um den ihren schlang, so natürlich, so leicht, und seine Stärke zu ihrer eigenen hinzufügte. Sie wurde zu einem Giganten in ihrem eigenen Körper, etwas wie ein Superheld mit kosmischen Fähigkeiten. Mit dieser Macht trieb sie das langsame Fleisch des Delfins an, schob Energie in die reproduzierenden Zellen, gab ihnen elektrische Stöße, die sie zu einer Hyperaktivität anregten.
    Es gelingt, dachte Artur in ihrem Kopf. Seine Stimme war voller Ehrfurcht. Seine Wunde schließt sich. Ich sehe es.
    Elena dagegen sah nur Energie, und das Einzige, was sie fühlte, war Artur. Sie zog ihren Geist aus dem Delfin, Artur strömte mit ihr, und dann war er fort, wieder in seinem eigenen Körper. Elena schwankte und hielt sich den Kopf. Was für ein Sturm. Sie fühlte sich von seiner Abwesenheit nicht beraubt; sie spürte noch eine Präsenz in sich, wie ein Nachglühen. Und betrachtete die Wunde. Sie war roh und rosa, aber bereits so verheilt, dass er sich bewegen konnte. Wie sie allerdings mit einem Delfin im Schlepptau fliehen sollten ...
    »Ich habe meinen Teil getan«, sagte sie zu dem Delfin. Sie ignorierte den gesunden Menschenverstand für die Fantasie des Unerklärbaren. »Was ist deine Ausrede?«
    Die Augen des Delfins glühten, dann brannte sein ganzer Körper golden, die Flossen dehnten sich, der lange, flache Schwanz teilte sich ... Elena kam es wunderschön, unheimlich und Furcht einflößend zugleich vor. Sekunden, die sich zu einer Ewigkeit dehnten, und diesmal blinzelte sie nicht. Sie sah zu, wie sich ein Delfin in einen Mann verwandelte. Als das Licht erlosch, betrachtete sie ein kräftiges junges Gesicht, umrahmt von struppigem Haar, das die Farben des Meeres und der Wolken hatte, verschiedene Blautöne, Grün, das Grau von Gewitterwolken. Und goldene, müde Augen.
    »Zufrieden?«, fragte er. Seine Stimme klang heiser, als hätte er sie schon lange nicht mehr benutzt.
    »Sehr zufrieden«, antwortete Rictor an ihrer Stelle. »Können Sie aufstehen?«
    »Ich erkenne Ihr Gesicht. Sie sind einer von denen.«
    »Technisch gesehen. Jetzt stehen Sie aber auf, verdammt noch mal, damit wir hier wegkommen.«
    Elena drehte sich um. Artur stand an einem langen Tresen und durchwühlte eine Schublade. Er zog ein Skalpell heraus und drehte es in den Fingern herum. Dann begann er unbeholfen, sich die Plastikfesseln zu durchtrennen. Sie trat zu ihm, nahm ihm wortlos das Skalpell ab und hatte ihn nach wenigen Sekunden befreit.
    »Danke«, sagte er. »Ich habe einfach nicht daran gedacht, um Hilfe zu bitten.«
    »Harter Kerl.« Sie hielt das Skalpell fest und sah sich nach einer anderen Waffe um. Artur blickte an ihr vorbei auf den
    nackten Mann, der eben noch ein Delfin gewesen war. Er stand jetzt aufrecht, konnte sich aber kaum auf den Beinen halten. »Wie heißen Sie?«
    Der Mann schwankte. Rictor streckte die Hand aus, um ihn zu halten, doch er wich seiner Berührung aus.
    »Rik«, erwiderte er, blickte auf seine Handflächen und rieb sich das Gesicht, langsam und sorgfältig. Der andere Gestaltwandler kam näher. Er legte Rik die Hand auf die Schulter, und Elena spürte, wie die Welt für die beiden Männer versank, während sie sich anblickten.
    »Ich bin Amiri«, sagte der dunkelhäutige Mann. »Du weißt, als was ich laufe.«
    »Ja«, flüsterte Rik.
    »Heben Sie sich die

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