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Shakran

Shakran

Titel: Shakran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Winter
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Lieblingswaffe. Eine Colt 45 ACP. Sie hielt die matt glänzende Waffe hoch. Nasreen sah sie mit großen Augen an.
    »Kannst du damit umgehen?«, fragte Ann.
    »Wenn ich muss ...«

71
 
    A ls Mark die Tür hörte, war es kurz vor Sonnenaufgang. Ich muss wohl eingeschlafen sein, dachte er, während er aufstand und sich den verkrampften Nacken massierte. So bequem, wie er aussah, war der Sessel wohl doch nicht. Samson hatte es besser erwischt, er hatte das Sofa bekommen. Seine Beine ragten über die Lehne hinaus. Was sind wir nur für Idioten, dachte Mark, es gab genügend Zimmer mit Betten hier, aber irgendwie hatten sie es nicht geschafft ... Dann wurde ihm bewusst, was ihn geweckt hatte.
    Mit der Glock in der Hand bewegte er sich zur Tür und öffnete sie vorsichtig. Das Erste, was er in der Halle sah, war eine junge Frau, vielleicht siebzehn oder achtzehn. Sie hatte lange schwarze Haare und grüne Augen, die ihm irgendwie bekannt vorkamen. Sie trug Jeans, T-Shirt und eine Windjacke darüber. In der Hand hielt sie eine 1911 Kaliber 45 Colt Automatik. Sie war kreidebleich, ihre Augen waren gerötet, ihre Hände zitterten. Es regnete draußen, er konnte den Regen hören, die junge Frau war nass geworden, aber nicht sehr. Sie war also nicht länger als ein paar Sekunden im Regen gewesen.
    Durch die halb offene Eingangstür hinter ihr konnte er die Rücklichter des Ford Taurus sehen, der gerade in die Garage gefahren wurde.
    »Guten Morgen ...« Mehr fiel ihm nicht ein. Es war erstaunlich, wie schnell man wach wurde, wenn so ein Ding auf einen gerichtet war, und es war noch erstaunlicher, wie sehr so eine Mündung das Denken fokussierte. Oder einfror. Wie jetzt bei ihm.
    »Guten Morgen«, antwortete die junge Frau und schluckte. »Ich hoffe, wir sind auf derselben Seite.«
    Sie war wacher als er, bemerkte Mark. Reiß dich zusammen!
    »Das hoffe ich auch.« Seine Stimme war belegt, er hatte einen Frosch im Hals. In den letzten Tagen hatte man mehrmals versucht, ihn zu ermorden, man hatte auf ihn geschossen, aber diese Situation ... war genau eine von denen, auf die er in Quantico vorbereitet worden war. Wenn ihm doch bloß einfiel ... »Nasreen?«, fragte er vorsichtig.
    »Mein Name ist Nasreen Norman, richtig. Könnten Sie Ihre Waffe bitte woandershin richten? Sie machen mir Angst.«
    Er bemerkte erst jetzt, dass auch er sie ins Visier genommen hatte. Reflex nannte man das wohl. Er war definitiv noch nicht ganz wach. Gleichzeitig ließen sie die Waffen sinken.
    »Ich bin Mark Bridges.«
    »Das dachte ich mir schon«, sagte Nasreen mit einem schiefen Lächeln.
    Er steckte seine Waffe zurück ins Schulterhalfter und betrachtete mit grimmigem Respekt die schwere Automatik in ihrer Hand. Die 45er Colt Automatik mochte zwar technisch veraltet sein, aber sie war immer noch ein ziemlich durchschlagendes Argument.
    »Haben Sie immer so ein Ding im Reisegepäck?« Das klang bissiger, als er wollte. Es wurmte ihn immer noch, dass sie ihn so kalt erwischt hatte.
    »Ich denke, das hat mit ihrem Großvater zu tun. Der ist eben gerade ermordet worden«, sagte Samson. Er stand hinter Mark in der Tür.
    Die junge Frau zuckte zusammen und hob die Waffe.
    Samson hatte die Hände schon oben. Er lächelte freundlich. »Du wirst mich doch nicht erschießen, oder?«
    Die Tür hinter Nasreen öffnete sich, bevor sie antworten konnte. Ann kam herein. Sie schüttelte den Regen aus ihren Haaren. »Alles in Ordnung, Nasreen?«
    Sie nickte.
    Mark drehte sich zu Samson um. »Was hast du gesagt?«
    »Ich habe es vorhin in den Nachrichten gehört.« Er ging auf Ann zu und streckte die Arme aus. Ann zögerte kurz, dann ließ sie sich in seine Arme sinken. »Schwester ... Wie geht es dir?«
    »Wie soll es mir gehen? Beschissen«, antwortete sie. Er drückte sie kurz an sich, dann ließ er sie wieder los.
    »Danke dir, Samson«, sagte sie und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen.
    Mark gab ihr ein Taschentuch. Sie nahm es, wischte sich die Tränen ab und schneuzte sich.
    »Tut mir leid wegen dem Admiral«, sagte Mark leise.
    Ann legte ihren Arm um Nasreen und nahm ihr die Pistole ab, sicherte sie und steckte sie sich hinten in den Hosenbund. Alle konnten sehen, wie sehr sie sich zusammenriss. Sie versuchte zu lächeln, aber nur mit mäßigem Erfolg. »Ich brauche einen Kaffee. Wie ist es mit euch?«
 
    Auch die Küche war riesengroß. Mit der altmodischen Ausstattung, dem nachgedunkelten Holz und den Naturholzmöbeln wirkte sie einladend

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