Shakran
gezogen.«
»Warte ab, was unser Freund uns selbst erzählen wird«, sagte Ann. »Was hast du gefunden, Samson?«
»Nur einen Hinweis. Sein Rechner ist mit einem Wechselplattensystem ausgerüstet, er hat häufig einen anderen Datenträger verwendet als den, der jetzt gerade aktiv ist.«
»Also hat er irgendwo einen anderen Datenträger versteckt?«
»Ich denke, schon. Habt ihr was gefunden?«
Ann schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Moire ist kein Dummkopf.«
Ann musterte Moires Schreibtisch. Die große Platte war fast leer, das Einzige, was sich außer dem Monitor, der Tastatur und der Maus darauf befand, war eine Schale, in der zwei Kugelschreiber, zwei kleine Schrauben, ein Bleistift und ein Schraubenzieher lagen.
Dann sah sie sich den Rechner genauer an, der unter der Platte in einem offenen Fach stand. »Das Gehäuse ist nur mit einer Schraube gesichert.«
Samson nahm den Schraubenzieher, und schon war das Gehäuse offen. Er schüttelte den Kopf. »Darauf hätte ich auch kommen können.« Er fuhr den Rechner herunter und steckte dann ein frei liegendes Kabel in eine Steckbuchse an der zweiten Festplatte.
»Der sicherste Schutz ist, die Daten nicht online zu haben.«
Er startete den Rechner neu und wartete einen Moment. »Bingo!« Er grinste breit. »Da sind verschlüsselte Daten. Ich glaube, wir haben Glück.«
»Er muss sich ziemlich sicher fühlen«, meinte Mark zweifelnd.
»Moire war schon immer ein überhebliches Arschloch.«
Plötzlich gab es ein leises Piepsen. Samson verzog das Gesicht. »Wenn man vom Teufel spricht ...« Er holte einen Pieper aus der Tasche und sah auf die Nummer. Er nahm sein Handy, wählte eine Nummer, hörte kurz zu, klappte es wieder zusammen. Er selbst hatte keinen Ton gesagt.
»Was ist?«, fragte Mark.
»Rollo hat Moire in die Straße einbiegen sehen.«
»Rollo? Der ist hier?«
»Er füttert Vögel auf dem Kinderspielplatz. Nichts Verbotenes«, sagte Samson. »Was jetzt?«
Ann sah auf ihre Uhr. Halb sieben.
Samson zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, warum der Kerl ausgerechnet heute früher Feierabend macht.«
Ann sah sich um. »Macht auch nichts. Dann stellen wir unsere Fragen eben etwas früher als geplant.«
»Einfach so?«, fragte Mark.
»Ich bin sicher, dass er etwas weiß. Aber wir haben nicht die Zeit, höflich zu sein. Wenn wir mit ihm fertig sind, kannst du ihm gerne seine Rechte vorlesen.«
Das Erste, was Moire sah, als er durch die Tür von der Garage in die Küche trat, war Anns Waffe. Dann hörte er eine Stimme hinter sich.
»Schön ruhig bleiben.« Mark Bridges.
Moire überlegte, was er tun sollte, dann sah er ihre Augen. Diese Augen kannte er ... Diese Augen gehörten ... Moire wurde blass, er stieß einen Schrei aus und warf sich herum, griff zur Waffe ... Er wollte einfach nur fliehen!
Etwas Hartes traf ihn an der Schläfe, dann wurde alles schwarz.
»Du hast ein Talent, Leute zu erschrecken«, meinte Samson trocken.
Ann betrachtete den am Boden liegenden Mann. Sie zwang sich, ruhig zu bleiben.
Samson beugte sich hinunter, zog Moires Ersatzpistole aus dem Beinholster und steckte sie ein. Dann band er ihm mit Kabelbindern die Hände hinter dem Rücken fest und hob ihn am Gürtel hoch. »Wohin?«
Ann überlegte kurz. »Ins Arbeitszimmer.«
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D er Mann auf der anderen Straßenseite zog die Augenbrauen hoch, als er sah, wie Moire in den Sessel geworfen wurde. Die Vorhänge im Arbeitszimmer waren zugezogen, aber mithilfe der Thermooptik konnte er genug erkennen. So wie es aussah, war Moire gerade eben verhaftet worden. Wenn man in einem Sessel sitzt, behält man nicht die Hände hinter dem Rücken.
Seine Zieloptik verharrte kurz auf der Frau, die sich über Moire beugte. Keine Ahnung, wer die sind, dachte er. Es machte seinen Job nur schwieriger. Aber nicht unmöglich.
Das Fadenkreuz schwenkte wieder auf den Mann im Sessel. Die drei anderen Clowns hatte er lange genug beobachtet, um zu wissen, dass keiner von ihnen Moire war. Der saß im Sessel. Wie auf dem Präsentierteller.
Er atmete langsam aus und zog den Abzug gleichmäßig durch. Der Lauf ruckte einmal.
Als er seinen Wagen startete und gemächlich davonfuhr, war nicht einmal eine Minute vergangen.
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V erdammte Scheiße!« Mark richtete sich vorsichtig auf und wischte sich die Glassplitter aus den Haaren. Dann sah er Ann neben dem Sessel auf dem Boden liegen. Einen Herzschlag lang dachte er, sie sei tot, denn ihr Gesicht war voller Blut. Doch dann bewegte sie
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