Shakran
war?
Während des Rückflugs hatte er ein paar Minuten Zeit. Er verlangte den Polizeibericht, und als man ihm den nur kurz referieren wollte, wurde es ihm zu viel.
Er sagte ein paar Termine ab. An dem Dinner heute Abend sollte auch Vizepräsident Forrester teilnehmen. So uneinsichtig, wie der sich zurzeit verhielt, war es vielleicht gut, dass er ihn heute allein hingehen ließ ...
Stanton drückte auf einen Knopf der Sprechanlage. Er war in seinem privaten Arbeitszimmer im Familientrakt des Weißen Hauses. Hier fühlte er sich wohler als im Oval Office, wo er oft das Gefühl hatte, seine Amtsvorgänger würden ihm über die Schulter schauen.
Die Tür öffnete sich. Kyle Edwards, der die Spätschicht des Secret Service leitete, kam herein. Er war ein großer, schlaksig wirkender Mann, der für die Aufgabe, die er zu meistern hatte, viel zu jung wirkte.
»Mr President?«
»Was ist mit diesem Polizisten? Ich dachte, er hätte den Termin um zehn bestätigt?«
»Sie ist gerade eben angekommen. Sie durchläuft noch die Sicherheitskontrolle.«
»Sie?«
»Detective Goldkind ist eine Frau.«
»Gut. Halten Sie sie nicht zu lange auf.«
»Sir, wir haben noch nicht alle Unterlagen. Sie ist zum ersten Mal hier und ...«
»Bevor ihr sie stundenlang auf biologische Waffen und den anderen Kram überprüft, nehmt ihr einfach die Dienstwaffe ab und schickt sie rein. Wenn es Ihnen dadurch besser gehen sollte, können Sie auch ein paar Leute auf dem Gang postieren. Aber ich will sie sehen. Jetzt.«
Edwards hob die Schultern. »Sir, wir versuchen nur ...«
Stanton winkte ab. »Sehen Sie zu, dass sie nicht noch länger aufgehalten wird!«
»Sir ...«
»Edwards!«
»Jawohl, Sir!«
Edwards zog die Tür hinter sich zu.
Stanton lehnte sich hinter seinem Schreibtisch zurück und sah auf das Bild an der Wand rechts von ihm. Es war über zwanzig Jahre alt. Der Mann in der blauen Gala-Uniform eines Marines schien ihm aufmunternd zuzuzwinkern.
Es klopfte an der Tür.
»Herein.«
Die Tür öffnete sich, Edwards führte Detective Goldkind herein. Stanton stand auf und warf Edwards nur einen Blick zu, woraufhin dieser hastig die Tür von außen schloss.
»Detective. Vielen Dank, dass Sie so kurzfristig kommen konnten.« Stanton hielt ihr die Hand hin.
»Ich konnte ja wohl kaum anders«, antwortete Terry und erwiderte Stantons Händedruck überraschend fest.
Beide musterten sich gegenseitig.
Terry Goldkind war in vielerlei Hinsicht eine Überraschung für den Präsidenten. Die meisten Menschen, die er hier sah, waren bemüht, sich ins bestmögliche Licht zu rücken. Goldkind dagegen sah aus, als hätte sie auf dem Weg vom Revier zu sich nach Hause einfach nur einen Umweg gemacht. Sie trug Sneakers, Jeans, ein T-Shirt und eine Windjacke, unter der er ihr leeres Schulterholster sehen konnte. Seiner Meinung nach trug sie noch nicht einmal Make-up. Detective Goldkind war klein und zierlich, knapp über der Mindestgröße für Polizistinnen, ihre Haare waren fast militärisch kurz geschnitten. Obwohl sie offensichtlich müde war, wirkten ihre Augen wach und lebendig. Er hatte erfahren, dass sie zäh war, eine der besten Ermittlerinnen, die das Police Department hier in Washington zur Verfügung hatte.
Terry wiederum sah einen Mann, der älter wirkte, irgendwie grauer als beim letzten Mal, als sie ihn im Fernsehen gesehen hatte. In den letzten zwei Jahren schien er rapide gealtert zu sein.
Für sie war der heutige Tag voller Überraschungen gewesen. Seit mehr als achtundvierzig Stunden hatte sie nicht mehr richtig geschlafen, und als der Chief sie persönlich anrief, um ihr mitzuteilen, dass sie heute Abend pünktlich um zehn Uhr im Weißen Haus zu sein hätte, war sie viel zu beschäftigt gewesen, um darüber nachzudenken. Ein Wagen des Secret Service hatte sie direkt vom Revier abgeholt. Erst auf dem Weg hierher war sie sich darüber klar geworden, zu wem sie gefahren wurde.
»Setzen Sie sich doch«, sagte Stanton und zeigte auf eine gemütlich aussehende Sitzgruppe. »Kann ich Ihnen etwas bringen lassen?«
Sie schüttelte den Kopf, doch Stanton hob die Hand. »Ich brauche selbst einen Kaffee, und man hat mir versichert, es würde keine Umstände machen.«
»Einen Kaffee nehme ich gerne«, sagte Terry und setzte sich.
Stanton beugte sich über seinen Schreibtisch und drückte auf einen Knopf. »Wir hätten gerne Kaffee und etwas zu beißen. Belegte Brötchen oder so ...« Er bemerkte ihren Blick. »Ich muss auf meine Linie
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