Shadowdwellers - Frank, J: Shadowdwellers
wollte, hatte in Guins Augen den Ausschlag gegeben, weshalb sie den Krieg schließlich gewonnen hatten. Trace hatte sich von seinem Martyrium erst erholt, nachdem der Krieg offiziell zu Ende war, weshalb es weniger sein direkter Beitrag gewesen war als vielmehr der Stimmungswandel, der alles verändert hatte. Doch trotz seiner tiefen seelischen Wunden aufgrund des Foltertraumas hatte Trace bei der Beendigung des Kriegs und bei der Machtergreifung von Malaya und Tristan eine entscheidende Rolle gespielt.
Aus diesem Grund hatte Guin ihn als Freund betrachtet. Deshalb und weil er trotz der elf Monate, in denen er der Hexe ausgeliefert gewesen war, nichts preisgegeben hatte, was Malaya in Gefahr gebracht hätte.
Das bedeutete Guin mehr als alles andere.
»Na schön. Du hast hier das Sagen«, murmelte er. »Aber sie ist nicht unberührbar, und sie ist nicht eine Nummer zu groß für dich. Im Gegenteil, du bist eine Nummer zu groß für sie. Ich meine, sie ist nur ein Halbblut, Trace. Sie ist nicht einmal … «
Oje. Das war dumm, dachte Guin, als er plötzlich in den riesigen Vorraum gestoßen wurde. Er fing sich wieder, doch er musste sich die Brust reiben, wo der Wesir ihn schnell und hart getroffen hatte.
»Pass auf, was für einen Ton du anschlägst, Ajai Guin!«, knurrte er warnend und mit drohend ausgestrecktem Finger, während er rasch auf Guin zuging. »Es ist mir egal, was man sich darüber erzählt, was für ein guter Kämpfer du bist. Ich reiß dir das Herz heraus, wenn ich es finde!«
Mit Ausnahme von Xenia war Trace der Einzige, bei dem er eine solche Drohung ernst nahm. Magnus war natürlich auch hier die Ausnahme, doch der Priester würde eine solche Drohung nur gegenüber einem Sünder aussprechen. Und Guin war alles Mögliche, aber bestimmt kein Sünder.
»Schau mal, ich wollte nur sagen, dass es bei dir anders ist als bei mir, in Ordnung?« Er wich zurück und streckte warnend eine Hand aus, während er die andere um den Griff seines Schwerts legte. »Komm schon, Trace, du hast nicht einmal dein Katana dabei. Was willst du tun? Mich anspucken?«
»Und damit den Tempel entehren? Nein. Aber woanders hätte ich es längst getan.« Er trat erneut auf ihn zu, und Guin musste entweder zurückweichen oder ihm die Stirn bieten.
»Sei nicht so verdammt empfindlich!«, blaffte Guin verärgert. »Wir haben etwas Besseres zu tun, als uns zu prügeln.«
Zum Glück war Trace ein besonnener Mann. In diesem Punkt waren er und Guin sich ähnlich, und Trace verschränkte die Arme vor der Brust und starrte Guin unverwandt an.
»Warum bist du eigentlich gekommen?«, fragte Trace.
»Ich wollte ein paar Dinge klären. Ich sollte dich eigentlich nicht selbst fragen, aber ich traue Berichten aus zweiter Hand nicht.«
»Was klären?«
»Die Angreifer im Postamt.«
»Oh.« Bei der Erinnerung verfinsterte sich Trace’ Miene, und er blickte über die Schulter. Guin folgte seinem Blick, doch alles, was er sehen konnte, war das Halbblut, das mit einem Buch im Schoß in einem Sessel saß. Es sah aus, als würde es durch geschlossene Augenlider hindurch lesen, was Guin ziemlich faszinierend fand … ungefähr eine halbe Sekunde lang. »Was ist mit ihnen?«, fragte Trace, während er zu seiner bevorzugten Säule zurückkehrte.
»Wir haben die Leiche von dem, den du getötet hast, nicht gefunden. Und das bedeutet, sie beseitigen ihre Toten, um keine Spuren zu hinterlassen. Deshalb glaube ich, dass der Tote bekannt war.«
»Du denkst, es war wieder einer von den Senatoren.«
»Vielleicht. Oder jemand in einer ähnlichen Position. Ich habe mich umgesehen, doch bevor die Versammlungen nicht anfangen … Ist dir aufgefallen, dass irgendjemand verschwunden wäre?«
»Nein. Noch nicht.« Trace wandte seine Aufmerksamkeit wieder Guin zu. »Außerdem habe ich den anderen verletzt. Ich habe mich umgesehen, um herauszufinden, ob irgendjemand sich die Seite hält, doch die wäre nach ein paar Tagen verheilt.«
»Selbst wenn. Die Narbe wird trotzdem eine Weile bleiben. Eine gute Idee. Ich habe mir Folgendes überlegt. Was denkst du, wie viele Täter vergiftete Wurfwaffen benutzen?«
»Woher soll ich das wissen? Wir haben schließlich keine Verbindungen zur Unterwelt der Schattenbewohner, Guin.«
»Nun, seit dem Ende der Kriege und seit Mord durch deinen Gesetzeserlass geahndet wird, sprechen die Killer nicht mehr über ihre Taten. Aber man muss davon ausgehen, dass sie ein paar ähnliche Tricks haben wie gewisse Gilden.
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