Shadowdwellers - Frank, J: Shadowdwellers
sie, als sich plötzlich zwei starke Hände um ihre Arme legten. Oder es zumindest versuchten. Sie war ein Pummelchen. Das wurde ihr erst klar, als ein leises männliches Lachen ihr Gesicht streifte. Es war durch ihre geschützten Ohren ein wenig gedämpft, doch sie erkannte es trotzdem sofort.
»Trace!«
Sie wollte ihren bebrillten Augen nicht trauen. Da war er, höchstselbst, genau wie in New York. Tatsächlich sah er kein bisschen verändert aus, und sie fragte sich, ob sie halluzinierte. Der lange Mantel, das lange Samurai-Schwert an seinem Gürtel, seine schwarze Kleidung und …
Alles andere.
Die Schultern, die die Sonne verdeckt hätten, wenn die Sonne da gewesen wäre. Die wunderbare Wölbung deutlich hervortretender Muskeln unter der Kleidung, die verrieten, wie atemberaubend trainiert seine Brust und sein Bauch waren. Die kräftigen Oberschenkel, in dunklen Stoff gehüllt, der nicht verbarg, welche ungeheure Kraft sie entwickeln konnten.
Trotz ihrer vielen Kleidungsstücke fühlte Ashla sich auf einmal völlig nackt. Sie spürte, wie seine Hände zu ihren Schultern hinaufglitten, es war ein dumpfes Gefühl und trotzdem noch genauso durchdringend wie eh und je. Sie erinnerte sich ganz genau an seine Berührungen und an die endlose Frustration, die diese ihr eingebracht hatten. Und dann erinnerte sie sich an einen frühen Moment, wo alles sich perfekt gefügt hatte, und ihr ganzer Körper summte bei der kurzen Erinnerung an den Orgasmus, der ihr den Atem geraubt hatte.
Plötzlich war es kein Problem mehr, dass ihr warm wurde.
»Hallo«, begrüßte er sie, als hätten sie geplant, einander Tausende Meilen entfernt von dort wiederzutreffen, wo sie sich zuletzt gesehen hatten.
Sie schlug ihn.
Ashla schlug ihn so fest auf den Arm, wie sie nur konnte, obwohl sie wusste, dass sie sich selbst dabei mehr wehtun würde als ihm. Sie tat es trotzdem, und es fühlte sich verdammt gut an.
»Au!«, jaulte sie und schüttelte ihr Handgelenk. »Du Idiot!«
»Ich? Ich habe nicht zugeschlagen!«
»Ich meine, du Vollidiot! Im Sinne von ›Du hast mich halb zu Tode erschreckt‹, im Sinne von ›Wo zum Teufel warst du?‹, im Sinne von ›Ich dachte, du wärst tot, du großer blöder Idiot‹!«
»Nun, ich bin nicht tot. Ich bin allerdings gekommen, so schnell ich konnte. Ich war krank, Jei li , und es dauert, bis man sich erholt hat.«
Ashla schmollte unter ihrem Schal, und Trace spürte, obwohl er es nicht sehen konnte, wie es von ihrem vermummten Körper abstrahlte.
»Ich weiß«, lenkte sie leise ein. »Ich war nur … besorgt um dich.«
»Ich weiß, dass du besorgt warst, und es tut mir wirklich leid, dass ich dir das zugemutet habe. Mehr, als du dir vorstellen kannst.« Trace zog ihr den Schal herunter und nahm ihr die Brille ab. Er konnte besser atmen, sobald er ihr Gesicht sah, und die Energie, die in ihren Augen sprühte, war Balsam für seine Seele. Der halb tote Körper, den er im Lichtreich zurückgelassen hatte, hatte ihn erschüttert bis ins Mark. Er hatte entsetzliche Angst, sie dorthin zurückzuschicken, doch er vertraute darauf, dass Magnus wusste, was am besten war. Wenn der Priester sagte, dass sie sterben musste, wenn sie nicht ins Lichtreich zurückkehrte, dann glaubte Trace ihm. »Ist dir kalt?«, fragte er sie leicht belustigt, während er ihre Aufmachung betrachtete.
»Nicht mehr. Ich weiß gar nicht, was ich hier soll. Das ist vollkommen verrückt. Und wie zum Teufel hast du mich hier gefunden?« Sie hielt inne, während sie ihn prüfend ansah, und plötzlich wurde ihr klar, dass sie bald alles über diese Welt erfahren würde und dass dieser geheimnisvolle Mann, der sie genommen hatte, alles darüber wusste.
»Ashla, ich möchte, dass du mit mir nach Hause kommst.«
Er hätte sie mit einer Feder umwerfen können. Während sie ihn anstarrte, stieß sie ein kurzes Kichern aus. Männer baten sie nicht um so etwas. Es passierte einfach nicht. Aber sie liebten sie auch nicht so, dass sie durch drei Wüsten gekrochen wären, als wäre sie die sprichwörtliche Oase.
Doch Trace hatte es getan.
Und tatsächlich, als sie in seine dunklen Augen blickte, hatte sie das heiße Gefühl, dass er es noch einmal tun würde, wenn er nur den Hauch einer Chance hätte. Bei dem Gedanken musste sie schwer schlucken, und ihr Herz schlug ein wenig schneller. Es mochte anstrengend und frustrierend und ziemlich merkwürdig gewesen sein, doch es war wirklich der beste Sex ihres Lebens gewesen. Und wenn er das
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