Shadowdwellers - Frank, J: Shadowdwellers
ausstreckte. Sie umfasste seinen Hinterkopf und beugte sich zu ihm, um seine kalten Lippen zu küssen.
Ashla konnte seine Schuldgefühle und seine Verzweiflung genauso schmecken, wie sie die tückische Hitze des Gifts in ihren Adern spürte. Sie wusste, dass die Schmerzen bald kommen würden, ihr blieb nur noch wenig Zeit. Sie küsste ihn, bis sein Mund warm war und er ihn mit verzweifelter Miene auf ihren presste. Er zog sie von seinem Vater herunter, umschlang sie mit den Armen und presste sie an sich. Er küsste sie noch immer, und die Hitze zwischen ihnen machte dem Brennen des Gifts in ihr regelrecht Schande. Seine Hand grub sich in ihre Locken, und seine Zunge drängte zwischen ihre sich öffnenden Lippen. Sie küssten sich, als wäre es das letzte Mal, und jedem von ihnen zog es das Herz zusammen angesichts des drohenden Verlusts.
»Du musst überleben«, keuchte er, und seine wunderschönen dunklen Augen vergossen auf einmal Tränen. »Du musst leben, Jei li . Ich brauche dich wie die Dunkelheit. Verlass mich nicht!«
»Ich will dich nicht verlassen«, sagte sie, überwältigt von seinen Gefühlen, und ihre ganze Seele schmerzte, als sie plötzlich begriff.
Er liebte sie.
Dieser Mann mit seiner tiefen Leidenschaft und seiner Loyalität und seiner Bereitschaft zu kämpfen liebte sie . Ashla wusste, dass er nicht unbedacht oder aus einer Laune heraus etwas von sich gab. Er hängte sich nur in Dinge hinein, die seinen vollen Einsatz verdienten. Und obwohl sie nicht fand, dass sie das verdiente, liebte er sie trotzdem.
Sie wünschte, sie hätte die Zeit, ihm zu sagen, dass sie ihn ebenfalls liebte.
Doch die hatte sie nicht.
Trace küsste sie noch immer, als ihr Körper vom ersten heftigen Krampfanfall erschüttert wurde. Sie warf den Kopf zurück und machte ein leises Geräusch, das er schon einmal gehört hatte … obwohl es damals aus Lust gewesen war. Sie schrie abwehrend auf, während sie immer und immer wieder krampfte. Ihre Augen weiteten sich, und Tränen liefen ihr übers Gesicht vo r Schmerz.
»Es tut so weh«, flüsterte sie und klammerte sich verzweifelt an ihn.
»Baby? Oh, Liebling, nicht!«, bettelte er, obwohl er wusste, dass es eine sinnlose Bitte war, als ihr Körper sich in einem heftigen Krampfanfall aufbäumte. Nur dank seiner großen Kraft konnte er sie halten, während sich ihre Finger in sein Hemd krallten und es zerrissen. Er konnte es nicht ertragen, sie auf den kalten, harten Marmor zu legen, also versuchte er, sie festzuhalten. Die anderen Männer halfen ihm, und ihre großen Hände waren ganz sanft, als sie Ashla an seine Brust zu betten versuchten, und ihren Beinen Platz zum Strampeln und Ausschlagen ließen.
»Karri«, stieß Trace hervor und sah, dass sich die Dienerin weinend über seinen Vater beugte und ihm, ein Fläschchen Kräuterextrakt in der Hand, über das Gesicht strich. »Komm und hilf mir! Magnus erholt sich schon wieder.«
»Ich muss sicher sein«, sagte sie weinend. »Ich muss ihm das hier geben. Nur so kann ich sicher sein!«
»Karri, er braucht das nicht! Ich brauche deine Hilfe!«
Er sah, wie sie mit dem Daumen den kleinen Korken von dem Fläschchen schnippte.
Da erinnerte er sich wieder daran, dass keinem Priester auch nur ein Glas Wasser gereicht wurde, ohne dass die jeweilige Dienerin es zuerst kostete. Sie brachte dem Priester alles, und sie probierte alles, was sie ihm brachte. Es war ein uralter Brauch.
Magnus hatte das erkannt, als er bewegungsunfähig dagelegen hatte. Aus diesem Grund hatte er sie bei der Erwähnung von Karris Namen gewarnt, niemandem zu vertrauen. Er hatte sie selbst unter Verdacht.
Aber Karri? Die liebenswürdige und hübsche Karri war eine der ranghöchsten Dienerinnen, hatte sich ganz ihrer Arbeit und ihrem Priester verschrieben und fast die ganzen zweihundert Jahre hinter den Mauern des Sanktuariums zugebracht. Warum sollte sie sich von diesem Leben abwenden? Warum sollte sie Magnus töten wollen, der sie erwählt, großgezogen und ihr mehr gegeben hatte, als sie sich je erträumt hatte?
Doch das Warum war unwichtig. Mit der sterbenden Ashla in den Armen griff er nach dem Wakizashi in der Scheide, zückte es mit einem sirrenden Geräusch und hielt mit der scharfen Spitze in ihrem Nacken inne, nachdem er ihr den geflochtenen Zopf bereits zur Hälfte durchtrennt hatte.
»Wenn du dich auch nur einen Millimeter bewegst, schlage ich dir den Kopf ab«, drohte er ihr leise und eindringlich. Malaya stöhnte erschrocken auf. »
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