Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
habe mehr getrauert. Du hast ja keine Ahnung!«
»Sie sollten sich schuldig fühlen.«
»Du auch.«
»Schuldgefühle sind reine Verschwendung. Leben Sie, Miss Lane.«
»Oh! Miss Lane! Miss fucking Lane. Da haben wir’s wieder. Du sagst mir, ich sollte mich schuldig fühlen, dann erklärst du, dass Schuldgefühle reine Verschwendung sind. Entscheide dich! Und gib mir nicht den Rat zu leben. Denn gerade deswegen bist du ja so sauer. Ich habe einfach weitergemacht.«
»Mit dem Feind!«
»Ist es so wichtig, wie ich mein Leben angepackt hab? Die Hauptsache ist doch, dass ich nicht aufgegeben habe. Das hast du mir doch beigebracht, oder nicht? Überleben durch Anpassung. Meinst du nicht, es wäre einfacher für mich gewesen, mich hinzulegen und aufzugeben, als ich dich für tot hielt? Weißt du, warum ich das nicht gemacht habe? Weil mich ein tyrannisches Arschloch gelehrt hat, dass es darauf ankommt, wie man weitermacht. «
»Die Betonung liegt auf wie . Zum Beispiel ehrenhaft.«
»Was bedeutet schon Ehre im Angesicht des Todes? Und, bitte,hast du diese Frau, die du aus den Spiegeln in dein Arbeitszimmer gebracht hast, ehrenhaft getötet?«
»Das können Sie nicht verstehen.«
»Das ist deine Antwort auf alles. Das kann ich nicht verstehen, deshalb machst du dir gar nicht die Mühe, mir etwas zu erklären. Weißt du, was ich glaube, Jericho? Du bist ein Feigling. Du vermeidest viele Worte, weil du fürchtest, dass du später für etwas verantwortlich gemacht werden könntest«, beschuldigte ich ihn. »Du verschweigst die Wahrheit, denn jemand könnte dich verurteilen, und, Gott …«
»… der hat nichts damit zu tun, außerdem …«
»… verhüte, dass du tatsächlich persönlich mit mir umgehst …«
»… kümmert es mich kein verdammtes bisschen, ob man mich verurteilt …«
»… und damit meine ich nicht, dass du versuchst, Sex mit mir zu …«
»… ich hab nicht versucht, Sex mit Ihnen …«
»… ich meine ja auch nicht, in diesem Moment, sondern …«
»… das wäre sowieso unmöglich gewesen, weil wir gerannt sind. Mir ist schleierhaft, weshalb wir so schnell laufen mussten«, sagte er gereizt, »aber Sie haben damit angefangen, und Sie haben damit aufgehört.«
»… du könntest ein paar Mauern zwischen uns einreißen und abwarten, was passiert. Aber nein, du bist so feige, dass du mich nur beim Vornamen nennst und duzt, wenn du ziemlich sicher sein kannst, dass ich entweder sterbe oder derart weggetreten bin, dass ich nichts mehr mitbekomme. Mir scheint, du hast da eine ziemlich hohe Mauer zwischen dir und jemandem, den du nicht einmal magst, aufgebaut.«
»Das ist keine Mauer. Damit helfe ich Ihnen lediglich, die Grenzen zwischen uns deutlich zu sehen. Und ich habe nie behauptet, dass ich Sie nicht mag. ›Mögen‹ ist ein kindisches Wort. Mittelmäßige Menschen mögen Dinge. Die einzig wichtige Frage in diesem Zusammenhang ist: Kann man ohne dieses oder jenes leben.«
Meine Antwort auf die Frage, ob ich ohne ihn leben konnte, kannte ich, und sie gefiel mir gar nicht. »Du denkst, ich hätte Schwierigkeiten, unsere Grenzen zu erkennen? Weißt du denn, wo diese Grenzen sind? Mir scheint nämlich, sie sind ziemlich mysteriös und beweglich.«
»Sie sind diejenige, die unseren Umgangston und die Anredeformen infrage stellt.«
»Wie hast du Fiona genannt? Fio. Wie reizend. Oh, und was war mit dem Flittchen in der Casa Blanca in der Nacht, in der wir McCabe getroffen haben? Marilyn!«
»Ich kann nicht glauben, dass Sie sich ihren Namen gemerkt haben«, brummte er.
»Du hast sie mit Vornamen und du angesprochen, dabei konntest du sie nicht einmal leiden. Aber mich – o nein. Ich bin für dich nur Miss Lane, wahrscheinlich bis in alle Ewigkeiten!«
»Ich hatte ja keine Ahnung, dass Sie so ein Problem mit Ihrem Namen haben, Mac «, schnaubte er.
»Jericho«, gab ich im gleichen Ton zurück und gab ihm einen Schubs.
Er packte meine beiden Handgelenke mit einer Hand, so dass ich ihn nicht mehr schlagen konnte. Das brachte mich auf die Palme. Ich stieß mit dem Kopf zu.
»Ich dachte, du bist gestorben!«
Er schob mich an die Wand und hielt den Arm vor meinen Hals – jetzt konnte ich nicht einmal mehr mit dem Kopf zustoßen.
»Um Himmels willen – darum geht es?«
»Du bist nicht tot. Du hast mich belogen. Du hast ein Nickerchen gemacht und mich auf dem Felsen mit dem Gedanken, ich hätte dich ermordet, allein gelassen!«
Er musterte mich aus zusammengekniffenen Augen.
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