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Shakran

Shakran

Titel: Shakran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Winter
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war ihm schnell klar, dass niemand wusste, wovon er sprach. Malvern hatte sein kleines Geheimnis wohl mit ins Grab genommen.
    Doch er musste auf Nummer sicher gehen. Agent Norman war wirklich tapfer. Als er ihr den letzten Finger abschnitt, winselte sie nicht einmal mehr, sondern bedachte ihn nur mit einem verächtlichen Blick.
    Zehn Minuten später war er sich sicher. Er sah wieder auf die Uhr. Je früher er verschwand, desto besser. Watier zögerte. Er hatte versprochen, seine eigene Walther nicht zu verwenden, aber ... Er schraubte den Schalldämpfer von seiner Walther auf die Walther des Senators. Die Schüsse kamen ihm überraschend leise vor.
    Er sah zu den Fingern, die auf der Schreibtischplatte lagen. Am besten, er sortierte sie nach Größe. Das gab den Bullen ein bisschen Futter. Das FBI liebte es ja, Profile zu erstellen.

15
 
    M ittlerweile war es vier Uhr morgens. Spät genug, auch FBI-Agenten durften mal schlafen. Val hatte Mark nach Hause gefahren. Sie saßen noch in ihrem Wagen.
    Mark seufzte. Der Gedanke, jetzt in sein Einzimmer-Wohnklo zu gehen, war nicht sehr reizvoll. Er war hundemüde, aber er wusste, dass seine Gedanken ihn nicht schlafen lassen würden. Außerdem hatte er Durst. Nicht weit von hier gab es eine Kneipe, die die ganze Nacht offen hatte.
    Val schien seine Gedanken zu lesen. »Lass es. Geh einfach schlafen.«
    Mark nickte. »Das wäre wohl das Beste. Aber dieser Fall macht mir zu schaffen.«
    »Vielleicht sollte ich die Akte mitnehmen. Ich kenne dich, du brütest sonst nur drüber.«
    Mark schüttelte den Kopf. »Ich kann sowieso nicht schlafen.«
    Val nickte langsam. »Okay.« Als Mark keine Anstalten machte auszusteigen, sagte sie: »Ich habe das Gefühl, als würden wir den Deckel von Pandoras Büchse anheben ... Jedenfalls stinkt es jetzt schon ganz gewaltig.«
    »Wenn wir die Kiste aufmachen, sollten wir dran denken, dass wir auch die Hoffnung rauslassen«, meinte Mark mit einem schiefen Lächeln. Er sah ihren Blick und lachte. »Hey, ein bisschen Bildung habe ich auch.« Er wurde schnell wieder ernst. »Diese Sache vor acht Jahren, die stinkt, da gebe ich diesem Kramer recht, aber mit Malvern kann das wohl kaum was zu tun haben.« Er verzog das Gesicht. »Mittlerweile denke ich, es wäre besser gewesen, sie da rauszuhalten.« Er sah in die Nacht hinaus. »Meinst du, es wäre möglich, dass ...«
    »... es damals ein faules Ei gab?«, sagte Val, und Mark nickte. Sie zuckte mit den Schultern. »Kramer vermutet nur, dass sie im Zeugenschutzprogramm war. Gut, es liegt nahe, aber wer weiß das schon. Aber es kann nicht schaden, wenn wir etwas vorsichtiger vorgehen. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen ...« Sie brach ab.
    Mark lehnte sich zurück, schloss die Augen und massierte sich mit den Fingerspitzen die Schläfen. In seinem Kopf arbeitete ein ganzer Bautrupp mit Pressluftbohrern. Er hoffte, dass er noch ein Aspirin zu Hause hatte. Oder zwei. Oder drei. »So ein Zeugenschutzprogramm ist nie perfekt«, sagte er dann und gähnte. Dann öffnete er die Tür, stieg aus und beugte sich vor. Val sah ihn besorgt an.
    »Ich werde direkt nach oben gehen. Gute Nacht«, sagte er.
    Sie bedachte ihn mit einem letzten prüfenden Blick und nickte dann. »Gute Nacht, Mark.«
    Er warf die Tür zu, drehte sich um und ging zum Eingang. In diesem Augenblick meldete sich sein Pieper. Er warf einen Blick auf das Display, es war das Büro. Um diese Uhrzeit? Er drehte sich um, Val stand noch da, sie winkte ihm zu, er rannte zu ihr, sie stieß die Beifahrertür auf und gab Gas, noch ehe er richtig im Wagen saß.
    »Was ist los?«, rief er, während er nach dem Sicherheitsgurt griff. »Auf Malverns Familie wurde soeben ein Mordanschlag verübt!«
    Mark suchte unter dem Beifahrersitz nach dem Blaulicht, kurbelte das Fenster herunter und pappte das Ding mit dem Magnetfuß aufs Dach.
    »Verdammte Scheiße!« fluchte Val.
    Er konnte nur nicken.
 
    Als Val am Tatort ankam, sah sie einen Wust von Fahrzeugen vor sich, alle kreuz und quer geparkt, die meisten hatten ihr Blaulicht und ihre Scheinwerfer noch an. Vor ein paar Minuten hatte es angefangen, leicht zu nieseln. Das Flackern der Lichter auf dem glänzenden Asphalt machte die Szenerie irgendwie unwirklich. Mehrere Krankenwagen standen da, auch zwei Wagen des Gerichtsmedizinischen Instituts.
    Mark unterdrückte ein Gähnen. »Dann los.« Sie stiegen aus.
    Die Übertragungswagen zweier konkurrierender Nachrichtensender blockierten die Straße, beide

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