Shadowangels (German Edition)
vergöttern ihre Nachkommen geradezu.“
Helen wusste,
wenn Kinder kein Problem waren, dann würde jetzt gleich die
Antwort zu ihrer ungestellten Frage kommen.
„ Nur bei
Thalon und mir gab es da einen Unterschied!“
Bei der Erwähnung
von Thalons Namen glitt ein so schmerzhafter Ausdruck über Lady
Auroras Augen, dass sofort klar war, dass Thalon Auroras große
Liebe war … und … der Vater ihres ungeborenen Kindes.
„ Was ist
geschehen?“, fragte Helen, die die seelischen Qualen, die der
gequälte Ausdruck auf dem Gesicht ihrer Schwägerin
widerspiegelte, beinahe körperlich fühlen konnte.
„ Thalon ist
der Anführer unserer Garde … man könnte vielleicht
auch sagen, unserer Armee.“
Helen holte
entsetzt Luft.
„ Oh ja,
Helen, es gibt nicht nur Schutzengel. Würde es die Armee der
Shadowangels nicht geben, wären viele Kriege weitaus schlimmer
ausgegangen … hätten Naturkatastrophen solche Ausmaße
erreicht, dass sie die Erde zerstört hätten.“
Helen hatte
vergessen weiter zu atmen … nun japste sie und legte entsetzt
eine Hand auf ihr Herz.
„ Leider war
auch ich eine kleine Besonderheit unter den Shadowangels“, fuhr
Lady Aurora nun fort, „eine Besonderheit deshalb, weil ich
eigentlich Niemandes Kind war …“
Auch wenn sich
Helen vorgenommen hatte, ihre Schwägerin nicht zu unterbrechen
und ihre Fragen zu einem späteren Zeitpunkt zu stellen, so war
dies jetzt unmöglich geworden.
„ W …
wie … ist das möglich?“, stammelte sie.
Lady Aurora
lächelte. „Ich war ein kleiner Findelengel!“
Beinahe wäre
Helen ob dieser niedlichen Wortwahl in Lachen ausgebrochen, doch ein
Blick in Lady Auroras Gesicht sagte ihr unmissverständlich, dass
dies nicht der richtige Zeitpunkt für einen Heiterkeitsausbruch
war.
„ Tinta und
Evor nahmen mich bei sich auf … die beiden hatten bereits
einen kleinen Sohn.“ Helen wusste plötzlich ganz genau,
wie der Name von Tintas und Evors Sohn lautete …
„ Thalon war
fünf Jahre älter als ich und als ich meine ersten
Gehversuche erfolgreich absolviert hatte, folgte ich ihm auf Schritt
und Tritt!“
Jetzt lachte Lady
Aurora herzhaft, sie war ganz in ihrer Erinnerung versunken.
„ Thalon
wurde nicht müde, mir alles zu erklären, mir alles zu
zeigen … und ich löcherte ihn mit Fragen. Ich war ein
wissbegieriges Kind … und ich vergötterte meinen großen Bruder .“
Ein verträumter
Ausdruck trat in Lady Auroras Augen. „Irgendwann änderten
sich meine Gefühle für Thalon. Unmerklich erst, doch dann
wusste ich, dass ich mehr für ihn empfand, als ich für
einen Bruder empfinden sollte … und auch Thalon erging es so …
wir haben lange versucht, diese Art von Gefühlen füreinander
zu unterdrücken.“
Lady Aurora
schüttelte leicht den Kopf und ihre blonden Locken wippten bei
jeder ihrer sanften Bewegungen um ihr wunderschönes Gesicht.
„ Doch
irgendwann merkten wir, dass es unmöglich war, unsere Gefühle
weiter zu ignorieren. Wir gestanden uns gegenseitig unsere Liebe und
waren überglücklich.“
Ein Schatten
glitt über Lady Auroras wunderschöne Augen und Helen ahnte,
dass diese Liebe unter keinem guten Stern stand.
„ Als wir
Tinta und Evor Hand in Hand gegenüber traten, gefroren ihre
Mienen zu Eis!“
Lady Aurora
schluckte. „Sie erzählten uns, dass unsere Liebe
gefährlich sei … gefährlich deshalb, weil es eine
uralte Prophezeiung gab, die besagte, dass dereinst ein Knabe geboren
werde … der Sohn eines Heerführers und einer Prinzessin …
ich lachte damals … Thalon war zwar in der Garde, aber er war
ein eher unbedeutender Soldat, während ich … ja, ein
Findelengel war … alles andere als eine Prinzessin …
und weder Thalon noch ich wollten unsere Liebe aufgeben für
etwas, dass sich unsere Ältesten seit Jahrmillionen erzählten
und das in all diesen Jahren nicht eingetroffen war … warum
also sollte es gerade jetzt geschehen?“
Lady Aurora hatte
schnell und hektisch gesprochen. „Doch Tinta und Evor hielten
an der Prophezeiung fest und Thalon und ich hielten an unserer
Beziehung fest, nur, dass wir uns jetzt heimlich trafen.“
„ Aber, was
war es denn für eine Prophezeiung?“, fragte Helen
sichtlich erschüttert.
Lady Auroras
blasses Gesicht wurde noch eine Nuance bleicher, als sie beinahe
tonlos die Frage ihrer Schwägerin beantwortete.
„ Die bösen
Mächte, die schon immer versuchen, an die Weltherrschaft zu
gelangen, würden stärker werden … so stark, dass es
ihnen irgendwann
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