Shakran
das tun, würde ich gern wissen, wer oder was Sie sind, Miss Mankowitz. Sie sind mir ein Rätsel. Sie bewegen sich auf Wegen, die mir nicht gefallen.«
Ann sah zu Mark hinüber, dann zu Edwards. »Das ist schwierig zu erklären ...«
»Das finde ich nicht«, sagte Edwards. »Am Anfang hatte ich auch Bedenken, mit Miss Mankowitz zusammenzuarbeiten. Aber Präsident Stanton hat es mir erklärt. Seit sechzehn Jahren gehört Ann Mankowitz dem US Marine Corps an. Ihr derzeitiger Rang, seit heute Morgen, ist der eines Oberst. Seit fast zwölf Jahren ist sie freigestellt für Sonderaufgaben. Zuerst für die NSA, später für den Geheimdienst.« Er sah zu Ann hinüber. »In gewissem Sinne sind wir also seit fast zehn Jahren Kollegen.«
Sein Blick sollte ihr wohl sagen, dass er keine Vorbehalte mehr gegen sie hatte. Sie reagierte mit einem leichten Nicken.
Edwards fuhr fort: »Es gibt einen entsprechenden Präsidentialbefehl. Ich habe ihn gesehen. Miss Mankowitz, bitte zeigen Sie Detective Goldkind Ihren Ausweis.«
Wortlos griff Ann in die Innentasche ihrer Jacke und gab Terry das kleine Ledermäppchen.
Terry öffnete es, sah ein Bild von Ann auf der rechten Seite, das Staatssiegel der Vereinigten Staaten als Hintergrund, und einen Text auf der linken Seite. Der Träger dieses Ausweises handelt in meinem Namen und Auftrag und ist nur mir zur Rechenschaft verpflichtet. Alle Regierungsstellen werden aufgefordert, den Träger dieses Ausweises so weit als möglich zu unterstützen. Terry sah auf. Sie pfiff leise durch die Zähne, während sie Ann das Ledermäppchen zurückgab. »Ich dachte, so was gibt es nur in Filmen.«
»Ich auch«, sagte Mark und sah Ann fragend an.
»Der Text ist viel zu kurz, um echt zu sein«, meinte Samson grinsend. »Ich hätte mindestens zwei Seiten erwartet. Kurz, knapp, sachlich ... Und das von einem Politiker ...?«
Terry zog die Augenbrauen hoch. »Ich habe nur noch eine Frage. Was ist mit ihm?« Sie zeigte auf Samson, der immer noch grinste. »Sollte der nicht im Knast sitzen? Oder, besser noch, in einem Zwinger?«
Ann schmunzelte. »Er gehört zu mir. Ich passe schon auf, dass er keinen beißt.«
»Ich verstehe das nicht«, sagte Samson und blickte die anderen der Reihe nach an. »Normalerweise mag mich jeder.«
»Ich nicht«, sagte Terry.
»Das habe ich schon bemerkt.«
84
A udrey Malvern wirkte bleich und zerbrechlich. Kein Wunder, überlegte Mark, wenn man bedenkt, wo sie ist. Ein Sicherheitsbeamter hatte Terry Goldkind, Ann und ihm die Tür zu Audreys Zimmer geöffnet. Es war nicht ihr Elternhaus, sondern ein Sicherheitshaus, das die CIA zum Befragen von Überläufern aus anderen Nationen eingerichtet hatte. Ein Bungalow in einem Vorort von Washington, der von außen eher unauffällig wirkte, aber in Wirklichkeit mehr einer Festung entsprach. Der Raum war freundlich eingerichtet, es lagen Stapel von Büchern herum. Stimmt, dachte Mark, sie studiert ja noch.
Sie bemerkte seinen Blick. »Es ist trotzdem ein Gefängnis. Ich freue mich, Sie wiederzusehen, Agent Bridges«, sagte sie und warf Ann einen fragenden Blick zu.
»Das ist Agent Mankowitz, der neue Partner von Agent Bridges«, sagte Terry, während sie die Tür hinter sich schloss.
»Was ist mit Agent St. Clair?«, fragte Audrey. »Setzen Sie sich doch.« Sie trug einen Handschuh an ihrer rechten Hand.
»Agent St. Clair ist verletzt, sie kann ihren Dienst zurzeit nicht ausüben«, antwortete Mark.
»Das tut mir leid. Ist es schlimm?«
»Ja. Es war derselbe Mann, der auch Ihren Vater auf dem Gewissen hat«, sagte Ann. Ihre Stimme war so kühl, dass Terry und Mark sie überrascht ansahen. »Aber sie ist außer Lebensgefahr. Wollen Sie uns helfen?«
Audrey nickte. »Wenn Sie mir sagen, wie?«
»Wir wissen mittlerweile, wer der Mörder Ihres Vaters ist«, fuhr Ann fort. »Ein Profikiller. Aber der Mann führt nur Befehle aus. Wir wollen herausfinden, wer ihm den Auftrag dazu gegeben hat. Und dazu brauchen wir Ihre Hilfe.«
»Miss Mankowitz!«, mischte Terry sich erbost ein. »Geht das nicht mit etwas mehr Taktgefühl?«
Audrey hob die Hand. »Ist schon gut. Seitdem das passiert ist, tänzelt hier jeder um mich herum, aus Angst, meine zarte Person könnte zu sehr belastet werden. Ich bin nicht so zerbrechlich, wie ich aussehe. Was kann ich tun, um Ihnen zu helfen? Und wer ist der Kerl?«
»Im Augenblick kann ich Ihnen dazu nicht viel sagen. Ich denke, dass ich Sie in spätestens drei Tagen genauer informieren kann,
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