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Shadow Touch

Titel: Shadow Touch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marjorie M. Liu
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unmerklich den Kopf. Noch nicht. Nicht, solange es noch eine andere Möglichkeit gab.
    »Wie besprochen. Geld, Dokumente, Reisepässe. Und ein sicheres Versteck.«
    »Du bist ja so bescheiden«, knurrte Mikhail. Artur gab ihm alles. »Kommt mit.«
    Artur bedeutete Anna, ihrem Chef zu folgen, und schenkte sich die Frage, ob sich noch andere Gäste im Hotel aufhielten. Selbst wenn, so hätte er nicht genug Zeit, sie zusammenzutrommeln und in Sicherheit zu bringen. Wenn Charles Darling im Spiel war, gab es ohnehin keinen sicheren Platz. Arturs einziger Trost war, dass Charles aus einem besonderen Grund hier war. Er würde sich wahrscheinlich nicht ablenken lassen, bis er hatte, was er wollte.
    Vermutlich war das Elena.
    Sie folgten Mikhail im Laufschritt durch den Flur. Artur genoss das Gewicht der Waffe in seiner Hand. Es tat gut, wieder eine Pistole zu halten. Elena stieß gegen ihn; er nahm sie am Handgelenk und streichelte ihre Haut mit dem Daumen. Er fühlte ihre Furcht, ihre Gedanken - Was sollen wir jetzt tun? und dann war er ganz in ihrem Kopf und dachte: Wir werden kämpfen, Elena.
    Selbstverständlich, gab sie zurück. Ihre Gedanken sausten wie Kolibris in ihrem Kopf hemm. Aber Kämpfen allein reicht nicht. Wenn der stille Mann hier ist, sind auch noch andere da.
    Vielleicht. Obwohl ich nicht glaube, dass Charles Darling gern im Rudel jagt. Sehr gut möglich, dass er allein gekommen ist.
    Ein Mann gegen vier von uns, und dann noch zwei Gestaltwandler? Das wäre unglaublich dumm.
    Es sei denn, er hat nicht vor, mit allen von uns vieren zurückzukehren.
    »O Gott!«, stieß Elena hervor. »Das musstest du wohl unbedingt anmerken, ja?«
    »Wie bitte?« Mikhail sah über die Schulter zurück.
    »Schon gut«, erwiderte Elena. Mikhail sah sie scharf an, stellte jedoch keine weiteren Fragen. Vor einer schmalen Stahltür blieb er stehen. Sie war mit einem digitalen Sicherheitsbolzen verriegelt. Er tippte den Code ein, und der Bolzen glitt zurück. Dann zog Mikhail die Tür auf.
    »Rein da!«, befahl er.
    Sie traten nacheinander hindurch, in einen finsteren Raum, einige breite Treppen hinab, immer tiefer. Die Luft wurde kühl und feucht und roch nach See und Fels und den salzverkrusteten Resten von Meerestieren. Artur hörte, wie sich die Tür hinter ihnen mit einem Klicken wieder verschloss.
    »Dieses Hotel hat nur zwei Ein- und Ausgänge«, erklärte Mikhail. »Und dieser Ausgang hier ist vollkommen sicher. Niemand kann euch hier unten etwas antun.«
    »Ich mache mir nicht nur Sorgen um uns.« Arturs Stimme hallte dumpf von den gewölbeartigen Wänden wider, obwohl er leise sprach. Gedämpfte Lichter, die in die Stufen eingelassen waren, bewahrten ihn vor einem Sturz. Die Technologie in diesem Schlupfloch war beeindruckend. »Ich fürchte, du hast dich und deine Familie in Gefahr gebracht, Mikhail.«
    »Selbstverständlich. So ist es immer.«
    »Ich mache es wieder gut.«
    »Nichts, was in deiner Macht steht, könnte das jemals wiedergutmachen.«
    Sie hatten den Fuß der Treppe erreicht. Anna schaltete das Licht an. Der Raum vor ihnen war nicht allzu groß, aber bis zum Rand mit Ausrüstungsgegenständen, Waffenregalen, großen Metallschränken und einem langen Tisch in der Mitte vollgestopft, auf dem milchig-transparente Plastikbehälter standen. Die Wände bestanden aus unverkleidetem Fels.
    »Anna, hol die Kamera.« Mikhail ging zum nächsten Schrank und entnahm ihm vier blaue Hefte: amerikanische Reisepässe. Er warf sie auf den Tisch und zog einen Stuhl heran. Elena warf neugierig einen Blick über seine Schulter.
    »Die sehen echt aus.«
    »Weil sie es sind.« Drohend hob er die Hand. »Keine Fragen. «
    »Ich würde nicht einmal im Traum daran denken.«
    Anna kam mit einer Polaroid-Kamera zurück. Sie lächelte sie ein wenig zittrig an, und Artur bekam ein schlechtes Gewissen, weil er ihr Angst machte. »Wer will zuerst?«
    Sie bauten sich für das Passfoto vor einer weißen Leinwand auf. Anna ließ die Polaroids trocknen und machte sich dann daran, sie sorgfältig auszuschneiden. Mikhail bereitete die Reisepässe vor und gab sie dann der jungen Frau zurück.
    »Sie ist meine Nichte«, erklärte er stolz. »Ein sehr kluges Mädchen. Mit vielen Talenten.«
    »Du solltest sie mitnehmen«, riet Artur. »Du musst deine Familie holen, Mikhail. Geh mit ihr an Bord des nächsten Schiffes nach Japan. Es legt doch jeden Tag eines ab, oder? Nicht warten, keine langen Abschiede. Von dort aus kannst du nach Amerika

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