Shadowdwellers - Frank, J: Shadowdwellers
einer anderen Sprache gesprochen. Dass sie keine Schattensprache sprach, gehörte zu den Dingen, die sie ändern musste, falls sie bei diesem Volk bleiben würde.
Was diesen Punkt betraf, war sie sich auch nicht ganz sicher. Natürlich hatte sie keine nette Familie, zu der sie zurückkehren konnte, und ihre einzige Freundin war tot. Ihr Job und jeder, den sie kannte, waren seit zwei Jahren weg. Magnus war freundlich und sichtlich empört gewesen, als er ihr von der Begegnung mit ihrer Mutter erzählt hatte, doch sie kannte die geradezu fanatische Meinung ihrer Mutter, was sie betraf, also hatte sie nicht besonders darauf reagiert.
Nicht besonders.
Manchmal glaubte sie, sie befände sich noch immer im Schockzustand. Oh, sie war froh, dass die Welt nicht wirklich von irgendeinem geheimnisvollen globalen Phänomen zerstört worden war, doch wenn sie bedachte, wie einsam sie sich jetzt wieder fühlte, obwohl sie von fürsorglichen Wesen umgeben war, fragte sie sich, ob sie sich vielleicht immer so fühlen würde, egal, was sie tat. Sie erfuhr einiges über neue Spezies – besser gesagt, über sehr alte. Zu erfahren, dass Dämonen, Vampire und Lykanthropen tatsächlich existierten, verunsicherte sie ein wenig, doch Magnus behauptete, dass sie größtenteils harmlos seien, und sie war geneigt, ihm zu glauben.
Und sie fand noch weitere Dinge heraus. Die politischen Verhältnisse, Trace’ wichtige Rolle darin, die Wanderbewegungen – eben erst war ihr klar geworden, dass sie sich in einer Art Kirche befand und dass der attraktive und freundliche Magnus eine Art Priester war.
Irgendwie Verschwendung, wenn man sie fragte. Der Mann war überaus gut aussehend und hatte eine magnetische Anziehungskraft, und wahrscheinlich waren es diese beiden Eigenschaften, die ihn zu einem religiösen Führer machten. Er war geduldig, freundlich und äußerst besonnen. Und intelligent. Anfangs hatte sie ihn tatsächlich für einen heißen Typen gehalten, bis ihr klar wurde, dass er ein religiöser Führer war. Sie hatte geseufzt und es unter der Kategorie »Die Besten sind entweder schwul oder verheiratet oder … « abgebucht. Sich vorzustellen, dass er das nicht an ein Kind weitergab oder ein Mädchen glücklich machte, war einfach eine Schande. Aber vielleicht war es den Priestern hier ja erlaubt, Sex zu haben. Sie war sich nicht sicher. Alle schienen ziemlich asketisch zu sein und alle Bräuche und Verhaltensregeln streng zu befolgen.
Aber sie hatte auch noch nie zuvor einen bewaffneten Priester gesehen. Sie hatte die großartige Handwerkskunst der Degenscheiden erkannt, ganz ähnlich wie bei denen, die Trace trug. Beide schienen Waffen im japanischen Stil zu bevorzugen.
Seit sie wieder als »ganzes« Wesen existierte, war sie sich sicher, dass es noch sehr viel gab, was sie lernen und erkunden musste. Zu wissen, dass es Kulturen auf der Welt gab, zu denen »Sonderlinge« gehörten wie sie, gab ihr das Gefühl, viel weniger allein zu sein. Sie wünschte nur, dass sie nicht gar so exotisch aussehen würde. Egal, wo sie hinging, sie zog ständig die Aufmerksamkeit auf sich, obwohl sie das Sanktuarium bisher eigentlich noch nie so richtig verlassen hatte. Die Blicke und das Getuschel erinnerten sie zu sehr … an ihre Kindheit, und wie sie sich dann als Erwachsene gefühlt hatte, als sie Eigenschaften versteckte, weil sie gelernt hatte, sie zu fürchten. Sie wollte kein anomales Wesen sein, was sie hier nicht verbergen konnte, so wie vor den Menschen.
Besorgt verzog sie den Mund, als sie wieder an Trace dachte. Er hatte im Schattenreich eine Menge Dinge gesagt und getan, und sie fragte sich, ob er das jetzt alles bereute. Wenn er eine Person des öffentlichen Lebens war, war es vielleicht keine gute Idee, mit einem Halbblut wie ihr gesehen zu werden. Anscheinend war es ein ungeschriebenes Gesetz, dass Schattenbewohner und Menschen sich nicht verbinden durften. Sie war das Produkt einer Art Straftat oder so etwas Ähnlichem, als hätte sie nicht schon genug Probleme. Und als würde das nicht reichen, war sie blass und blond unter einem Volk, das ausnahmslos dunkelhäutig und schwarzhaarig war. Sie war eine Ein-Personen-Minderheit, und sie war vollkommen fehl am Platz.
Ganz zu schweigen von den Frauen um sie herum, denen gegenüber sie große Komplexe hatte. Sie waren unglaublich. Groß, stark, üppig, sie hatten eine wilde, dunkle Schönheit, die durch ihren orientalischen Kleidungsstil noch betont wurde. Exotische Seide in
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