Shadowdwellers - Frank, J: Shadowdwellers
ist, ist keine Entschuldigung für einen Verstoß gegen die Regeln, und es schließt sie auch nicht davon aus, Trace.«
»Was wäre dann eine Entschuldigung?«, fragte Trace herausfordernd. »Du sagst das so, als gäbe es Ausnahmen und Entschuldigungen, doch die hat es bei dir noch nie gegeben. Ich verstehe, M’jan , dass das Sanktuarium genau deshalb eine so wichtige Einrichtung ist. Ich habe Respekt vor der großen Leistung für dein Volk, aber du kannst hier nicht so absolut und unerbittlich sein.«
»Was ist los mit dir?«, brüllte Magnus plötzlich wütend. »Du sagst, du hast Respekt, doch du redest nicht mit Respekt!«
»Du auch nicht!«
»Unterzieht euch der Buße, und damit soll es gut sein!«
»Nur über meine Leiche!«
»Ajai! M’jan!«
Die beiden Männer brauchten ein paar Sekunden, bis sie den Blick voneinander lösten und zur Kanzlerin blickten, die ihre Aufmerksamkeit verlangte. Malayas Atem ging schwer, sie musste schnell gerannt sein und wahrscheinlich von weiter her. Sie stand da, gegen den Türbogen gestützt, Guin wie stets dicht bei ihr und hinter ihm eine kleine Ansammlung von Bediensteten aus dem Palast, die von dem Geschrei herbeigerufen worden waren.
»Was hat das zu bedeuten?«, wollte Malaya wissen.
»Das geht dich nichts an, mein Kind«, sagte Magnus knapp. »Das ist eine Sache zwischen Vater und Sohn.«
»Es ist meine Sache, wenn ihr das ganze Haus zusammenbrüllt!«
»Hört der Respekt etwa an deiner Tür auf, M’jan? «, warf Trace seinem Vater entgegen.
»Du Mistkerl!« In seiner Wut griff Magnus nach seinem Schwert, doch trotz seines Schreckens reagierte Trace sofort und packte das Stichblatt der Waffe seines Vaters unter dem Griff. Er stieß die zu einem Viertel gezogene Waffe zurück in die Schwertscheide, indem er Magnus’ Hand umfasste. Dann packte er beide Hände und hielt sie fest, während er in die wütenden Augen seines Vaters blickte.
»Wenn du ein Schwert zückst mit dem Ziel, jemanden unter dem königlichen Dach zu verletzen, M’jan , begehst du ein schweres Verbrechen. Und es in der Anwesenheit der Kanzlerin zu tun bedeutet eine gepunktete Linie an deiner Kehle«, fauchte Trace. »Denk nach! Was ist nur in dich gefahren?«
Magnus’ Augen weiteten sich einen Moment, doch Trace’ Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Sein Sohn hatte ihm buchstäblich den Hals gerettet. Hätte er sein Schwert ganz aus der Holzscheide gezogen, dann wären die Gesetze wirksam geworden, die sein eigener Ziehsohn als Wesir erlassen hatte. Er war gerade drauf und dran, sich genau der Nichtachtung schuldig zu machen, derer er seinen Sohn bezichtigte.
Und jetzt, nur wenige Augenblicke später, verstand er überhaupt nicht mehr, warum er so wütend geworden war, dass er das Schwert ausgerechnet gegen die Person zücken wollte, die er so liebte wie die Götter und seine Pflichten.
»Ich wollte nicht … « Magnus schüttelte den Kopf.
Trace streckte instinktiv die Hand aus, um Magnus am Oberarm zu packen. Er hätte nicht beschreiben können, wie heftig sein Erschrecken war, als er diesen unbesiegbaren Mann auf unsicheren Beinen rückwärtstaumeln sah.
»Guin! Septh apt mui! «, befahl Trace, während er seinen taumelnden Vater packte. Guin stand augenblicklich bereit, wie auch Malaya, und alle drei hielten Magnus fest, als er zu Boden sank. » Drenna! Ich hätte es wissen müssen! Du wärst niemals so unvernünftig. Vergib mir!«, flüsterte er schließlich und legte seine Stirn gegen die kalte, feuchte Stirn seines Vaters.
» M’jan «, sagte Malaya besorgt, »was ist los?«
»Drogen. Gift. Oder beides«, antwortete Trace für Magnus, als dieser versuchte, sich wieder in den Griff zu bekommen.
»Wieder Gift«, knurrte Guin. »Das trifft sich wirklich gut, M’jan , nachdem Ihr angefangen habt, Euer Haus unter die Lupe zu nehmen.«
»Es beeinflusst meine Stimmung«, stellte Magnus langsam fest, obwohl die anderen das längst bemerkt hatten. »Es hat mich unberechenbar gemacht.«
»Manche Gifte haben diese Wirkung, M’jan «, sagte Malaya grimmig. Sie blickte sorgenvoll zu Trace und Guin. »Was sollen wir tun? Alle Heiler, die wir haben, sind im Sanktuarium. Es könnte sein, dass wir ihn letztlich einem Mörder in die Arme treiben.«
»Nicht alle«, sagte Trace leise.
»Nein, Trace«, wehrte Magnus ab. »Ashla ist kein Versuchskaninchen. Als sie das letzte Mal vergiftet wurde, hat sie das nur überlebt, weil sie zur Hälfte ein Mensch ist. Das Gift war ein
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