Shadowangels (German Edition)
aufgerissen und die große Gestalt Timothy Wavers
verdunkelte den Eingang.
Die
blonden Haare von Fahrtwind zerzaust, sah er aus wie ein kleiner
übermütiger Junge, obwohl er drei Jahre älter war als
Lance. Die mit knallbunten Blumen bedruckten Beach-Shorts und ein
enganliegendes quietschgelbes T-Shirt vervollständigten den
Eindruck eines Surferboys.
„ Tim!“
Lance‘
Verwunderung über Timothys Erscheinen an dessen ihm heiligen
Samstag wich sofort einer leichten Nervosität.
Tim verzichtete
niemals auf sein geheiligtes freies Wochenende … niemals … es sei denn …
„ Was ist
geschehen?“, fragte Lance jetzt und seine Stimme nahm einen
drängenden Tonfall an.
Timothy sah seinen
Freund verwundert an.
„ Hörst du
keine Nachrichten?“, stellte er eine Gegenfrage.
Lance schüttelte
abwesend den Kopf. Selbstverständlich hörte und sah er
immer Nachrichten, schließlich musste er wissen, was in der
Weltgeschichte vor sich ging.
Heute jedoch hatte
er an alles andere gedacht, nur nicht an so profane Dinge wie
Nachrichten.
„ Äh …
nein … äh … sollte ich etwas verpasst haben?“
Sein Freund
schüttelte in purem Erstaunen den Kopf und fuhr sich mit allen
Fingern seiner rechten Hand durch seine blonde Mähne.
„ Warte kurz“,
grinste er dann seinen Freund an, „ich muss nur schnell meinen
Kalender aus dem Wagen holen … es ist bereits Nachmittag und
mein Freund Lance hat noch keine Nachrichten gehört.“
Timothy grinste.
„ Lass den
Quatsch, Tim, was ist passiert?“
„ Nun, lass
mich kurz mal überlegen! Abgesehen von dem Erdbeben, das vor
etwa drei Stunden New York erschüttert hat, dem Hurrikan, der
etwa zur gleichen Zeit über Teile Deutschlands hinweggefegt ist
und dem Tsunami, der eine ganze Stadt in Japan verschluckt hat …
nichts weiter!“
Lance spürte,
wie eine Gänsehaut sich seines Körpers bemächtigte und
seine Narben zu kribbeln begannen.
Bisher hatte Lance
noch nicht darauf geachtet, doch jetzt fiel ihm auf, dass seine
Narben immer dann kribbelten, wenn irgendwelche schlimmen Dinge in
der Welt passierten.
Diese Erkenntnis war
wohl ebenso auf seine erhöhte Aufnahmefähigkeit seit
Cassies Ankunft auf Brookemore zurückzuführen.
Womit seine Gedanken
schon wieder zu der hübschen Frau abschweiften.
Nein, nicht
jetzt!
„ Komm mit!“,
sagte Lance und stürmte, gemeinsam mit Timothy die Stufen empor,
um in seinem Wohnzimmer sofort den riesigen Plasmafernseher
anzuschalten.
Sofort flackerten
schreckliche Bilder über das Gerät, die das Ausmaß
der Naturkatastrophen nur unzulänglich zeigten.
„ Großer
Gott“, flüsterte Lance entsetzt, als er von der
Türschwelle ein ebenso entsetztes Aufkeuchen vernahm.
„ Cassie!“
Sofort war Lance an
der Tür und zog die blasse und zitternde Cassandra herein.
„ Was ist denn
um Himmels Willen passiert … geht die Welt unter?“
Cassies Stimme war kaum zu verstehen.
Zitternd lehnte sie
sich an Lance’ Seite und dieser streichelte gedankenverloren
ihren Arm.
„ Ähm …“,
Timothy räusperte sich vernehmlich und machte sich erst gar
nicht die Mühe, ein süffisantes Grinsen zu unterdrücken,
„… jetzt offenbart sich mir der Grund für dein
Desinteresse an der Weltgeschichte in seiner bezauberndsten
Klarheit.“
Lance und Cassie
stoben auseinander, beide mit hochroten Wangen.
„ Oh,
entschuldige bitte,“ Lance nahm all seine Kraft zusammen, um
eine ausdruckslose Miene zur Schau zu stellen, „Cassandra, darf
ich vorstellen, dies ist mein Kollege und Freund Timothy Waver -
Timothy, das ist Cassandra McBride … unsere … äh …
neue Sekretärin.“
Timothy hob fragend
eine Augenbraue, verkniff sich jedoch einen dummen Spruch, als er in
das Gesicht seines Freundes sah. So streckte er lediglich seine Hand
aus, während er auf Cassandra zuging, um sie zu begrüßen
– wobei er seine Augen genießerisch auf das sich ihm
bietende Bild gleiten ließ.
Kein
Wunder, dass sein Freund so durch den Wind war. Die Kleine war
hinreißend – und ganz nebenbei entsprach sie Lance‘
Idealvorstellung von der holden Weiblichkeit bis aufs I-Tüpfelchen.
„ Ich freue
mich, dass es meinem Freund endlich gelungen ist, eine Unterstützung
für unsere gute Mrs. Baker zu finden“, sagte er jedoch nur
und verkniff sich jeglichen weiteren Kommentar. „Angenehm, Sie
kennenzulernen, Miss McBride!“
„ Ebenfalls,
Mr. Waver“, beeilte sich Cassie zu sagen.
Unbewusst hatten
sowohl sie als auch Lance die Luft angehalten, als
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