Shakran
sich und rollte sich hinter den Sessel.
»Bleibt unten!« Ihre Stimme klang ruhig. »Er hat eine Thermooptik. Damit kann er durch den Vorhang sehen!«
Samson kroch auf den Flur und weiter zur Eingangstür. Vorsichtig öffnete er sie.
Ann griff sich einen schweren Aschenbecher von einem kleinen Beistelltisch.
»Jetzt!« Sie warf den Aschenbecher. Die Reste der Scheibe und der Vorhang wurden nach außen gedrückt, gleichzeitig rollte sich Samson durch die Eingangstür nach draußen und hechtete hinter einen parkenden Wagen.
Nichts.
Endlose Minuten vergingen, dann kam Samson wieder herein. Er blieb vor Moires Leiche stehen und schüttelte den Kopf. »Verdammt gute Arbeit.«
Ann richtete sich auf. In der Ferne waren Sirenen zu hören. Mark warf einen Blick in ihr Gesicht und schluckte. Er rannte ins Bad, holte ein Handtuch und gab es ihr wortlos.
»Warum starrt ihr mich so an?« Ann sah von Mark zu Samson und wieder zu Mark.
Samson streckte einen Finger aus und fuhr ihr damit über die Wange Dann zeigte er ihr den blutverschmierten Finger.
Ann sah auf Moire hinunter. Der größte Teil seines Kopfes fehlte.
Sie fuhr sich selbst mit der Hand übers Gesicht und sah sich die blutverschmierten Finger an. In dem vielen Blut entdeckte sie weiße Knochensplitter und graue Brocken. Sie würgte, hielt sich schnell die Hand vor den Mund und stolperte ins Bad. Nur mit Mühe konnte sie sich zusammenreißen. Sie beugte sich über das Waschbecken und drehte das Wasser auf.
Das Wasser lief noch, als die ersten Polizisten Moires Haus betraten.
83
A ls Detective Terry Goldkind den Raum der Malvern-Task-Force betrat, wirkte sie weder ausgeschlafen noch glücklich. Aber sie hatte ein Tablett dabei, auf dem mehrere große Becher mit dampfendem Kaffee standen. Sie blieb an der Tür stehen und sah sich langsam um.
Es war ein sehr großer Raum, weiß getüncht, er roch noch nach Farbe. Die wenigen Möbelstücke wirkten darin wie verloren. An einer Wand hing eine große 24-Stunden-Uhr, anscheinend Vorschrift für solche Räume. Von der Decke hing ein großer Fernsehmonitor an einem schwenk- und drehbaren Stahlgestell. Gerade liefen die Nachrichten. In einer Ecke war ein Computerarbeitsplatz eingerichtet. Dort saß ein großer Farbiger und sah auf den Monitor. Präsident Stantons Sicherheitschef, Kyle Edwards, stand neben ihm. Beide wandten den Kopf, als sie mit einem Hüftschwung die Tür hinter sich schloss.
»Feiert ihr eine Party?«, fragte sie.
»Erst wenn wir Shakran haben«, sagte der große Farbige, der von seinem Computer aufstand und freundlich lächelnd auf sie zukam. »Prima, Sie haben Kaffee dabei.«
Sie beobachtete, wie er einen Kaffeebecher vom Tablett nahm. »Sie sind also Samson.«
Samson deutete eine Verbeugung an. »Es ist mir eine außerordentliche Freude, Sie endlich kennenzulernen, Detective Goldkind.«
»Sparen Sie sich das Gesülze«, sagte Terry. Sie stellte das Tablett mit den restlichen Kaffeebechern auf einem großen Tisch ab und stemmte die Hände in die Hüften. »Das war nicht gerade eine Glanzleistung von euch.« Sie warf einen Blick auf den Fernseher, wo eine Nachrichtensprecherin die Rekonstruktion des Tathergangs kommentierte. »Fehlt nur noch, dass einer von euch im Fernsehen auftritt!«
»Wenigstens das ist uns erspart geblieben«, antwortete Mark, der im Moment weder auf Ann noch auf Samson gut zu sprechen war. Er trank einen Schluck von seinem Kaffee und zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Der ist ja gut!«
Terry fixierte immer noch Samson. »Und was machen Sie hier?«
»Ich mache gerade meine Zeugenaussage.« Er lächelte sie freundlich an.
Er saß wieder an dem Computer. Ann hatte sich zu ihm gesellt, nachdem sie Terry mit einem Nicken begrüßt hatte. Ann war ungeschminkt, sie trug eine Polizeiuniform ohne Rangabzeichen. Ihr Haar war noch feucht. Samson nickte zu Edwards hinüber, der gerade vorsichtig an seinem Kaffee nippte und das Gesicht verzog. Die Herrschaften im Weißen Haus sind wohl was Besseres gewöhnt, dachte Terry. Sie erinnerte sich an den Kaffee, den der Präsident ihr persönlich eingeschenkt hatte. Ja, waren sie.
»Damit sind ja wohl alle hier«, sagte sie bissig. Dann wandte sie sich an Edwards. »Was verschafft uns die Ehre?«
Edwards sah sie über den Rand seines Bechers hinweg an. »Guten Tag, Detective. Die NSA hat die Daten auf Moires Festplatte entschlüsselt. Deshalb bin ich hier. Unsere Befürchtungen scheinen sich bewahrheitet zu haben.«
Ann
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