Shadowblade: Dunkle Fesseln: Roman (Knaur HC) (German Edition)
Trotz allem ergab es keinen Sinn. Er an ihrer Stelle hätte nicht so gehandelt.
Warum entsetzte ihn das so?
Er horchte auf Geräusche von ihr oder möglichen Verfolgern. Selange hatte die restlichen Shadowblades direkt außerhalb des Schleiers postiert, kurz vor dem Ende des Burlingame Drive. Sie würde nicht lange dorthin brauchen, wenn sie erst bei ihrem Hummer auf dem Parkplatz ankam. Mit ihrem Killerkommando würde sie zurückkehren, um ihm den Rest zu geben, und ohne Giselle, die sie durch den Schleier führen konnte, würden er und Max festsitzen.
Doch Max hatte einen Plan. Er musste ihr vertrauen.
Er spuckte erneut aus und wischte eine Fliege von seinem Bauch, auf dem das Blut trocknete. Die Minuten vergingen. Der Druck in seinen Eingeweiden wurde schlimmer. Alles um ihn herum begann sich zu drehen, und in seinem Innern pulsierte der Schmerz, den seine Krampfanfälle angerichtet hatten. Er hatte sich eindeutig Muskeln und Sehnen gezerrt, und vielleicht hatten sich einige Rippen gelöst. Er brauchte Schlaf und Nahrung, und zwar viel davon. Allerdings bezweifelte er, dass er demnächst auch nur eines von beidem kriegen würde.
Ein Knacken rechts hinter ihm ließ ihn herumwirbeln und neben dem Felsen in Deckung gehen. Er verkniff sich einen Schmerzensschrei. Seine Finger umklammerten einen Stein. Er hob den Arm und war zum Schlag bereit. Adrenalin schoss durch seine Adern, und er zwang sich, trotz des Drucks auf seinen Lungen langsam und ruhig zu atmen.
Dann erschien Max zwischen den Bäumen. Mit einem Rucksack über der Schulter lief sie am Rand der Schlucht entlang und hatte sich umgezogen. Jetzt trug sie weite schwarze Jeans und ein enges schwarzes T-Shirt mit langen Ärmeln. Eine umgedrehte Baseballkappe bedeckte ihr kurzes blondes Haar. Sie war noch immer barfuß, und ihre Wunden waren noch immer schwarz und verkohlt. In der rechten Hand hielt sie eine 45er.
Sie war auf Probleme vorbereitet gewesen. Alexander kniff die Augen zusammen, als er den Stein losließ und sich wieder hoch auf den Felsbrocken stemmte. Sie war gut – schlau und zäh. Vielleicht würden sie doch noch lebend aus der Sache rauskommen.
»Hier.«
Sie schob die Pistole auf dem Rücken unter den Hosenbund und holte zwei Energieriegel aus ihrem Rucksack. Er riss den ersten auf, schlang ihn mit zwei Bissen herunter und ließ schnell den zweiten folgen.
Sie hockte sich neben ihn und drückte die Hände auf seinen aufgeblähten Bauch. Schmerz flammte auf. Ein langgezogenes Schaudern durchlief ihn. Seine Hände ballten sich zu Fäusten.
»Deine äußerlichen Wunden verheilen langsam, aber innerlich blutest du immer noch. Normalerweise hilft es, den ein oder anderen Schnitt zu machen und so das Zeug abfließen zu lassen. Doch das wird warten müssen. Wahrscheinlich hättest du auch nichts essen sollen. Verschnellert die Heilung, aber dafür wird der Schmerz schlimmer.«
Sie klang, als täte es ihr leid, und das überraschte ihn einmal mehr. Dann registrierte er die Bedeutung ihrer Worte.
»Normalerweise?«
Sie nickte und sah ihn nicht an, während sie aufstand. »Ich habe dir schon erzählt, dass ich ein sehr gutes Opfer bin, und Giselle übt gerne. Lass uns gehen.«
Mit offenem Mund starrte Alexander sie an. »Sie … Du … Ich verstehe nicht.«
»Das musst du auch nicht. Wahrscheinlich ist es besser so.«
Sie gab ihm keine Gelegenheit, mehr zu sagen. Kurzerhand zog sie ihn hoch, legte den Arm um seine Hüften und führte ihn eilig und schneller als zuvor an der Spalte entlang. In seinen Eingeweiden tobte es. Die Energieriegel schienen eine Bombe in seinem Bauch gezündet zu haben. Er blieb in Bewegung, konzentrierte sich ganz auf seine Füße und ließ sich von ihr leiten. Zu mehr war er nicht in der Lage.
Sie folgten einem Wildwechsel, der über einen Kamm verlief, und wurden schließlich langsamer, als sie an den Rand eines mit Gestrüpp und Grasbüscheln bewachsenen Steilhangs kamen.
»Vorsichtig«, sagte sie und zog ihn über die Kante.
Seitwärts ließen sie sich hinabgleiten und benutzten dabei Gras und Sträucher zum Abbremsen. Auf den letzten fünf Metern verlor Alexander den Halt, fiel und riss Max mit sich. Als sie auf den Rücken weiter hinabrutschten, bohrten sich ihnen Steine durch Kleidung und Haut.
Eine Staubwolke stieg im schwachen Wind um sie herum auf. Max betrachtete sie und nieste. »Beeilung. Das werden sie nicht übersehen.«
Ihr Gesicht und ihre Mütze waren staubig, und Blut lief aus den
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