Shadowangels (German Edition)
gelingen würde, an die Macht zu kommen …
nur der Knabe, hervorgebracht durch die Liebe eines Heerführers
und einer Prinzessin, werde in der Lage sein, dies zu verhindern …
und eben deshalb, müsse dieser Knabe getötet werden.“
Helen schlug sich
entsetzt die Hand vor ihren Mund, dennoch entschlüpfte ihr ein
heiserer Aufschrei. "Oh Gott, Aurora … dein Kind …“
Lady Aurora
nickte. „Obwohl Thalon und ich diese Prophezeiung immer als
Humbug abtaten, bat Thalon mich, auf Kinder zu verzichten.“
Helen nickte.
„Aber du wolltest unbedingt ein Kind von ihm.“
„ Ja, Helen,
ich liebte – und ich tue es noch immer – Thalon mehr als
mein Leben und nichts wollte ich mehr, als dass diese Liebe Früchte
trug. Eine weise Frau, die ich um Rat gefragt hatte, teilte mir mit,
dass die einzige Möglichkeit sei, mit dem Kind wegzugehen.“
Helen war
verwirrt. „Ja, aber, Aurora … wenn du Thalon so sehr
liebst, warum hast du dennoch ein Kind von ihm haben wollen, wenn du
ihn doch dafür verlassen musstest?“
Lady Aurora sah
lange in Helens Gesicht.
„ Die weise
Frau sagte mir ebenfalls, dass ich keine Wahl mehr hätte …
ich war bereits schwanger … und mein Sohn sei dazu auserkoren,
die Welt zu retten … und um den Retter zu schützen,
musste ich gehen, wenn ich nicht alle Shadowangel in Gefahr bringen
wollte …“
***
Ein Klopfen an der
Tür riss Lady Helen aus ihren Gedanken.
„ Mylady, das
Essen ist angerichtet … Sir Lance, bat mich nachzusehen, ob es
Ihnen gutgeht.“ Mistress Millers Stimme klang besorgt und ihr
Blick zeigte rasch die gleiche Besorgnis, als sie ihre geliebte
Herrin bleich in ihrem Sessel sitzend vorfand.
„ Oh“,
machte Lady Helen, „ist es schon so spät?“
Mistress Miller
nickte. „Sir Lance, Miss Eleonora und Cassandra warten bereits
seit zwanzig Minuten, Mylady.“
Hatten sich Lady
Helens Mundwinkel bei Eleonoras Namen noch nach unten verzogen, so
hoben sie sich augenblicklich bei der Erwähnung von Cassandras
Namen.
„ Um Himmels
Willen, Amanda“, stöhnte Lady Helen und erhob sich rasch,
„sagen Sie meinem Neffen, ich komme sofort! Ich möchte
mich nur noch kurz etwas frisch machen.“
Mistress Miller
nickte und zog sich zurück, während Lady Helen schnell ins
Bad eilte, um sich ein paar Tropfen Wasser ins Gesicht zu spritzen.
Sie atmete tief durch, dann ging sie nach unten.
11)
„ T ante
Helen, hast du ein kleines Nickerchen gemacht?“
Lance‘
sorgenvoller Blick strafte seine lockeren Worte Lügen. Lady
Helen zerzauste Lance’ dichte schwarze Haare und bedachte ihn
mit einem liebevollen Blick.
„ Sieht ganz so
aus, mein Junge“, ging sie auf seine Neckerei ein,
„möglicherweise liegt es daran, dass ich heute Morgen so
abrupt aus meinem Tiefschlaf gerissen wurde …“
Cassie senkte
beschämt den Blick und wollte sich gerade entschuldigen,
schließlich war sie der Auslöser gewesen. Doch Lady Helen
sprach schon weiter.
„ Was um alles
in der Welt hast du dir nur dabei gedacht, einen solchen Aufstand zu
proben, liebste Ella?“
Cassies Kopf ruckte
nach oben und ihre Augen begegneten sofort dem hasserfüllten
Blick Eleonoras.
Angstvoll hielt sie
den Atem an.
„ Ich
entschuldige mich, wenn ich deinen Schönheitsschlaf gestört
habe, Tante Helen“, sagte Eleonora mit einer aufgesetzten
Höflichkeit, die selbst dem dümmsten Menschen klarmachte,
dass es Eleonora vollkommen egal war, ob Lady Helen überhaupt
schlafen konnte.
Lance räusperte
sich. „Lasst uns Mistress Millers vorzügliches Essen keine
weitere Minute länger kalt werden … ich mag kaltes Lamm
ganz und gar nicht“, versuchte er die angespannte Situation
aufzulockern.
Amos, Mistress
Millers Ehemann, trug unverzüglich auf und während der
nächsten Minuten hörte man nur das genussvolle Stöhnen
der vier Personen am Tisch.
Nach dem wirklich
ausgezeichneten Mahl bat Lady Helen, sie zu entschuldigen.
„ Ich bin
wirklich recht müde und gedenke, ein kleines Schläfchen zu
halten“, informierte sie ihren Neffen, der sie mit wachsender
Sorge betrachtete.
„ Keine Bange,
mein Junge, ich bin wirklich nur etwas müde“, flüsterte
sie ihm zu, während sie Cassie lächelnd betrachtete. Dann
sprach sie etwas lauter. „Warum zeigst du Cassandra nicht das
Anwesen?“
Eleonora wurde
stocksteif. „Aber … aber das geht nicht, Tante Helen …
Lance wollte mit mir ausreiten.“
„ Wollte ich
das?“
Lance hob erstaunt
eine Augenbraue und Eleonora kniff die Lippen
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