Shadowdwellers - Frank, J: Shadowdwellers
rief er von seinem Schreibtisch aus und lehnte sich zurück.
Wie die meisten männlichen Schattenbewohner trug Magnus Stiefel. Als er die festen und bedrohlichen Schritte hörte, fühlte Trace sich beinahe, als wäre er wieder fünfzehn, auch wenn das schon ziemlich lange her war.
Magnus trat ziemlich aufgebracht über die Schwelle. Trace fühlte sich gezwungen aufzustehen, als er seinen Ziehvater sah.
»Verdammt noch mal, Junge, wie konntest du es wagen?«, schleuderte er ihm an den Kopf, wobei Magnus wusste, dass sein Sohn sich seines Fehltritts wohl bewusst war. »So habe ich dich nicht erzogen!«, stieß er hervor und zeigte mit der freien Hand auf Trace. »Du weißt, ich kann das nicht dulden! Buße für einen Jungenstreich, in deinem Alter!«
»Ja, M’jan . Es tut mir leid, dass ich dich enttäuscht habe«, sagte er ganz ruhig.
»Ich verstehe es einfach nicht. Das ist doch gar nicht deine Art. Niemand außer den Priestern oder Dienerinnen respektiert den Tempel und das Sanktuarium so wie du. Und was noch viel schlimmer ist, ich musste es von meiner eigenen Dienerin erfahren! Die Ärmste hat sich zwei Tage damit herumgequält, bis sie schließlich getan hat, was sie tun musste. Wie kannst du sie nur in einen solchen Loyalitätskonflikt bringen?«
»Das war mir nicht bewusst, M’jan «, sagte Trace mit aufrichtigem Bedauern.
»Egal, ob es Karri oder einer der Schüler oder sonst jemand war – ihre Loyalität wäre jedenfalls auf die Probe gestellt worden. Dich gegen mich zu stellen vor meinen Schülern und vor denen, die ich meine Kollegen nenne – das ist gewissenlos!«
»Ja, M’jan .« Das war alles, was Trace sagen konnte. Magnus hatte recht. Und was noch schlimmer war, bis zu diesem Augenblick hatte er sein rücksichtsloses Verhalten nicht eine Sekunde bedauert. Er hatte sogar mit Ashla darüber gelacht, dass sie ungeschoren davongekommen waren. Magnus hatte recht, es war unter seiner Würde. Er ging rasch um den Schreibtisch herum und fiel mit gesenktem Kopf auf ein Knie. » M’jan« , sagte er demütig, »ich weiß, ich verdiene keine Rücksichtnahme, da ich selbst es dir und deinem Haus gegenüber daran habe fehlen lassen, doch ich bitte dich, nicht Ashla dafür verantwortlich zu machen. Sie versteht unsere Gepflogenheiten und unsere Religion nicht, und sie versteht erst recht nicht, was Buße bedeutet.«
Vor allem, dachte Trace, würde sie es nicht ertragen können.
»Das wird sie ganz schnell«, versprach Magnus beinahe drohend.
Zum ersten Mal in seinem Leben verspürte Trace Zorn gegen die unerbittliche Regelauslegung seines Vaters in sich hochsteigen. Er stand hastig auf und sah ihm direkt in die Augen. »Das ist nicht fair. Was ist mit Verständnis? Was ist mit Mitgefühl? Sie ist ein Baby im Vergleich zu uns. Ich lasse nicht zu, dass du sie für meinen Fehler bestrafst.«
»Du lässt es nicht zu?« Magnus war vollkommen entgeistert. » Du lässt es nicht zu? Wie willst du mich denn davon abhalten, wenn du selbst im Bußraum kniest? Solange sie unter meinem Dach lebt, hat sie meine Regeln und meine Gesetze zu befolgen. Das weißt du genau. Du bist praktisch dort hineingeboren worden!«
»Dann wird sie nicht länger unter deinem Dach bleiben!«, gab Trace barsch zurück. »Sie wird bei mir leben. Und da wird sie auch bleiben, mit meinem Mitgefühl und meinem Verständnis.«
»Die Zukunft ändert nichts an der Vergangenheit«, fauchte Magnus ungläubig angesichts der unnachgiebigen Haltung seines Sohns. Magnus hatte so etwas noch nie erlebt. Trace war eine beeindruckende Persönlichkeit, doch Magnus hatte ihn auch zu absolutem Respekt ihm gegenüber erzogen. Er war fassungslos, dass Trace sich dem Halbblut zuliebe widersetzte.
Und wenn Magnus nicht so unvorbereitet von der vernichtenden Tatsache getroffen worden wäre, dass er eine Schlange in seinem sorgfältig gebauten Nest hatte, hätte er seine Wut womöglich im Zaum gehalten und um ein klärendes Gespräch gebeten. Es stimmte, dass er streng auf Disziplin achtete, doch er war auch Priester und hatte ein scharfes Urteilsvermögen. Doch das Wissen, dass er einen Teufel beherbergte, der versucht hatte, seinen einzigen Sohn zu töten, brachte ihn so weit, dass er das alles vergaß, und er ließ es am Nächstbesten aus, der ihm querkam.
»Tu das nicht, Vater! Ich will mich nicht noch mehr mit dir streiten müssen. Es war einzig und allein mein Fehler, nicht Ashlas. Sie hat schon genug durchgemacht.«
»Dass ihre Mutter eine Hexe
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