Shadowangels (German Edition)
Ungezogenheiten schon viel zu lange bieten lassen
… das Maß ist voll!“
Ella kniff ihre
Augen zusammen und ihr Gesicht verzog sich zu einer wütenden
Fratze. Dann gab sie, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ihrer
Schimmelstute die Sporen und ritt in wildem Galopp davon.
17)
L ady
Helen wurde durch das erneute Gekeife Eleonoras aus ihrem
Mittagsschlaf gerissen.
„ Was in drei
Teufels Namen …?“
Rasch schlug sie
sich mit der Hand auf den Mund, sah wie um Verzeihung bittend nach
oben, erhob sich aus ihrem bequemen Sessel und sah gerade noch, wie
Eleonora zwei riesige Koffer hinter sich herzog und das Anwesen
verließ. Erstaunt hob sie eine Augenbraue. Was in aller Welt
hatte das denn jetzt zu bedeuten?
Sie wollte sich
gerade abwenden und hinunter in den Salon gehen, als sie Lance und
Cassie erblickte, die Hand in Hand zwischen den Bäumen, die eine
natürliche Einzäunung des Anwesens darstellten,
hervorkamen.
So schnell sie
konnte, verließ sie ihr Zimmer und eilte den beiden entgegen.
Cassie sah die
ältere Dame beinahe um Verzeihung bittend an, doch Lady Helens
offenes Lächeln sprach Bände.
„ Oh, meine
Lieben!“, rief sie aus und Lance zog verwundert eine Augenbraue
nach oben.
„ Tante Helen“,
sagte er beinahe erschrocken.
Lady Helen winkte
ab.
„ Folgt mir!“,
sagte sie resoluter, als sie sich tatsächlich fühlte, doch
die verwirrten Blicke von Lance und Cassie erheiterten sie erneut.
Helen war klar, dass
sie nun nicht länger warten durfte.
Aurora hatte sie
damals regelrecht beschworen, sie müsse, wenn sie die ersten
Anzeichen entdeckte, dass Lance seine Gefährtin gefunden hatte,
unbedingt mit dem Paar reden.
„ Auch wenn
es dir schwer fällt, Helen, und glaube mir, ich kann es mir sehr
gut vorstellen … du musst es tun … die Konsequenz, wenn
du es nicht tust, wird die Beiden in den Wahnsinn treiben …“
Lady Helen gab sich
einen Ruck.
„ Ihr werdet
einige Fragen haben …“
Jetzt war die
Verwirrung des jungen Paares komplett.
„ Und du hast
die Antworten?“, stieß Lance mit hochgezogener Augenbraue
hervor.
Lady Helen nickte.
Dann schluckte sie heftig an dem Kloß, der sich in ihrer Kehle
festgesetzt hatte. „Ja, die habe ich … bereits seit
vielen Jahren, mein Junge.“
Ohne eine weitere
Antwort von Lance abzuwarten, drehte Lady Helen sich um und schlug
den Weg Richtung Bibliothek ein.
Lance und Cassie
folgten ihr wortlos.
„ Schließt
bitte die Tür!“, bat Lady Helen, als Lance und Cassie
eintraten.
„ Tante Helen,
was …“
Lady Helen hob ihre
Hand. „Langsam Lance … ich befürchte, dass das, was
ich euch nun zu sagen habe, euer Leben, wie ihr es bisher gekannt und
geführt habt, völlig über den Haufen werfen wird!“
Cassie schwankte
leicht und obwohl er mit dem Rücken zu ihr stand und seine ganze
Aufmerksamkeit auf seine Tante gerichtet hatte, war Lance sofort bei
ihr, um sie zu einem der tiefen Ledersessel zu führen. Lance
setzte sich und zog Cassie auf seinen Schoß. Es war ein reiner
Reflex und weder Lance noch Cassie war tatsächlich bewusst, was
sie da taten.
Lady Helen begann,
nervös ihre Hände reibend, vor ihnen auf und ab zu gehen.
„ Sagt mir“,
begann sie schließlich, „welche Gefühle hattet ihr,
als ihr euch das erste Mal gesehen habt!“
Cassies Wangen
überzogen eine flammende Röte und auch Lance wand sich
verzweifelt.
„ Das dachte
ich mir.“ Lady Helen nickte nur.
Cassie wurde noch
einen Hauch dunkler.
„ Tante Helen“,
begann Lance erneut, „bitte … sag‘ uns endlich,
was hier los ist!“
„ Langsam, mein
Junge“, bat Lady Helen, dann erschien ein listiges Funkeln in
ihren Augen.
„ Hast du
dieses Miststück endlich rausgeworfen?“ fragte sie
plötzlich zusammenhanglos.
Lance grinste. „Ja,
das habe ich … ich weiß gar nicht, woher ich den Mut
genommen habe, es endlich zu tun.“
Lady Helen nickte
ihm zu. „Dann werde ich es dir erklären … euch
erklären … bitte, lasst mich zuerst alles erzählen,
danach könnt ihr mir Fragen stellen!“
Lance und Cassie
hatten ihre Finger miteinander verschränkt und nickten Lady
Helen zu.
„ Gut, also …
ähm … was wisst ihr Beiden über Engel?“ …
***
Dreißig
Minuten später ließ sich Lady Helen, die es inzwischen
tatsächlich geschafft hatte, eine sichtbare Rinne in den Teppich
zu marschieren, fix und fertig in einen Sessel fallen.
Lance, der Cassie
noch immer auf seinem Schoß hatte, was sich zwischenzeitlich
als ziemlich
Weitere Kostenlose Bücher