Shadowdwellers - Frank, J: Shadowdwellers
alles getan hatte, während er krank war – nun, jetzt sah er ziemlich gesund aus, und das gab einem Mädchen schon zu denken.
Da stand sie also und trug wahrscheinlich den lächerlichsten Haufen Kleider, den er je gesehen hatte, und nachdem er ihr gerade einmal fünf Sekunden in die Augen gesehen hatte, bemerkte Trace, dass eine Euphorie ihn erfüllte, die nichts mit dem Schattenreich zu tun hatte, bis auf die Tatsache, dass sie dort war. Er hatte so viele Dinge aus seinem Kopf verbannt, die geschehen waren, und sie für unwürdig erachtet, weil sie von seinem verabscheuungswürdigen Verhalten beschmutzt worden waren. Und er hatte die intensive sinnliche Verbindung vergessen, die zwischen ihnen bestand. Nun, nicht vergessen … nur verdrängt. Er war dieser Verbindung und auch ihr in keinster Weise gerecht geworden. Daher verstand er nicht, warum sie ihn so ansah, wie sie es tat. Schließlich war er nur die letzte auf einer langen Liste von Enttäuschungen in ihrem Leben.
»Bevor wir irgendetwas tun«, sagte er rasch, »muss ich dir sagen, wie leid mir alles tut, was passiert ist. Ich … ich war nicht ganz bei mir. Ich weiß, das ist eine ziemlich armselige Entschuldigung für mein Verhalten, aber … Ashla?«
Er trat rasch auf sie zu, weil sie vor ihm zurückwich. Zu seinem Entsetzen hob sie abwehrend die Hand und warnte ihn damit, nicht näher zu kommen. Sie wirkte so, als hätte er ihr etwas unglaublich Schreckliches angetan, und er spürte, wie sein Herz raste vor nackter Panik. Nicht einmal, als Acadian …
»Nein, nein, nein!« Sie spie die Worte aus und stampfte mit dem Fuß auf. »Ich will das nicht hören. Ich höre mir das nicht an!« Ashla drehte sich um und stapfte davon, so schnell sie konnte. Sie hörte ihn direkt hinter sich, völlig unbehindert in seiner bequemen sexy Kleidung. Seine Sachen waren dunkel, maßgeschneidert und brachten seinen hinreißenden Körper perfekt zur Geltung, wie überhaupt alles an ihm schrecklich perfekt zu sein schien. Er war wunderschön anzusehen, seine Bewegungen waren staunenswert, sowohl bekleidet als auch unbekleidet, und seine Stimme klang einfach verboten. Er war intelligent und selbstsicher, sein Selbstvertrauen und sein Mut waren ganz augenfällig, genau das Gegenteil von dem, was sie war. Deswegen konnte sie es einfach nicht ertragen, wenn er sagte, dass er für jeden Augenblick, den er mit ihr verbracht hatte, Abbitte leistete.
Sie wollte nicht dieses »Es liegt nicht an dir, es liegt an mir« am Morgen danach hören!
Sie wandte sich jäh nach rechts und ging die Rampe zum nächsten Gebäude hinauf. Sie ging weiter in das Gebäude hinein und bemerkte, dass sie sich in einem Postamt befand, die leere Schalterhalle und die Wände mit den Postschließfächern boten keine Möglichkeit, sich zu verstecken. Dann betrachtete sie die Postschalter. Sie waren ziemlich hoch, und so, wie sie angezogen war, konnte sie bestimmt keinen Hochsprungwettbewerb gewinnen, also brauchte sie es gar nicht erst zu versuchen.
Panik brachte Menschen allerdings dazu, ziemlich dumme Sachen zu machen.
Zum Glück war Trace noch viel schneller, als er aussah, und das wollte etwas heißen. Er packte sie in dem Moment am Arm, als sie fünf Zentimeter hochgehüpft war, um auf einen ein Meter zwanzig hohen Tresen zu springen, und riss sie zu sich herum.
»Willst du mir nicht einmal erlauben, mich bei dir zu entschuldigen? Bist du so unversöhnlich?«
»Oh, meine Versöhnlichkeit hat damit nichts zu tun, das weißt du sehr gut!«, blaffte sie ihn an, während sie ihre Mütze zurückschob und ihn mit dem Glanz ihrer Haare verwirrte. Er konnte immer noch nicht glauben, dass sie auch nur ein Gramm von einer Schattenwandlerin in sich hatte. »Wenn du dich selbst von allem freisprechen willst, um dich besser zu fühlen, von mir aus! Egal was! Danke. Kein Danke. Was du willst. Es ist mir egal! Okay? Machen wir weiter, oder?«
»Ich spreche mich von gar nichts frei«, erwiderte er mit finsterer Miene. »Darum geht es doch! Ich übernehme die Verantwortung für … «
»Großartig! Toll, du bist ein herausragendes Beispiel für männliche Ehre«, sagte sie sarkastisch.
»… die animalische und abscheuliche Art des Beischlafs, die ich dir zugemutet habe!«, schloss er.
»Oh, also, du … « Ashla hielt inne, als seine Worte zu ihr drangen. »W-was?«
»Kein Grund, dich über mich lustig zu machen«, sagte er steif. »Ich weiß, dass das, was zwischen uns geschehen ist, nicht sehr ehrenhaft
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