Shadowdwellers - Frank, J: Shadowdwellers
er, als das passierte? Wie alt ist er jetzt?
»Ist er verheiratet?« Die Frage klang so unbeholfen und dumm, dass sie errötete vor Scham. »Verbunden, meine ich. Ihr nennt es verbunden, nicht?«
»Ja. Es ist genau wie die Hochzeit bei den Menschen, Verbindungen sind große Feste, an denen normalerweise die ganze Stadt teilnimmt. Doch nein, Trace ist nicht verbunden. Er ist nicht der Typ dafür.«
»Nicht der Typ?«, wiederholte sie.
»Sich auf eine monogame Beziehung und auf eine Familie einzulassen«, erklärte die Dienerin. »Er ist zu sehr mit seinen Pflichten und mit der Entwicklung der Regierung beschäftigt. Ihr nennt es karrieregeil, glaube ich.«
Das war nicht zu übersehen, dachte Ashla mit einem Seufzen. Sie erinnerte sich an den Kampf mit Baylor und an das, was er dem Mann so erregt an den Kopf geworfen hatte. Es war klar, dass sich Trace ganz seiner Aufgabe und seinen Pflichten gegenüber der Regierung widmete.
»Nein. Es gilt als unmoralisch, ohne eine Bindung Kinder zu zeugen. Das klingt vielleicht altmodisch, ich weiß, aber die Schande fällt auf die unachtsamen Eltern, die Vorkehrungen hätten treffen müssen. Schattenbewohner genießen freizügigen Sex, Ashla, und wir befriedigen unsere Bedürfnisse. Da gibt es nichts, wofür man sich schämen müsste. Aber wir glauben auch, dass ein Kind am besten in einer Familie mit Eltern in einer Bindung aufwächst, die es anleiten. Es ist unanständig, ein Kind zu zeugen oder zur Welt zu bringen, ohne dass man sorgfältige Vorkehrungen getroffen hat. Vor allem, wenn es in der heutigen Gesellschaft so einfach zu vermeiden ist.«
»Ich verstehe.« Sie wurde rot, als sie daran dachte, wie leichtsinnig sie mit Trace gewesen war, bevor ihr klar wurde, dass das vielleicht gar nicht stimmte. Trace hatte sich natürlich keine Gedanken darüber gemacht. Sie war für ihn kaum mehr als ein kleines Gespenst gewesen. Ein Geist konnte nicht schwanger werden – warum sich also Sorgen machen? »Also ist … Sex weder tabu noch etwas Besonderes? Ich-ich meine, ihr habt Spaß miteinander, und das war’s dann?«
»So ist es normalerweise bei alleinstehenden Schattenbewohnern, ja. Wir leben viel zu lange, als dass wir uns in unseren Erfahrungen beschränken könnten. Du wirst schon sehen. Du wirst ebenfalls ein langes Leben haben. Und es wird viele unter uns geben, die dich faszinierend und aufregend finden werden.«
»Du meinst einen Sonderling«, stieß sie plötzlich hervor und stand erregt auf, während sie die Arme vor ihrem krampfenden Bauch verschränkte. »Wie in diesen dummen Erotikgeschichten von jemandem, der mit einem Außerirdischen schläft. Nur weil ich anders aussehe und mich anders verhalte, werden mich die Männer hier flachlegen wollen, damit sie sagen können, sie haben es mit einem Halbblut getrieben!«
»Nun, natürlich sind wir alle fasziniert von dir, Ashla. Es ist schwer, etwas Einzigartigem gegenüber nicht neugierig zu sein. Man kann auch viel Anerkennung bekommen, wenn man für sich in Anspruch nehmen kann, einem so außergewöhnlichen Wesen große Lust verschafft zu haben. Aber … «
»Oh mein Gott! Ich glaube, mir wird schlecht.« Sie wandte sich ab und presste eine Hand auf den Mund, während ihr die Tränen in die Augen stiegen. War es das? Hatte Trace jetzt dieses Recht zu prahlen? Kam er nur vorbei, um auf seinen Schmetterling in einem Glas zu zeigen und sie als seine Eroberung vorzuführen?
»Jetzt habe ich dich verunsichert«, sagte Karri besorgt. »Das wollte ich nicht. Bitte entschuldige, Anai Ashla! Es gibt eine Menge Frauen hier, die gern im Mittelpunkt stehen würden. Sie würden aufblühen, wenn sie so viele Liebhaber zum Ausprobieren hätten.« Karri stand auf und knetete ihre Hände, während sie hinter Ashla trat. »Das betrifft nicht nur dich, Anai . Eine Frau zum Beispiel, die Trace zum Liebhaber gehabt hätte, würde in den Augen vieler Männer und Frauen hohes Ansehen genießen. In unserer Kultur würden die Frauen sie dafür achten, und die Männer würden sie begehren. Dasselbe würde für jeden Mann gelten, den Kanzlerin Malaya als Liebhaber nehmen würde. Von einer so mächtigen und hochgestellten Frau auserwählt zu werden, das würde ihn für andere höchst begehrenswert machen und ihm die Achtung von seinesgleichen verschaffen. Was nicht heißt, dass man etwas über das Erlebnis selbst preisgibt. Trace wurde schon als junger Mann darin unterwiesen, Lust und Befriedigung zu verschaffen. Magnus hat dafür
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