Shakran
schnell fahren. Nicht zu langsam. Geradeaus, keine Schlangenlinien. Er musste sich konzentrieren. Hinter ihm leuchtete der Wagen des Agenten gleißend hell auf.
Shakran achtete nicht darauf. Er hatte mehr als genug damit zu tun, einfach nur zu fahren. Was vorher automatisch gegangen war, war jetzt eine bewusste Entscheidung. Jede Sekunde. Aber er war ein Profi. Der Beste. Und er hatte noch knapp drei Tage Zeit, um das zu beweisen.
Schon wieder Zeit, diese verdammte Zeit ...
73
U nd was machen wir jetzt?«, fragte Mark. Er lehnte an dem altmodischen Kühlschrank, der groß genug war, um ein ganzes Rind aufzunehmen, und hielt einen Kaffeebecher in der Hand.
»Ich weiß es nicht«, antwortete Ann. Nasreen hatte sich an sie gelehnt, ihre Augen waren geschlossen. Ann strich ihr vorsichtig übers Haar.
»Ich sage es nur ungern, aber ohne den Admiral sind unsere Karten deutlich schlechter«, sagte Samson. Er füllte sich gerade seinen Becher, als sich die Tür zur Küche öffnete. Er sah hinüber, eine Hand über der Waffe. Dann atmete er erleichtert auf. »Guten Morgen, Tom.«
»Guten Morgen.« Tom ließ seinen Blick über die Anwesenden schweifen. An Nasreen blieb er hängen. Sie hatte sich nicht gerührt, wahrscheinlich schlief sie. Er bemerkte Anns gerötete Augen, schloss leise die Tür hinter sich und ging zum Tisch hinüber, um sich hinzusetzen. Samson füllte wortlos einen Becher für ihn und stellte ihn vor Tom auf den Tisch.
»Sieht nicht nach einem guten Morgen aus«, stellte Tom fest. »Was ist passiert?«
»Shakran hat den Admiral erschossen«, sagte Ann leise.
»Wenigstens hat der Admiral den Bastard auch erwischt. Dass der Dreckskerl abhauen konnte, grenzt an ein Wunder. Eins von der falschen Sorte«, fügte Mark bitter hinzu.
»Tut mir leid. Ich glaube, ich ahne, wie viel er euch bedeutet hat. Und die junge Lady ...« Tom sah fragend zu Nasreen.
»... ist meine Tochter. Nasreen«, sagte Ann leise.
»Schläft sie?«
Ann nickte nur.
Tom sah Nasreen lange an. »Ich wollte, Lauren wäre auch hier«, sagte er dann. Als er merkte, dass Ann etwas sagen wollte, hob er abwehrend die Hand. »Ich weiß, dass das nicht wirklich gut wäre, aber dann wäre sie bei mir. Es ist nur so ein Gedanke.« Er trank einen Schluck und verzog prompt das Gesicht. »Mann, das ist kein Kaffee, das ist ...«
»Richtiger Kaffee. Drei Löffel pro Tasse.« Samson lächelte. »Auf jeden Fall macht er wach.«
»Was ist mit Val?«, fragte Ann.
»Ich habe gerade mit dem Krankenhaus telefoniert. Sie wollte gestern Abend schon aufstehen. Ich habe dem Arzt gesagt, sie sollen sie ans Bett fesseln, sollte Val es tatsächlich versuchen.« Er lächelte schief. »Das ist doch ein gutes Zeichen, oder? Aber sie sollte sich schonen. Val hat nie besonders viel Geduld, aber es ist kaum einen Tag her, dass sie angeschossen wurde. So was braucht viel Zeit ...«
»Hast du noch mal versucht, Lauren zu erreichen?«, fragte Mark.
Tom schüttelte den Kopf. »Nein. Ich glaube, es ist besser, wenn Val sie morgen anruft. Sie soll es von ihrer Mutter selbst hören. Glaubt ihr, sie könnte in Gefahr sein? Lauren, meine ich?«
Samson zog die Mundwinkel nach unten. »Es könnte sein, dass man sie observiert, weil sie denken, sie zeigt ihnen den Weg zu uns.« Er stellte den Becher ab, bewegte seinen Nacken und massierte ihn. Es knackte vernehmlich.
»Ich überlege immer noch, was wir als Nächstes tun können«, warf Ann ein. »Audrey kann uns vielleicht helfen, die CD zu entschlüsseln.« Sie seufzte. »Weil wir nicht wissen, wer alles drinsteckt in der Sache ... Ich muss mich mit Präsident Stanton in Verbindung setzen. Ich weiß nur noch nicht, wie ich das am besten mache.«
»Der Secret Service nimmt jeden Anruf ernst«, erinnerte Samson sie.
»Das weiß ich. Aber das wird nicht reichen, um den Staatsbesuch abzusagen. Außerdem hätten wir sie nur Sekunden nach dem Anruf auf unserer Fährte ...« Ann strich sich frustriert die Haare aus dem Gesicht. »Am liebsten würde ich ihn einfach anrufen, ganz direkt. Aber das geht nicht.«
Nasreen hob den Kopf. »Warum sollen wir ihn nicht direkt anrufen können?«, fragte sie.
»Weil man den Präsidenten nicht einfach so anruft«, antwortete Tom. »Spätestens in der Vermittlung bleibt man hängen.« Er lächelte Nasreen an. »Hallo. Ich bin übrigens Tom. Schön, dass wir uns kennenlernen.«
Nasreen lächelte zurück. »Natürlich kann man ihn direkt anrufen.« Nasreen rieb sich die Augen und sah
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