Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
Angabenzufolge hatte der König eigens Wächter dafür erschaffen.« Ich zögerte einen Moment, dann fügte ich grimmig hinzu: »Die Sidhe -Seherinnen. Laut Darroc war dies die letzte Unseelie-Kaste, die der Dunkle König hervorgebracht hat.«
Man hätte eine Stecknadel fallen hören. Niemand gab auch nur einen Laut von sich.
Jetzt, da es ausgesprochen war, widmete ich Rowena meine Aufmerksamkeit. Zweifellos war sie im Bilde über das, was ich wissen musste. »Erzählen Sie mir, was die Prophezeiung sagt, Rowena.«
Sie schniefte und drehte sich ganz weg.
»Wir können dies auf die sanfte Tour erledigen oder auf die harte.«
»Unsinn, Kind. Wir erledigen es überhaupt nicht.«
» Erklären Sie mir, was die Prophezeiung voraussagt, Rowena« , wiederholte ich mit meinen tausend Stimmen. Sie hallten von den steinernen Mauern der Abtei wider. Die Sidhe -Seherinnen raunten.
Rowenas Augen traten aus den Höhlen, und mit geballten Fäusten spie sie Worte in einer mir unbekannten Sprache aus.
Ich wollte ihr gerade befehlen, dass sie Englisch sprechen sollte, als Kat vortrat und sich räusperte. Sie war blass, doch ihre Stimme wirkte ruhig und entschlossen, als sie sagte: »Mach das nicht, Mac. Du brauchst sie nicht zu zwingen. Wir haben das Buch mit den Prophezeiungen in der Verbotenen Bibliothek gefunden. Wir können dir alles sagen, was du wissen musst.« Sie streckte die Hand nach den Papieren aus, die ich mitgebracht hatte. »Darf ich?«
Ich gab sie ihr.
Sie suchte meinen Blick. »Glaubst du, dass Darroc recht hat?«
»Ich weiß es nicht. Ich könnte den Stimmenzauber bei Rowena anwenden und herausfinden, was sie weiß. Ich könnte sie gründlich befragen.«
Kat sah zu Rowena, die noch immer redete. »Das ist altes irisches Gälisch«, erklärte Kat. »Es hat ein bisschen gedauert, wir konnten den Text jedoch übersetzen. Komm mit. Aber sorg dafür, dass sie still ist.« Sie schauderte. »Es ist nicht richtig, Mac. Es ist wie das,was du Nana angetan hast. Unser eigener Wille muss respektiert werden.«
»Wie kannst du so was sagen, nachdem du erfahren hast, dass sie seit Jahren mentalen Zwang auf euch alle ausübt?«
»Ihre Kräfte können sich nicht annähernd mit deinen messen. Es gibt Verführung, und es gibt Vergewaltigung. Einige von uns haben geahnt, dass sie … unwiderstehliche Führungsqualitäten besitzt. Trotzdem hat sie kluge und gerechte Entscheidungen getroffen.«
»Sie belügt euch«, erwiderte ich. Kat war viel nachsichtiger als ich.
»Sie enthält uns einige Dinge vor. Das ist ein feiner, aber bedeutender Unterschied, Mac. Was sie über Vertrauen und den Glauben gesagt hat, trifft zu. Hätte man uns schon von Kindesbeinen an erzählt, dass wir Unseelie-Geschöpfe sind, hätten wir einen ganz anderen Weg eingeschlagen. Erlöse sie. Ich bitte dich.«
Lange musterte ich Kat. Mir kam der Gedanke, dass sie außer über emotionale Telepathie noch über eine Art Gefühlsbalsam verfügte, den sie je nach Belieben auftragen konnte. Während ich ihr in die Augen schaute, verflüchtigte sich meine Wut auf Rowena nach und nach. Und ich erkannte die Wahrheit in dem, was Kat gesagt hatte. Alina und Christian hatten von »notwendigen Lügen« gesprochen. Ich überlegte, ob ich mich für schlecht gehalten und nie versucht hätte, anständig zu sein, wenn man mir als Kind gesagt hätte, dass ich eine Unseelie bin. Hätte ich mich gefragt: Wozu die Mühe ?
Ich seufzte. Das Leben war sehr kompliziert. » Vergessen Sie die Prophezeiung, Rowena« , kommandierte ich.
Augenblicklich verstummte sie. Kat hob belustigt eine Augenbraue. »Willst du das wirklich?«
Ich erschrak. » Vergessen Sie sie nicht! Hören Sie einfach auf, darüber zu sprechen.«
Aber es war schon zu spät. Ich hatte sie gezwungen zu vergessen, und ich sah dem verächtlichen Gesicht der alten Frau an, dass jedes einzelne Wort aus ihrem Gedächtnis gelöscht war.
»Du bist eine Gefahr für uns alle«, erklärte sie hochnäsig.
Ich raufte mir die Haare. Der Stimmenzauber war echt heikel.
»Meine Töchter werden dir von der Prophezeiung erzählen, an die ich mich dank deiner ungenügenden Druidenkunst nicht mehr erinnere. Sie werden freiwillig und ohne Zwang reden. Aber du wirst dich an meine Bedingungen halten: Du arbeitest mit unserem Orden und niemandem sonst zusammen. Wenn ich mich an Einzelheiten erinnere, wissen wir, was wir brauchen. Du wirst die Dinge aufspüren. Den Rest übernehmen wir …« Sie verstummte und rieb sich die
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