Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)
Aufforderung. Mit einem kehligen Laut küsste er sie erneut. Diesmal war sein Kuss hungrig und fordernd. Er legte den Kopf schräg und zog sie näher an sich heran.
Wärme breitete sich in Max aus, und ihr Körper brannte vor Verlangen. Sie öffnete die Lippen. Sanft erforschte sie seinen Mund, und er reizte sie mit seiner Zunge. Alexander hatte es nicht eilig und Max ebenso wenig. Wenn sie schon etwas Dummes tat, wollte sie jeden Augenblick genießen. Schließlich würde das nicht noch einmal passieren.
Er zog sich zu früh zurück. Noch immer hielt er sie und streichelte leicht ihren Nacken. Max verspürte ein wunderschönes Kribbeln, und eine wohlige Wärme erfüllte sie. Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Unterlippe. Aufmerksam verfolgte er diese winzige Bewegung, und er schluckte. Dann trat er zurück, und die Muskeln in seinen Wangen zuckten.
»Wir müssen los.«
Max nickte. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie wusste nicht, was sie sagen wollte – außer, dass sie mehr wollte. Doch diesen Weg würde sie nicht einschlagen, selbst wenn sie Zeit dafür gehabt hätten. Im Moment brachte sie einfach nicht die nötige Willenskraft auf, um ihm zu widerstehen. Sie wollte wissen, wie der Rest von Alexander schmeckte. Sie wollte Haut an Haut neben ihm liegen.
Abrupt drängte sie sich an ihm vorbei zur Tür und riss sie auf. Sie war ein Riesentrottel. Schlimmer – sie war der Dorftrottel in einem Dorf voller Riesentrottel. Seine Stimme ließ sie auf der Schwelle verharren.
»Regeln sind dazu da, gebrochen zu werden. Das machst du ständig. Also tu mir einen Gefallen. Überleg es dir.«
»Wie zum Teufel soll ich es anstellen, es mir nicht ständig zu überlegen?«, murmelte sie bei sich, doch sein leises Prusten verriet ihr, dass er sie gehört hatte.
Tatsächlich hörte sie auf, daran zu denken. Sobald sie auf die Autobahn fuhren, verblasste jeder andere Gedanke. Nur Horngate war wichtig. Ihre Bannzauber hatten sie fest im Griff. Sie hielt nicht an, um etwas zu essen. Sie bezweifelte, dass sie etwas runtergekriegt hätte.
Nachdem sie den Hellgate Canyon durchquert hatten, fuhren sie bei der Reserve Street von der Autobahn. Es war wie bei ihrer Ankunft in Julian: Ein dichter Rauchschleier hing über der Stadt. Asche trieb träge in der heißen, unbewegten Luft. Max kurbelte ihr Fenster herunter und erstickte beinahe an dem Geruch Göttlicher Magie. So stark hatte sie ihn noch nie wahrgenommen. Ohne hinzuschauen, überprüfte sie ihre Waffen und hielt weiterhin den Blick fest auf die Straße gerichtet. Sie schnitt die Ampeln und konnte kaum der Versuchung widerstehen, bei Rot rüberzufahren. Aber wenn man sie anhielt, würde sie das noch mehr Zeit kosten.
Schließlich verließ sie Missoula und fuhr auf dem Highway 93 südwärts Richtung Lolo. Sie bog nach Westen auf die Lolo Creek Road ab und raste durch die schmalen Schluchten, zu deren Seiten die Berge steil emporragten. An die Wände klammerten sich die Bäume wie Seepocken. Hier wurde der Rauch dichter und der Geruch der Magie beinahe betäubend. Alexander umfasste den Haltegriff über seinem Kopf und hielt sich mit der anderen Hand am Armaturenbrett fest. Er sagte nichts, selbst als sie mit quietschenden Reifen durch eine Kurve schlitterten.
Sie trat auf die Bremse, als sie an die Biegung kamen, hinter der Horngate lag. Ein Torbogen aus Elchgeweihen wölbte sich über der breiten Zufahrt. Ein Schild hing daran, auf dem in Lettern, die an laubgrüne Äste erinnerten, Horngate Gewächshäuser stand. Sie folgten der malerischen, sich windenden Straße, während der Tannenwald zu beiden Seiten näher heranrückte. Der Sitz des Zirkels war noch weitere zehn Meilen entfernt, ein Stück südlich vom Deer Peak am Burdette Creek. Hier war sie gezwungen, langsamer zu fahren: Die Straße war schmal und kurvenreich, und Rauch und Asche waren inzwischen so dicht, dass sie sich vorkam wie in einem Katastrophenfilm. Trotzdem fuhr Max so schnell es ging.
Ihre Haut kribbelte vor Angst. Der Gestank der Magie war inzwischen so intensiv, dass er fast greifbar war. Er bildete eine Schicht auf ihren Mund- und Nasenschleimhäuten und sickerte ihr wie Teer in die Kehle. Ihr Magen machte einen Satz. Sie schluckte.
»Was hat das zu bedeuten?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Alexander. Seine Stimme war gedämpft, und sie hörte die gespannte Erwartung darin.
Auf dem Bergkamm über ihnen tanzten die Flammen. Durch das trockene Holz breitete sich der Brand mit
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