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Shadowdwellers - Frank, J: Shadowdwellers

Shadowdwellers - Frank, J: Shadowdwellers

Titel: Shadowdwellers - Frank, J: Shadowdwellers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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herauszufinden und in dieser Welt zu leben. Glaub mir, wenn ich dir sage, wie wunderbar und außergewöhnlich meine Kultur ist. Ich weiß, du hast viel Schlimmes durchgemacht, aber es gibt auch viel Gutes. Mein Volk – es gibt so viel, wofür es sich zu leben lohnt. Ich würde nie darauf verzichten, wenn es keinen guten Grund gäbe.«
    Er atmete aus, und sein Körper sank schwach gegen ihren. Ashla schrie abwehrend auf, während ihr Tränen über die rissigen Wangen liefen und ein Schluchzen aus ihrer Brust drang und sie sich vergeblich nach jemandem oder nach etwas umsah, das ihnen helfen könnte. Ihm zuzuhören, wie er für sein Volk und für deren Lebensweise warb, den Stolz in seiner Stimme zu hören, das weckte in ihr den Wunsch, das alles zu sehen. Aber nicht ohne ihn. Nicht nachdem er so viel durchgestanden hatte mit ihr.
    Ashla glitt langsam zur Seite und legte ihn so vorsichtig wie möglich auf den Rücken. Dann zog sie rasch ihren Anorak aus, während sie die ganze Zeit seinen Blick auf sich spürte. Wenn sie ihn nur ansah, wusste sie, dass er zu schwach war, um sich mit ihr zu streiten, also knöpfte sie schnell ihr Hemd auf und setzte ihren bloßen Körper der Kälte aus. Dann tat sie dasselbe mit ihm und schob sein Unterhemd hoch, damit seine Brust entblößt war. Sie schwang ein Bein über ihn und kniete sich auf Höhe seiner Hüften in den Schnee. Als sie sich über ihn beugte, packte er sie plötzlich an den Armen, damit sie sich nicht Brust an Brust auf ihn legte.
    »Nein«, stieß er hervor.
    »In zwei Minuten wirst du ohnmächtig, und dann tue ich es sowieso«, sagte sie mit einer Art entschlossener Zärtlichkeit. »Du kannst nichts dagegen tun, Trace. Lass es einfach zu! Diesmal musst du mir vertrauen, okay?«
    Die Vorstellung, dass Trace einer Frau vertraute, war früher einmal absurd gewesen, und obwohl er sich bereits ein wenig erholt hatte, verlangte sie viel von ihm. Schlimmer noch, sie verlangte zu viel von sich selbst. Doch sie hatte recht. Er würde nicht mehr lange bei Bewusstsein bleiben, und dann könnte sie tun, was sie wollte.
    »Hör zu!«, stieß er hervor. »Das Materialisieren. Bevor das Gift dich schwächt, musst du es versuchen. Das Wichtigste ist geschafft. Du kennst jetzt die Wahrheit und bist dir bewusst, dass du nicht im Lichtreich bist. Du brauchst das Bewusstsein, es leitet dich. Du kannst jetzt in dir selbst die Energie finden, die dich mit deinem Körper verbindet. Das ist die Energie, die das Entmaterialisieren und Materialisieren ermöglicht. Konzentrier dich darauf! Folge dem Weg hinaus und nutze die Energie, um es zu tun. Lass alles um dich herum außer Acht. Denk nur an den Pfad, auf dem du reisen musst. Komm auch so zu uns zurück. Ich werde auf dich warten. Hörst du? Ich werde auf dich warten.«
    Sie nickte und umfasste dann die Hand, die auf ihrem Rücken lag. »Lass los«, flüsterte sie leise.
    Er hatte keine Wahl. Seine zitternden Muskeln zwangen ihn loszulassen. Seine Arme sanken herab, und er konnte nur noch schwer atmend zusehen, wie sie sich auf ihn legte. Sie waren so kalt, dass sie, als ihre Haut seine berührte, erleichtert aufstöhnten, als sie das bisschen Wärme, das übrig war, austauschten. Ihre Hand glitt über die Wunde an seiner Seite, und seine Unterarme legten sich schwach um ihren schmalen Rücken.
    »Vergiss es nicht.«
    »Ich vergesse es nicht«, versprach sie.
    Dann, als allerletzten Kontaktpunkt zwischen ihnen, bedeckte sie seinen Mund mit ihrem, schloss die Augen und küsste ihn sanft, während die Heilung begann.
    Trace kam mit einem kräftigen Atemzug zu sich.
    Er hatte keine Ahnung, wie lange er bewusstlos gewesen war, doch er hatte das Gefühl, als wäre er am Boden festgefroren. Trotzdem setzte er sich ruckartig auf und blickte um sich. Das Erste, was er, wie immer, bemerkte, waren Lichter. Ganz Fairbanks war abends in der Ferne von Lichtern erhellt. Das verriet ihm, dass er wieder ins Lichtreich zurückgekehrt war, wahrscheinlich, als er bewusstlos geworden war.
    Mit tauben Fingern fuhr er sich über die Rippen und spürte die gezackte Wunde. Sie war kaum verheilt, doch immerhin so weit, dass er wusste, dass Ashla erneut erfolgreich gewesen war. Doch um welchen Preis? Hatte er sie im Schattenreich zurückgelassen, wo sie sterben würde? Er wusste, dass er zu schwach war, um sich zu entmaterialisieren und nachzusehen. Oder hatte sie es ebenfalls zurückgeschafft? Doch selbst wenn – Trace hatte keinen Grund, darauf zu hoffen,

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